
Mein Traumberuf
Bei Recherchen in alten Ausgaben des Zofinger Tagblatts bin ich auf diese Schlagzeile aus dem Jahr 1994 gestossen: «Lokomotivführer noch immer ein Traumberuf». Es ging in diesem Text darum, für welche Berufe sich Schüler nach der obligatorischen Schulzeit interessieren: «Dabei fehlten natürlich auch sogenannte Traumjobs nicht, wie Filmstar, Schauspielerin, Pilot, Tennisprofi, Fussballer, Autorennfahrer, Schiffskapitän und Lokomotivführer!»
Ich trage zwar das Eisenbahner-Gen in mir – mein Grossvater, den ich leider nie kennenlernen durfte, arbeitete bei den SBB – und habe mich als Kind für die Eisenbahn interessiert, doch persönlich wollte ich nie Lokführer werden. Vielleicht wusste ich schon damals, dass das mit meiner starken Kurzsichtigkeit nicht geht.
Einen Traum hatte ich natürlich auch; und der war je nach Alter ein anderer: Während meiner Schulzeit begeisterten mich die Römer. Also wollte ich Archäologe werden und nahm an der Bezirksschule Lateinunterricht. Als es dann gegen Ende Bez um die Berufswahl ging, war mir mein grosser Bruder, der zu jener Zeit die Kantonsschule besuchte, eher ein Vorbild als mein früherer Berufswunsch. Mein Entschluss stand fest: Ich wollte auch an die Kanti! Hier würde ich vielleicht auch den richtigen Beruf für mich finden. Das war etwas gar naiv, das gebe ich zu.
An der Kanti entdeckte ich meine Begabung fürs Schreiben. Und so entwickelte sich der Wunsch, Journalist zu werden. Trotzdem studierte ich zuerst Geschichte, was als Kontinuität gegenüber meiner Faszination der Römerzeit gedeutet werden kann. Dennoch blieb das Ziel, in den Journalismus einzusteigen, in meinem Hinterkopf.
Dass ich aber heute bei einer Zeitung arbeite, hätte ich mir vor 25 Jahren, als der eingangs erwähnte Text publiziert wurde, niemals träumen lassen.