
Michael Näf fliegt wie auf einem Teppich über das Wasser
Unverhofft kommt oft: Wenige Tage, bevor in Fortaleza der erste Wingfoil-Super-Grand-Slam der Geschichte ausgetragen wurde, entschloss sich Michael Näf zur Anreise nach Brasilien. Der 30-jährige Rothrister startete mit tiefen Erwartungen in den Wettkampf, bei dem sich die besten Wingfoil-Surfer der Welt messen. Er vermochte die Jury aber mit seinen Tricks zu überzeugen und landete in der Kategorie «Freestyle/Surf» auf Platz zwei. «Das kam sehr überraschend», zeigt sich Michael Näf gleichermassen erfreut und verblüfft über seinen Erfolg.
Für ihn ist es nicht der erste Sprung auf das Podest. Bei der 2019 ins Leben gerufenen Foil-Freestyle-Weltmeisterschaften in Silvaplana resultierte letzten August wie schon bei der Premiere der dritte Platz, wenige Tage zuvor schloss er den ersten Wingfoil-Contest an gleicher Stelle auf Rang zwei ab.
Tragflügel unter dem Brett ermöglicht tägliches Surfen
Was aber ist Foilsurfen? Die Sportart hat ihren Ursprung im Kite- und Windsurfen. Für den grossen Unterschied sorgt der Tragflügel, der sich unter dem Brett befindet und das Surfen bereits bei sehr wenig Wind ermöglicht. «Wegen der Wetterverhältnisse kommt man auf den Schweizer Seen nicht oft im Jahr auf seine Kosten. Mit dem Foil aber steht dem täglichen Surfen nichts mehr im Weg», erklärt Michael Näf.
Beim Wingfoil, einer Kombination aus Wind-, Kitesurfen und Wellenreiten, hält der Benutzer zusätzlich einen Flügel in der Hand, der nicht mit dem Brett verbunden ist und den Vortrieb generiert. «Dadurch fühlt sich das Surfen wie auf einem fliegenden Teppich an, der schwerelos über das Wasser gleitet», sagt Näf. Die spezielle Ausrüstung ermögliche es ihm, Tricks aus dem Windsurfen und Snowboarden zu verbinden. «Wingfoil-Surfen ist wie Tanzen auf dem Wasser. Das klassische Windsurfen hingegen fühlt sich eher hart und rau an», so Näf.

Foilsurfen ist im Grunde keine neue Sportart, bereits in den 1980er-Jahren sind erste Produkte auf dem Markt erschienen. Der technologische Fortschritt führte aber erst vor rund sechs Jahren dazu, dass Foilsurfen auch bei der breiten Masse auf Anklang gestossen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt zählte Windsurfen zur grossen Leidenschaft von Michael Näf, ehe sich mit dem Foilsurfen für ihn eine neue Tür öffnete. «Vor vier Jahren begann ich mit dem Foilsurfen. Wir Schweizer waren Pioniere in dieser Sportart und wagten die ersten Sprünge aus dem Wasser», sagt Näf, der als Gebäudeingenieur an der Hochschule Luzern arbeitet und dabei auch Studenten betreut.
Die Entwicklung im Foilsurfen der letzten Jahre gipfelte in der Gründung der Global Wingsports Association. Diese organisiert eine World-Tour mit den vier Disziplinen Freestyle, Surfing, Ocean Surfing und Racing. «Ob ich eine Profikarriere einschlage, steht noch in den Sternen», sagt Michael Näf. Der Reiz, auf dem Brett den Lebensunterhalt zu verdienen, sei aber definitiv da. «Momentan ist Foilsurfen ein Hobby, an dem ich sehr viel Spass habe», sagt Näf, der sich im Sommer vier- und im Winter mindestens zweimal pro Woche aufs Wasser wagt. Oder wie es Näf lachend formuliert: «Sobald es windet, bin ich auf dem See anzutreffen.»