Mit Schadstoffen belastete Gärten – Hobbygärtner spritzen und düngen besonders intensiv

Zu viele Abbauprodukte des Fungizids Chlorothalonil im Trinkwasser – verschiedene Quellen und Grundwasserfassungen im Aargau mussten stillgelegt werden. Seit den 70er Jahren hat die Landwirtschaft mit Chlorothalonil gegen Pilzbefall bei Getreide, Gemüse und im Weinbau angekämpft. Mit gutem Gewissen – weil durch Fachleute so beraten. Wer nun meint, die agrochemische Vergangenheit sehe in unseren Gärtnereien und insbesondere im eigenen Hausgarten besser aus, der kann sich täuschen. Die Bodenschutzfachstelle des Kantons Aargau hat mit Stichproben abgeklärt, wie stark die Böden von Gärtnereien belastet sind. Bei den 114 im Kanton bekannten ehemaligen und aktuellen Gärtnereibetrieben wurden in 20 Fällen Bodenproben genommen.

Das Resultat? An 13 Orten lagen die Werte für Chlorpestizide – zu ihnen gehören die Insektizide DDT, Aldrin oder Dieldrin, aber auch Fungizide – oberhalb des Richtwerts. Festgestellt wurden sehr oft auch Schwermetalle wie Kupfer, Zink und Blei. Dennoch: Es bestehe für die Gartennutzer keine Gefährdung. Die Befunde haben allerdings zur Folge, dass die Böden in betroffenen Gärtnereien als sogenannte Verdachtsflächen gelten. Wird hier für ein Bauprojekt Erde ausgehoben und verlagert, so muss diese speziell untersucht werden. Wie ist es um unsere Privatgärten bestellt? Das wurde nicht abgeklärt. Wie schätzen Fachleute die Lage ein? Cyrill Lampart ist Vorstandsmitglied des Branchenverbands Jardin Suisse Aargau und hat in Zofingen eine Firma für Gartenunterhalt. Er sagt: «Das mit Pestiziden und Überdüngen im professionellen Gartenbau, das war einmal.» Man habe heute mehr Wissen, Kostendruck und gesetzliche Vorgaben. Dünger und Pflanzenschutzmittel sind alles andere als billig, was den Gartenbau in Richtung integrierte Produktion (IP) hat entwickeln lassen. «Heute setzen sehr viele Gärtner auf biologische oder biologisch abbaubare Produkte». Was ihm auffällt, ist, dass Private im Gartencenter oder im Baumarkt Produkte erwerben und anschliessend anwenden dürfen, welche für Profis längst verboten sind.

Der Zofinger Michael Wacker ist Gartenbautechniker und sieht das Problem ebenfalls hier. Private möchten für ihre Pflanzen das Beste tun und hätten die Tendenz, es zu übertreiben – lieber mehr Dünger und Spritzmittel als auf der Verpackung angegeben ist, einsetzen. Zum Thema Pflanzenschutz unterstreicht Lampart die Bedeutung des richtigen Pflanzenstandorts. «Setzt man Büsche und Blumen am richtigen Ort, sind sie weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten.»

Was Wacker bei einigen Gartenbesitzern auffällt, ist Bequemlichkeit. Vorgärten weichen mehr und mehr leblosen Steingärten, und seit potente Unkrautvernichtungsmittel verboten sind, greift der eine oder andere Private zum Gasbrenner – jäten ist eine unbeliebte Tätigkeit.