
Möbel Berger vergrössert Näherei – ausgerechnet jetzt fällt grosses Kundensegment weg
Die Polsterei und die Näherei sind das Herzstück von Möbel Berger in Oftringen. Seit 87 Jahren ist das Familienunternehmen schweizweit bekannt dafür. In den vergangenen Monaten liessen die Inhaber diesen Bereich umbauen und erweitern. Der Zeitpunkt hätte ein besserer sein können. Denn die Kunden von Möbel Berger sind hauptsächlich Gastrobetriebe oder Hotels – und die sind von der Coronakrise schwer getroffen. Entsprechend wird kaum Geld in die Erneuerung des Inventars gesteckt. Beispiel: Normalerweise hat Möbel Berger in dieser Jahreszeit viele Aufträge in Aussicht von Hotels in den Bergen, die sich von November bis Mitte Dezember in der Zwischensaison befinden. Dieses Jahr gibt es in diesem Bereich keinen einzigen Auftrag.
Damit bricht Möbel Berger ein wichtiges Kundensegment weg. Weil die Erweiterung der Näherei aber schon vor dem Lockdown in die Wege geleitet war, wurde diese trotz allem durchgezogen. Und: «Wir kommen zurzeit gut durch», sagt Geschäftsführer und Inhaber Bruno Berger. Zumal das Möbelgeschäft nach dem Lockdown sehr gut angelaufen ist. «Die Menschen waren vermehrt zu Hause. Zudem haben viele weniger Geld für Ferien ausgeben. Das hatte zur Folge, dass sich einige neue Möbel leisten wollten», sagt Marco Berger, Inhaber und Zuständiger fürs Marketing.
Aufgefrischte Ausstellung, neuer Eingangsbereich
Die Zeit des Lockdowns im Frühling nutzte der Betrieb, um die Ausstellung neu zu konzipieren, neue Böden zu legen und die Wände zu streichen. «So konnten wir die Zeit sinnvoll nutzen und mussten das Personal nicht in Kurzarbeit schicken», sagt Bruno Berger. Lediglich das Verkaufspersonal war in Kurzarbeit. Und: In der Zwischenzeit wurden zwei zusätzliche Stellen in der Polsterei geschaffen. Insgesamt 27 Angestellte sind bei Möbel Berger beschäftigt.
Weiter wurde der Eingangsbereich neu gestaltet. «So müssen unsere Kunden nicht mehr durch den Speditionsbereich in die Ausstellung gehen», so Marco Berger. Der Eingangsbereich ist in der Farbe Petrol gehalten, Möbelstücke sind auf kleinen Podesten ausgestellt. Ab heute Samstag kann die Kundschaft die Neuerungen im Geschäft begutachten. Speziell: Eine grosse Fensterfront gibt den Blick frei in die Näherei, die fast 50 Prozent grösser ist als vorher. «Die Näherei war ein Nadelöhr», sagt Bruno Berger. «Wir hatten schon länger zu wenig Platz. Um die Effizienz und Produktivität zu erhöhen, war es ein Muss, die Zuschneiderei und Näherei zu vergrössern. » Ein Neubau sei aber nicht infrage gekommen. Entsprechend wurde eine Ausstellungsfläche geopfert.
Familienbetrieb nimmt den Konkurrenzkampf auf
Mehr Platz hat auch die Polsterei erhalten. Die Kundschaft kann hier zuschauen wie Polstermöbel entstehen. «Damit zeigen wir, dass hier noch gearbeitet wird und dass wir nicht nur mit Möbeln handeln», erklärt Bruno Berger den Entscheid, die Arbeitsprozesse weiterhin sichtbar zu machen. Das wecke Vertrauen. Durch den Wegbruch des Gastrosegments will sich Möbel Berger vermehrt auf die Privatkunden konzentrieren. Derzeit könne man den Wegbruch mit privaten Aufträgen sehr gut kompensieren, sagt Marco Berger. Vom Hockerli bis zum Designmöbel könne alles neu gepolstert und frisch bezogen werden, ergänzt er.
Damit nehmen er und seine Familie auch den Konkurrenzkampf in der Region auf. Tatsache ist, dass sich die Eröffnung von XXXLutz in Rothrist zuerst bemerkbar machte mit weniger Kundschaft. «Als dann Lutz Möbel Pfister aufkaufte, änderte sich das wieder», sagt Marco Berger. «Das hat die Kundschaft nicht goutiert und berücksichtigt daher lieber wieder Fachgeschäfte wie unseres.» Auf gute Beratung und Service nach dem Kauf wird Möbel Berger weiterhin setzen. «Ein so kleines Geschäft wie wir muss etwas besser machen als die Grossen», sagt Bruno Berger. «Ansonsten hat man keine Überlebenschance.»
