
Motion von SVP-Grossrätin Bircher: Weg mit «Schreiben nach Gehör»!
Die Schreiblernmethode «Schreiben nach Gehör» ist zuerst in Deutschland, dann auch in der Schweiz heftig in die Kritik geraten. Bei dieser Methode sollen die Schülerinnen und Schüler zuerst das lautgetreue Schreiben erlernen. Sie dürfen Wörter so schreiben, wie sie es aufgrund des Klanges der Silben für richtig halten. Rechtschreibfehler werden von den Lehrpersonen erst nach und nach und frühestens ab dem zweiten Schuljahr korrigiert. Auch im neuen Aargauer Lehrplan, der auf das Schuljahr 2020/21 eingeführt wird, finden sich wesentliche Elemente der Methode.
Eine in diesem Herbst veröffentlichte Studie der Universität Bonn kam nun aber zum Schluss, dass die Schüler am Ende der 3. Klasse wesentlich besser in Rechtschreibung waren, wenn sie nach der klassischen Fibel-Methode unterrichtet worden waren. In Deutschland haben daraufhin die beiden Bundesländer Hamburg und BadenWürttemberg ihren Lehrpersonen verboten, nach der Methode «Schreiben nach Gehör» zu unterrichten. Längst hat der Methodenstreit auch die Schweiz erreicht: So hat der Kanton Nidwalden kürzlich beschlossen, dass das lautgetreue Schreiben ab der 2. Klasse nicht mehr unterrichtet werden darf. Lehrpersonen müssen spätestens ab der 2. Klasse zwingend die Fehler in der Rechtschreibung korrigieren: «Fogel» statt «Vogel darf nicht mehr toleriert werden.
Motion verlangt Verbot
Noch einen Schritt weiter gehen möchte SVP-Grossrätin Martina Bircher. Sie verlangt mittels einer Motion, dass im Aargau künftig nicht mehr nach der Methode «Schreiben nach Gehör» unterrichtet werden darf. Zudem sollen keine Lehrmittel dieser Methode mehr verwendet werden, an der pädagogischen Hochschule soll die Methode nicht mehr gelehrt werden dürfen und der neue Aargauer Lehrplan müsse entsprechend angepasst werden. Der Vorstoss wurde von 31 SVP-Grossrätinnen und -räten unterzeichnet.
Elisabeth Abbassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (alv), erklärte, dass die Sache nicht so einfach sei, wie es die Motion darstelle. So sei es vielfach üblich, dass an den Schulen beides angewendet werde: Die klassischen Methoden mit den klaren Regeln der Rechtschreibung einerseits, und andrerseits sei, vor allem in den ersten Schuljahren, die Rechschreibung beim freien Verfassen von Texten nicht das wichtigste Kriterium.