Nach aufwendiger Sanierung: Dampfschiff Stadt Luzern wieder wie neu

Ein Teil des einen Schaufelrades (rot).
Ein Teil des einen Schaufelrades (rot).
Der neue Kapitän des Schiffs, Roger Maurer.
Der neue Kapitän des Schiffs, Roger Maurer.

Das Dampfschiff Stadt Luzern sticht in rund acht Wochen nach einer langen Pause wieder in den See. Das Flaggschiff der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees AG (SGV) mit Baujahr 1928 ist während zweieinhalb Jahren durch die hauseigene Schiffbaufirma Shiptec AG generalsaniert und unter Denkmalschutz gestellt worden.

Am 4. März erfolgte die offizielle Übergabe an die Schifffahrtsgesellschaft. «Die enge Zusammenarbeit verlief nach Plan», teilte die SGV diese Woche mit, «beide Unternehmen sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.» Momentan liegt das Schiff am Werftsteg beim Inseli in Luzern. Für Testfahrten fährt es bereits. Was alle Schiffsfans freuen dürfte: Auf den Frühlingsfahrplan, der am 1. Mai beginnt, kommt die «Stadt Luzern» fürs Publikum auf den Vierwaldstättersee zurück; mit Roger Maurer als neuem Kapitän an Bord. Er erzählt im Interview mehr über seine Tätigkeit und das «neue alte Schiff».

 

Roger Maurer, welches sind die Herausforderungen als Kapitän beim Flaggschiff der SGV nach der Revision?

Roger Maurer: Als Kapitän bin ich in der Schlussphase der Revision mit dabei. Die Herausforderungen haben aber schon vor dem Bau angefangen. Es gab unzählige Sitzungen der Baukommission, wo man die Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen unter einen Hut bringen musste. Dabei waren die nautischen und die betrieblichen Anforderungen sowie der Denkmalschutz und das Behindertengleichstellungsgesetz die zentralen Themen. Danach durfte ich das Schiff mit meiner Mannschaft nautisch einrichten, so dass die Abnahmefahrt für das Bundesamt für Verkehr (BAV) im Januar durchgeführt werden konnte. Es liegt mir am Herzen, einen praktischen und schönen Arbeitsplatz für die Mannschaft zu schaffen. Diese Arbeiten sind auf sehr gutem Weg.

Lange Zeit waren Sie Kapitän auf dem Dampfschiff Schiller. Was bedeutet der Schiffswechsel für Sie?

Nach zehn Jahren habe ich mich entschieden, den Wechsel aufs Flaggschiff Stadt Luzern zu machen. Mein Vorgängerkapitän, Kuno Stein, war sogar länger als ich auf dem Dampfschiff Schiller als Kapitän tätig. In den letzten Jahren vor der Pensionierung hat er die «Stadt Luzern» übernommen. Das Dampfschiff Schiller ist und bleibt ein sehr schönes Schiff. Ich war mit ihm zehn Jahre auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Während so langer Zeit baut sich eine ganz spezielle Verbindung zum Schiff auf. Deswegen gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Worauf freuen Sie sich mit der «Stadt Luzern» am meisten?

Die «Stadt Luzern» wird etwa ein Drittel mehr Betriebstage im Fahreinsatz sein als das Dampfschiff Schiller. Das Schiff wird darüber hinaus auch öfters für Themen- und Extrafahrten eingesetzt. Auf diese Abwechslung neben dem Kursbetrieb freue ich mich ebenfalls sehr.

Was ist für Sie der eindrücklichste Moment in der Geschichte des Dampfschiffs Stadt Luzern?

Der Start im Jahr 1928 war eindrücklich, da die Maschine ursprünglich zu schwach konzipiert wurde und schon nach wenigen Kilometern einen Totalschaden erlitt. Die Firma Sulzer in Winterthur hatte die Maschine dazumal mit einer stärkeren Alternative sehr schnell ersetzt. Es ist eine Dreizylinder-Gleichstrom-Maschine, welche es sonst, in dieser Form, auf keinem in Betrieb stehenden Dampfschiff mehr gibt. Diese Maschine ist in der «Stadt Luzern» immer noch eingebaut – eine beeindruckende Geschichte. Auch General Henri Guisan prägte die Geschichte des Dampfschiffs. Er fuhr auf dem Vierwaldstättersee am 25. Juli 1940 zum legendären Rütli-Rapport. Der Besuch von Queen Elizabeth am 2. Mai 1980 ist ebenfalls erwähnenswert. Aufgrund dieses Besuches hat man dem vorderen Oberdeck-Salon den Namen «Queen’s Salon» gegeben.

Was ist aus Ihrer Sicht ein besonderes Merkmal des Schiffs?

Sein Aussehen. Die «Stadt Luzern» bietet einen imposanten und eindrucksvollen Anblick. Das maritime Flair des Flaggschiffs ist einzigartig auf Schweizer Seen. Die erwähnte Unikat-Maschine ist ebenfalls ein wesentliches Merkmal, das sie von anderen Schiffen unterscheidet. Eine Fahrt auf dem generalsanierten Dampfschiff in historischem Ambiente, mit allen Annehmlichkeiten unserer Zeit und modernsten Sicherheitseinrichtungen, garantiert den Fahrgästen ein noch komfortableres Schifffahrtserlebnis auf dem Vierwaldstättersee. Die «Stadt Luzern» verkehrt ab dem 1. Mai 2021 wieder regelmässig im Fahrplaneinsatz und wir hoffen, dass viele Gäste von nah und fern das neue alte Schiff wiederentdecken.

Mehr zum Schiff siehe auch: lakelucerne.ch und dampfschiff.ch/flotte/stadt-luzern

Einige Fakten zum Schiff

Luzern Rund 80 000 Arbeitsstunden sind in die Generalsanierung des Dampfschiffs Stadt Luzern geflossen. Diese hat laut Auskunft der Schifffahrtsgesellschaft 13,2 Millionen Franken gekostet. Der Verein Dampferfreunde Vierwaldstättersee spendete vier Millionen Franken, von der kantonalen Denkmalpflege kam ein weiterer Beitrag von einer Million Franken dazu.

Die «Stadt Luzern» wurde 1928 von den Gebrüdern Sachsenberg in Rosslau an der Elbe (Sachsen-Anhalt) erbaut. Sie ist das letzte für einen Schweizer See gebaute Dampfschiff.

Das Schiff ist ein Salon-Seitenraddampfer für zwei Klassen mit grossem Salonaufbau auf dem Oberdeck. Einzigartig in der Schweiz ist die Bauart, die einen maritimen Touch vermittelt. Das eindrückliche Erscheinungsbild des Raddampfers findet in den grosszügig im Art-Déco-Stil gestalteten Salons eine Fortsetzung; er ist vergleichbar mit jenem der Ozeandampfer der späten 1920er-Jahre. Schon zu Beginn machte die dritte «Stadt Luzern» Schlagzeilen: Die Dampfmaschine versagte 1928 schon nach einigen Kilometern ihren Dienst. Das Flaggschiff fuhr erst ein Jahr später wieder, ohne grosse Festivitäten. (ben)