
Nach dem Namenswechsel liess es die Junge Mitte krachen
«Das ist der Hammer», rief Michael Ruppen aus Nebikon nach der Delegiertenversammlung der CVP Kanton Luzern in Hochdorf begeistert aus. «Jetzt lautet der Parteinamen ‹Die Mitte› – damit sind wir Jungen sehr zufrieden», so der Nachwuchspolitiker. Ohne «C», das für «christlich» steht und von so vielen in der Partei als Hemmnis für die Zukunft verstanden wird.
Ruppen selber hatte während der Diskussion am Montagabend erzählt, wie er im Wahlkreis Willisau die Jungpartei mit aufbaut. Als CVP finde man zu wenig gute Köpfe. Diese gingen stattdessen zur FDP oder SVP.
Das gleiche Problem hat Christine Kaufmann, Stadtpräsidentin von Kriens. Nur gingen in urbanen Gebieten Kandidaten, welche sich mit den Werten der CVP identifizieren könnten, zur Grünliberalen Partei, sagte sie. «Das ‹C› wird nicht mit christlichen Werten in Verbindung gebracht – es steht für katholisch», so Kaufmann. Und das verbänden viele Leute mit rückständig und konservativ.
Orientierung an Werten bleibt wichtig
Mit 282 zu 43 Stimmen fiel der Entscheid zum Namenswechsel deutlich aus. Dennoch dauerte die Diskussion der Delegierten über zwei Stunden; zuvor gab es fast ein Jahr lang ständigen Wirbel in der Partei. Weshalb? «Die christliche Soziallehre war für mich immer ein ausserordentlich gutes Konzept, um mich in der Politik zu orientieren», sagte alt Regierungsrat Markus Dürr. Loblieder auf den Namen «Die Mitte» lösen bei ihm «einen Lachkrampf» aus.
So wie Dürr denken viele. Alt Grossrat Anton F. Steffen sagte, jede andere Partei sage bereits etwas über ihre Ziele in ihrem Namen aus. Den Namenswechsel empfindet er als Orientierung am Zeitgeist. Die CVP mache sich durch Beliebigkeit zur «Sponsorin der SVP». Seinen Antrag, am Namen CVP Kanton Luzern festzuhalten, zog er trotzdem zurück. Stattdessen sollten die Delegierten für den Kompromissvorschlag des «Komitees für das ‹C›» von Albert Schwarzenbach stimmen. Doch auch die Bezeichnung «CVP Luzern – die Mitte» fand keine Gnade bei den Anwesenden.
«Aufbruchstimmung neu entfachen»
Die christliche Soziallehre sei auch ihr wichtig, sagte Ständerätin Andrea Gmür. Mit einem neuen Namen könne man die gleichen Werte dennoch weiter vertreten. «Ich will, dass es diese Partei in 20 Jahren noch gibt», so Gmür. Zwar ist die CVP im Kanton Luzern die stärkste Partei und hat es geschafft bei den Wahlen 2019 wieder an der SVP vorbeizuziehen. Doch auch sie blickt auf einen jahrzehntelangen Niedergang zurück. «Ich möchte, dass wir die Aufbruchstimmung der letzten Wahlen neu entfachen», sagte Gmür.
Viele Parteikader haben den Schritt zur «Mitte» geistig längst vollzogen. Etwa Ida Glanzmann, Nationalrätin aus Altishofen. Die Umbenennung der CVP 60 plus sei mit nur einer Gegenstimme erfolgt, gab die Präsidentin dieser Organisation zu bedenken.
Auf dem Podium sassen viele Leute aus dem Einzugsgebiet dieser Zeitung. Die Parteileitung hatte den Namenswechsel einstimmig empfohlen. So auch Regierungsrat Guido Graf aus Pfaffnau, oder Michaela Tschuor aus Wikon, die als Vizepräsidentin durch den Abstimmungsteil der Versammlung führte. Lukas Graf, Anwalt aus Richenthal, leitete zudem das Auszählungsverfahren.
Am klarsten skizzierte alt Nationalrat Josef Leu die Lage. Die SVP habe es geschafft durch einen Namenswechsel einen überkonfessionellen Rahmen zu schaffen und in den letzten 30 Jahren stark zu wachsen. Dies sei der CVP nicht gelungen. «Das sollten wir korrigieren», sagte Josef Leu.