
Nach der EM ist hoffentlich vor der WM für den Kölliker Biker Joel Roth
In einem Monat steigt in der Lenzerheide die Weltmeisterschaft der Mountainbiker. Bei den Titelkämpfen in der Heimat wäre der Kölliker Joel Roth gerne dabei. Der nationale Verband Swiss Cycling hat eine erste Liste von definitiv selektionierten Fahrern herausgegeben. Joel Roth fehlt im Aufgebot – noch. Der 19-Jährige bestreitet seine erste Saison bei der U23 und sagt: «Ich rechne damit, dass es mir noch gelingt, die Limite zu schaffen.» Wie die definiert ist, bleibt verbandsintern. Joel Roth lässt durchblicken: «Schneide ich bei meinem nächsten Qualifikationsrennen beim Weltcup in La Bresse ähnlich ab wie zuletzt an der Europameisterschaft, sollte es klappen mit einem WM-Aufgebot.»
Vergangenes Wochenende fuhr Joel Roth im Duell mit der europäischen Spitze auf den 20. Platz. Als Jüngster im Feld darf er mit diesem Ergebnis zufrieden sein. Nach dem Kategorienwechsel von der U19 zur U23 sei der Niveauunterschied schon extrem, betont der Schweizer U19-Meister von 2017, «die Ältesten stehen vor dem Sprung in die Elite und sind wirklich stark». Der Athlet des RC Gränichen musste sich an ein neues Gefühl gewöhnen: «Selbst wenn ich alles gebe, Vollgas fahre, werde ich am Ende maximal Zwanzigster, vorher wäre ich mit Sicherheit auf dem Podest gelandet.»
Zuhause trainiert es sich am besten
Das Wichtigste, was Joel Roth von den EM in Graz heimnahm, war die Gewissheit: «Meine Blockade hat sich gelöst.» Der gelernte Koch spricht davon, dass seit Mitte Juni, nach dem Heimrennen in Gränichen, der Wurm drin war. «Meine Form war zwar immer ansteigend, aber im Wettkampf fühlte es sich nie an, als ob ich ein Rennen fahre.» Woher die «angezogene Bremse» kam, wisse er selber nicht. «Vielleicht hat mir das Höhentraining in St. Moritz nicht gutgetan, das war das Einzige, was ich an meinen Gewohnheiten verändert habe», so der Kölliker, der derzeit als Profisportler unterwegs ist. Am besten trainiere er sowieso zuhause, in der Region. «Vor der WM im letzten Jahr habe ich das auch so gemacht», betont Joel Roth. Die damaligen Resultate zeigen, dass es keinen Grund gibt, daran was zu ändern. Roth holte sich mit der Schweizer Staffel Gold und im Junioren-Rennen Silber.
Defekte und ein Tiefpunkt
Damit solche Erfolge möglich sind, müssen viele Faktoren stimmen. Auch das Material muss mitmachen, wie Joel Roth diese Saison mehrmals erfahren musste. Während beim ersten Weltcup-Rennen in Stellenbosch in Südafrika (25.) alles wie am Schnürchen lief, erlebte der beim Head Pro Team unter Vertrag stehende Fahrer auch «nervige Dinge». In Albstadt (De) war für ihn das Rennen nach 150 Metern zu Ende, Joel Roth stürzte im Startfeld, sein Lenker brach. Im tschechischen Nove Mesto bremste ihn zuerst ein Defekt am Hinterrad, dann gingen auch noch die Schuhe kaputt. Immerhin schaffte es der Aargauer als 57. noch ins Ziel. Den Tiefpunkt erlebte Joel Roth an den Schweizer Meisterschaften, wo er zwar ohne Panne durchkam, «aber sonst gar nichts ging». Als Neunter war er Schnellster seines Jahrgangs, aber enttäuscht, dass er sein Potenzial nicht ausschöpfen konnte.
Joel Roth nimmt die bisher durchzogene Saison nicht tragisch. Nach dem Sprung von den Junioren zur U23 gönnt er sich das erste Jahr, um Erfahrungen zu sammeln und Fuss zu fassen, ehe er 2019 angreifen will. «Deshalb ist es mir lieber, die kleine Krise kommt jetzt zu Beginn als in zwei, drei Jahren, bevor dann der Wechsel zur Elite bevorsteht», so Roth. Und so steigt Joel Roth zuversichtlich in die restliche Saison, zumal ihm in nationalen Rennen diverse Podestplätze glückten. Der derzeit Führende der Proffix-U23-Swiss-Bike-Cup-Wertung will die nächsten drei Wochen «gut trainieren», um nach dem Swiss Cup in Villars-sur-Ollon dann in La Bresse glänzen zu können – und sich doch noch ein WM-Ticket zu sichern.