
Nach der Unterschrift kommt die Ernüchterung
Es liegt Spitzensportlern in den Genen, stets nach Höherem zu streben. Wer in der zweithöchsten Eishockeyliga zu den Topspielern gehört, liebäugelt damit, den Sprung in die National League zu schaffen. Beim EHC Olten sind mit Sartori, Rouiller, Elsener und Eigenmann eine Handvoll Spieler angestellt, die an der Schwelle zur NLA stehen. Hinzu kommt Stanislav Horansky, der beim EHC Olten zu einem unverzichtbaren Wert geworden ist und damit auch die Interessen der National-League-Klubs geweckt hat. Konkret hat Ambri-Piotta Interesse am Slowaken mit Schweizer Lizenz angemeldet.
Es ist ein problematischer Trend auszumachen
Ob sich jedoch Horansky, der bereits mit Biel 54 NLA-Einsätze auf dem Konto hat, in der National League durchsetzen würde, ist nicht mehr als Kaffeesatzlesen. Klar ist: Genauso wie man von seinen Qualitäten überzeugt sein kann, darf auch angezweifelt werden, ob er den Schritt zum Stammspieler tatsächlich schafft. Denn unlängst ist im Schweizer Eishockey ein Trend auszumachen, der allen Swiss-League-Sportchefs das Leben schwer macht: Die National-League-Organisationen statten die besten Swiss-League-Spieler mit einem Kontrakt aus – wohlwissentlich, dass diese letztlich keinen Platz im Stammkader erhalten werden und mittels B-Lizenz als Ausleihe wieder in der Swiss League landen, um dort Spielpraxis sammeln zu können.
Eine Auslegeordnung zeigt: Sieben Spieler aus der Swiss League haben sich im vergangenen Frühling für die laufende Saison einen Vertrag bei einem National-League-Klub ergattert. Doch von diesen sogenannten Liftspielern spielen fünf längst wieder eine zentrale Rolle in der Swiss League. Nur zwei – Nico Dünner (Rapperswil) und Giacomo Dal Pian (Ambri) – konnten sich eine Liga höher durchsetzen. Nach der Unterschrift in der National League folgt deshalb für viele schon bald die Ernüchterung.
Diese Strategie macht es Topteams wie Kloten oder Olten schwer, ein kompetitives Stammkader zusammenzustellen. Und dieses Vorgehen spielt insbesondere den National-League-Klubs in der unteren Tabellenhälfte in die Karten. Mit laufenden Verträgen der NLB-Topspieler verfügen die NLA-Organisationen faktisch über die volle Kontrolle über die Swiss-League-Teams. Ausleihespieler können jederzeit wieder abgezogen werden – oder werden nach Gutdünken hin- und hergeschoben. Damit wird einem aufstiegswilligen Klub bereits vor Playoffstart vom Oberklassigen viel Wind aus den Segeln genommen.
Liftspieler, die am Montag nach dem Morgentraining auf ihr Handy blicken müssen, um zu erfahren, in welchem Team sie am Dienstagabend spielen, sind in der Swiss League als Verstärkung gerne gesehen, aber als Aufbau eines harmonischen, erfolgreichen Konstrukts in der Garderobe letztlich Gift, weil nie vollumfänglich auf sie gezählt werden kann. Hingegen können B-Lizenzen auch eine positive Seite haben: Junioren im Elite-Alter können mittels Ausleihe an das professionelle Eishockey herangeführt werden, so wie dies der EHCO derzeit bei Keijo Weibel und Joel Salzgeber praktiziert.
Spielchen, die man nicht mitmachen sollte
Weil die NLA-Klubs mit einem möglichst breiten Kader in die Saison starten wollen, die Rede ist von über 30 Spielern, versuchen die Organisationen als neuste Masche NLB-Spieler mit Perspektiven zu einem Vertrag in der Swiss League zu überreden, um Lohn- und Versicherungskosten aus dem Weg zu gehen, wobei Spieler und NL-Team die Option vertraglich festgehalten haben möchten, dass auf den entsprechenden Spieler mittels B-Lizenz im Lauf der Saison zurückgegriffen werden kann. Der EHC Olten tut gut daran, sich an solchen Spielchen nicht zu beteiligen, auch wenn vielleicht der eine oder andere Topspieler nicht in Grün-Weiss aufläuft.
Duell zweier formstarker Teams
SC Langenthal In den letzten fünf Runden hat der EHC Kloten stets gewonnen und liegt in der Formtabelle deshalb genauso wie in der Swiss-League-Tabelle zuvorderst. Gleich dahinter folgen Langenthal und Visp: Beide Mannschaften haben vier der letzten fünf Spiele siegreich gestaltet und duellieren sich heute im Wallis in der Lonza Arena.
Wichtig ist diese Partie vor allem mit Blick auf die tatsächliche Tabelle. Der SC Langenthal hat zuletzt mehrmals vom Erreichen des Heimvorteils gesprochen – und auf dem letzten dieser vier Ränge steht aktuell Visp. Es besteht kein Zweifel, dass sich die Oberaargauer heute drei Punkte erkämpfen müssen, wenn sie die Chancen auf Rang vier hochhalten wollen. Der Abstand beträgt momentan sieben Punkte. Um diese wettzumachen, muss der SCL konstant besser Punkten als Thurgau und Visp.
Doch bei ihrem letzten Besuch in der Lonza-Arena gab es für den SCL mächtig auf die Mütze. Visp gewann das Spiel vor der Nationalmannschaftspause anfangs November mit 7:2. Die Walliser schossen dabei vier Powerplaytore. Der SC Langenthal muss sich nach den letzten Auftritten trotzdem nicht verstecken. Gegen Thurgau resultierte ein 6:3-Erfolg, in Biasca sogar ein 9:1-Sieg. Die Oberaargauer dürfen sich deshalb berechtigte Hoffnungen machen, heute den vierten Sieg in Folge zu realisieren. Dies, obwohl Topskorer Simon Sterchi verletzungsbedingt fehlen dürfte. Im Spiel gegen Thurgau zog er sich bei einem Check eine Hirnerschütterung zu. (ryl)