Nach Kritik: Migros startet doch noch mit der Plastiksammlung

Die Migros Luzern hat am 3. Mai als erste Migros-Genossenschaft in der Schweiz einen Plastik-Sammelsack eingeführt. Das gesammelte Plastik wird sortiert, recycelt und zukünftig für neue Verpackungen in der Migros-Industrie wiederverwendet, teilte der Grossverteiler mit. Mit der Lancierung des eigenen Plastik-Sammelsackes biete die Migros Luzern für die Zentralschweizer Bevölkerung eine einfache Möglichkeit, Plastikverpackungen zuhause zu sammeln und in einer von über 40 Migros-Filialen zu retournieren. Der Sammelsack ist in drei Grössen (17, 35 und 60 Liter) in der Migros erhältlich. Er kostet je nach Grösse 90 Rappen, 1.70 und 2.50 Franken. Die kostenlosen Separatsammlungen für PET-Getränkeflaschen und Plastik-Flaschen – wie beispielsweise Milchflaschen – bei der Migros bleiben bestehen. PET-­Getränkeflaschen sind im Plastik-Sammelsack nicht erlaubt.

Lancierung des Pilotprojekts 2020 misslungen

«Für die Umsetzung der Plastiksammlung spannt die Migros Luzern mit den Zentralschweizer Abfallverbänden zusammen», teilte sie ferner mit. Bei der ersten Ankündigung des Projekts vor einem Jahr war einiges schiefgelaufen (wir berichteten). Der Grossverteiler machte einen Rückzieher und verschob die Sache. Die «Tagesschau» von SRF berichtete im Mai 2020, die Verbände, die in den Gemeinden für die Abfallbewirtschaftung zuständig sind, hätten erst aus den Medien vom Projekt erfahren. Laut anderen Medienberichten fehlte der Migros eine «Konzession». Gewisse Verbandsvertreter bezweifelten, dass Plastiksammeln sinnvoll sei. Die Migros-Pressestelle entgegnete damals, vor dem Start der Pilotphase habe sie alle Kantone und Gemeinden im Wirtschaftsgebiet der Genossenschaft Luzern informiert, in denen sich Testfilialen befänden. Danach habe der Dialog mit den Abfallzweckverbänden begonnen.
«Es gab 2020 ein Kommunikationsproblem», sagt Martin Zumstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Luzerner Verbands REAL (Recycling Entsorgung Abwasser Luzern) auf Anfrage dieser Zeitung. «Die Migros hat ihr Projekt 2020 sehr kurzfristig lanciert und die Verbände erst spät begrüsst, sodass die vielen offenen Fragen in dieser kurzen Zeit rechtlich nicht sauber geklärt werden konnten.» Die Verantwortung für die Siedlungsabfälle lägen bei Gemeinden und Abfallzweckverbänden. Neu habe die Migros einen Dienstleistungsauftrag der Verbände. «Sie verkauft für uns die Säcke, sammelt sie wieder ein und führt das Plastik dem Recycling zu», erklärt Zumstein.

Die Verbände und der WWF äussern sich jetzt positiv

Nun ist also alles in Minne. Die Zentralschweizer Abfallverbände begrüssen offiziell, dass sich die Migros für einen gesamtheitlichen Ansatz engagiert, indem sie nicht nur sammelt, sondern gleichzeitig das Ziel verfolgt, das Rezyklat zukünftig wieder in ihren Verpackungen einzusetzen. Das Potenzial überzeugt auch den WWF. «Ein sparsamer Umgang mit unseren Ressourcen bedingt eine konsequente Ausrichtung auf eine umfassende Kreislaufwirtschaft. Die Lancierung des Migros-Plastik-Sammelsackes ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und kann die benötigten Entwicklungen beschleunigen», wird Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz, in der Mitteilung zitiert. Sofern das Angebot Anklang findet und die erste Etappe erfolgreich verläuft, prüft die Migros eine Ausweitung der Plastiksammlung auf weitere Regionen in der Schweiz.