Nach nur einem Jahr: Die Brasserie für Feinschmecker im «Weissen Kreuz» ist Geschichte

Seit dem vergangenen Sonntag bleiben die Türen im «Weissen Kreuz» in Mellingen zu. Auf der Website des Restaurants steht seither nur noch ein Satz: «Die Brasserie Weisses Kreuz schliesst ab dem 14. Juli 2019 bis auf weiteres.» Damit bestätigt sich, was sich schon im Frühjahr abgezeichnet hat: Das Konzept des Niederrohrdorfer Gastronomen Stefano Kropp ist nicht aufgegangen. 

Er verwandelte die Beiz an der Mellinger Hauptgasse in eine Brasserie mit französischem Flair, ausgesuchten Weinen und Fisch- und Fleischspezialitäten. Auf die Frage dieser Zeitung, ob es nicht ein Risiko sei, an diesem (zurzeit noch) verkehrsgeplagten Standort eine Brasserie zu eröffnen, erwiderte Kropp im April 2018, genau darin sehe er eine Chance.

 

Nun ist der Versuch gescheitert, im August soll eine Nachfolgeregelung gefunden werden. Wie der «Reussbote» diese Woche schreibt, könnte die bisherige stellvertretende Geschäftsführerin Oljenka Radwan das Ruder übernehmen. Sie hielt zusammen mit dem Koch bis zum letzten Samstag die Stellung im «Weissen Kreuz».

 

Das gehobene Konzept von Stefano Kropp, der die Brasserie parallel zu seinem Vollzeitjob als stellvertretender Direktor des Hotels Uto Kulm auf dem Zürcher Üetliberg führte, lockte zwar Feinschmecker von weit her an, aber zu wenig Gäste aus der Region. Auf die Frage, warum er sich nicht ganz auf die Brasserie in Mellingen konzentriere, sagte er noch im Juni zur AZ: «Ich bin nicht bereit, meinen Karriereweg und mein breites Beziehungsnetz in der Zürcher Hotellerie komplett aufzugeben.»

Nun dürfte aus dem «Weissen Kreuz» wieder ein bodenständigeres Lokal werden. Hausbesitzer Bernhard Leutenegger sagte zum «Reussboten»: «Die Brasserie soll wieder eine Dorfbeiz mit gutbürgerlichem Charakter werden.» Er habe ein Interesse daran, dass Oljenka Radwan das Lokal übernehme, sagt Leutenegger weiter. Die 38-Jährige arbeitete vor ihrer Zeit in Mellingen im «Roten Löwen» in Oberrohrdorf. Sie würde im «Weissen Kreuz» gerne weiterhin gehobene Gastronomie, aber eben auch etwas einfachere, gutbürgerliche Schweizer Küche anbieten.

Ein Haus mit bewegter Geschichte

Das Traditionslokal hat in der jüngeren Vergangenheit eine bewegte Geschichte: Das «Weisse Kreuz» war früher unter der Wirtin Agnes Heuer weitherum bekannt. An Silvester 1971 begann die damals 26-Jährige ihre Arbeit als Wirtin an der Hauptgasse, die fast 40 Jahre dauerte. Im Frühjahr 2011 verabschiedete sich Agnes Heuer in den Ruhestand.

Nach ihr wollten vier Brüder eine Gasthofbrauerei mit Brasserie eröffnen. Doch das Projekt scheiterte an den hohen Kosten. Schliesslich erwarben Bernhard Leutenegger und Christoph Schoop die im Jahr 1560 erbaute Liegenschaft. Sie investierten rund 1,5 Millionen Franken in das Haus. Im März 2013 öffnete die sanierte Traditionsbeiz mit Pächterin Maja Gasser wieder ihre Türen. Per Anfang 2018 lief der Pachtvertrag aus, weshalb sich Leutenegger damals auf die Suche nach einem neuen Pächter machte. Nun steht also schon bald der nächste Wechsel bevor.