Nebikon: Zusatzkredit für Schulhaussanierung trotz Kritik gebilligt

Der 24. Juni 2020 wird in die Geschichte der Nebiker Gemeindeversammlungen eingehen: Denn die diesjährige GV konnte wegen des Coronavirus nur unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes abgehalten werden. Nebikon ist neben Altishofen eine von sehr wenigen Gemeinden, die diesen Sommer trotz der Pandemie überhaupt eine Gemeindeversammlung durchführen.

Dieser Mut zur direkten Demokratie wurde belohnt. Corona und auch das schöne Wetter hielten 40 von 1483 Stimmberechtigten nicht davon ab, die Versammlung zu besuchen. Auch das Schutzkonzept schreckte nicht ab. Die Abstandsregeln konnten in der Mehrzweckhalle gut eingehalten werden. Auch die Desinfektionsmittel standen beim Ein- und Ausgang bereit. Fürs Volk gehören solche Schutzmassnahmen fast schon zum Alltag. Jedoch nicht Versammlungen mit einer solchen Grösse.

Trotz all dieser Umstände hielt Gemeindepräsident Reto Steinmann an der Gemeindeversammlung als «Urprinzip einer direkten Demokratie» fest. Man könne bei einer Urnenabstimmung nur die Faust im Sack machen. Steinmann und der gesamte Gemeinderat fühlten sich bestätigt, dass der Souverän an einer Versammlung zu Wort kommen solle, als es am Mittwochabend um den Zusatzkredit für die Fassadensanierung des Schulhauses von fast einer halben Million Franken ging.

Offensichtlich macht auch der Gemeinderat Fehler

Gemeindeammann Erich Leuenberger erklärte, warum die Gemeinde den Zusatzkredit von 475 000 Franken benötigt. Der Gemeinderat habe bei der Beschlussfassung den Fokus bewusst auf die Fenster und die Dachsanierung gelegt. Laut Leuenberger sind diese beiden Faktoren für die energetische Sanierung die gewinnbringendsten Massnahmen. Es sei nicht geplant gewesen, die verputzte Fassade wärmetechnisch zu isolieren, weil es in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu anderen energetischen Massnahmen stehe.

Im letzten Sommer dann die Überraschung: Die ganze Westseite der verputzten Schulhausfassade war in einem wesentlich schlechteren Zustand, als die visuelle Begutachtung vor vier Jahren ergeben hatte. In der Zwischenzeit sind laut Gemeindeammann Erich Leuenberger durch die «Beton-Karbonatisierung» bei den Brüstungswänden und den Pfeilern weitere Loslösungen des Verputzes hinzugekommen.

«Es ist mir als Ressortverantwortlichem äusserst unangenehm, eingestehen zu müssen, dass das im Gesamtsanierungskonzept 2016 falsch beurteilt worden war», sagte Erich Leuenberger. Es wäre falsch, nun die Fassade lediglich zu streichen und kleine Putzsanierungen auszuführen. Es gebe langfristig nur eine seriöse Lösung: die Fassadensanierung. Die Kosten für die Aussenisolation, also die wärmetechnische Lösung, belaufen sich auf 475 000 Franken. Der Gemeinderat will die Fassadensanierung umgehend ausführen und muss deshalb den Zusatzkredit beantragen. Gleichzeitig werden noch weitere Anpassungsarbeiten durchgeführt.

Ein Votant, selbst Maurer von Beruf, meinte, warum man damals bei der Beurteilung der Fassade nicht darauf geachtet habe, die Fassade abzuklopfen. Dies sei in seiner Branche üblich. Man wisse, dass eine visuelle Beurteilung allein nicht genüge. Ein anderer Votant meinte, es sei nicht das erste Mal, dass der Gemeinderat ein Sanierungskonzept nicht seriös prüfe, bevor er sich entscheide. Er hoffe nun aber, «dass die Behörde aus diesem Fehler die Lehren ziehe». Gemeindepräsident Reto Steinmann versprach, künftig bei Gesamtsanierungsprojekten noch genauer hinzuschauen. Trotzdem betonte er, dass der Gemeinderat auch eine Verantwortung trage. «Wir müssen haushälterisch mit den finanziellen Mitteln umgehen.»

Diese Ehrlichkeit des Gemeinderates kam offenbar gut an beim Souverän: Die Versammlung bewilligte den Zusatzkredit grossmehrheitlich (nur drei Gegenstimmen).