
Nervenkitzel, viel Spass und etwas Sport bei der Rückkehr in den Eiskanal
In Judenburg (Ö) stürzten sich am vergangenen Samstag 58 Icecross-Athletinnen und -Athleten in Eishockeymontur auf Schlittschuhen in einen künstlich angelegten Eiskanal. Mit am Start beim zweiten Rennen der Crashed-Ice-Saison 2021 war auch Kilian Braun – trotz organisatorischem Zusatzaufwand im Vorfeld der Abreise. «Wir mussten an der Grenze einen negativen Coronatest vorweisen. Den zu besorgen war ziemlich mühsam», erzählt der 33-jährige Extremsportler aus Luzern, der in Rothrist aufgewachsen ist. Die Strapazen hätten sich aber gelohnt: «Es war ein lustiges Wochenende, an dem wir endlich wieder einmal unserer Leidenschaft nachgehen konnten.»
Das sportliche Abschneiden vermag seine Freude in keiner Weise zu trüben. Bereits die Runde der letzten 16 Fahrer bedeutete für Kilian Braun nämlich Endstation. «Ich wollte zwei starke Athleten vor mir überholen und bin dabei gestürzt», erzählt er. Der daraus resultierende 13. Schlussrang ist für ihn insofern enttäuschend, weil er die Qualifikation hinter Marco und Luca Dallago – die Brüder aus Österreich amteten gleichzeitig als Organisatoren des Events – auf dem dritten Platz abschloss. «Das gab mir das Gefühl, dass ich es noch kann», sagt Routinier Braun, der seit Beginn der Crashed-Ice-Historie vor elf Jahren ein fester Bestandteil der Szene ist, schmunzelnd.
Kein Geld, fehlende Gegner und steter Corona-Ärger
Einen zweiten Einsatz wird es allerdings keinen mehr geben, wie Kilian Braun erklärt. Und das, obschon bis Mitte März noch vier Rennen im Kalender stehen. Einerseits sei die Teilnahme am kommenden Samstag in Mont-du-Lac (USA) wegen der Corona-Bestimmungen nicht möglich, auf der anderen Seite spiele bei der kostenintensiven Sportart auch das nötige Kleingeld eine Rolle. «Wegen der unklaren Situation im Vorfeld der Saison habe ich keine Sponsoren angefragt», sagt Braun.

Grösster Spielverderber aber ist und bleibt die Coronapandemie: Weil die Stars aus Nordamerika wie Weltmeister Cameron Naasz (USA) oder Kyle Croxall (Ka) fehlen, ist das Niveau der Konkurrenz überschaubar. In Judenburg waren nebst Österreichern vorwiegend Athleten aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich am Start. «Ausserdem mussten wir immer mit einer Maske fahren und durften nur separat trainieren. Zuschauer waren keine vor Ort», erzählt Kilian Braun vom ausgebliebenen Spektakel, das die Rennen üblicherweise prägt. Unter diesen Bedingungen müsse sich jeder Athlet oder Organisator selber ausmalen, ob sich der Aufwand lohne.
Bei Braun war der Fall in Bezug auf das letzte Wochenende klar: «Crashed-Ice ist meine Leidenschaft, und in der aktuell schwierigen Zeit darf man den Spass nicht aus den Augen verlieren», sagt er, «zudem fände ich es schade für den Sport, wenn nichts mehr stattfindet.» Eine neuerliche Reise nach Judenburg, wo am Samstag ein in Frankreich abgesagtes Rennen ausgetragen wird, schliesst Braun gleichwohl aus: «Nochmals 14 Stunden im Auto und noch weniger Athleten als am letzten Wochenende – das steht in keinem Verhältnis.»
Den nächsten Adrenalinkick will sich Kilian Braun am 6. März in St. Moritz holen. Beim Bobrun-Skating wagt er sich wie im Vorjahr auf Schlittschuhen in den Eiskanal und strebt neben der Titelverteidigung im Einzel den Sieg in der Teamwertung an. Seine Zukunft als Crashed-Ice-Athlet lässt er offen. «Wenn nur noch kleine Rennen stattfinden, wars das wohl für mich», sagt die Weltnummer 15, «sollte aber in der Schweiz doch noch ein grosses Hauptrennen stattfinden, überlege ich es mir nochmals.»