Neuer Küchenchef im «Kreuz»: «Ich möchte etwas ganz anderes machen als Louis Bischofberger»

Seit 1990 hegte und pflegte Louis Bischofberger als Inhaber und Küchenchef die Küche des Gasthofs Kreuz in Egerkingen. Unzählige Lehrlinge bildete er in dieser Zeit erfolgreich zu Köchen aus und verankerte den Gasthof als eine der besten Adressen in der regionalen Gastronomie. Mit der Übergabe des «Kreuz» an die neuen Inhaber Christian Wyler und Ulrike Többen Anfang Jahr gibt der Gault-Millau-Koch auch das Zepter in der Küche in neue Hände. Der Walliser Daniel Pittet soll der Richtige für den Job sein. «Er hat den gewissen Erfahrungsschatz, welchen man hier im ‹Kreuz› braucht», sagt Ulrike Többen. Doch nicht nur das: «Er kann Leute mitreissen – sei es in der Küche oder bei den Gästen», hängt sie an. Die Inhaber erhoffen sich mit der Verpflichtung des erfahrenen Kochs einen «neuen Wind» in der Küche und «spürbare Veränderungen».

«Ich möchte etwas ganz anderes machen als er»

«Manchmal ist es eher ein Sturm», sagt der neue Küchenchef und schmunzelt. Seit drei Monaten steht er in den Fussstapfen von Louis Bischofberger und schüttelt seither mit seinem Tatendrang das ganze Team durch. «Ich möchte etwas ganz anderes machen als er. Ihn ersetzen kann ich nicht», sagt der 42-jährige Pittet.

Seit seiner Lehre in Attisholz im Jahr 1992 bildete sich der Küchenchef stets weiter: Er besuchte die Wirte-, Hotel- und Barfachschule, liess sich in Sachen Wein belehren und absolvierte diverse Ausbildungen von Gastro Suisse im Service. «Ich bilde mich in allem weiter, was man so in der Gastronomie braucht», sagt er. Das Heimweh zog den Walliser zurück in seine Heimat, wo er mehrere Jahre in renommierten Restaurants wie dem «Walliserhof» in Saas-Fee und dem «Zermatterhof» in Zermatt arbeitete. «Es ging dann relativ lange, bis meine erste Selbstständigkeit zustande kam», erinnert er sich. 2003 eröffnete der Koch sein eigenes Restaurant im Wallis und führte dies vier Jahre lang.

«Nach diesem Kapitel gab es diverse Stationen, die ich gesehen haben wollte», fährt er fort. So zog er beispielsweise mit einem eigenen Foodtruck durch die Street-Food-Festivals der Schweiz oder reiste im Nachtzug quer durch Deutschland, stets von der Faszination für die verschiedenen Aspekte der Gastronomie geleitet. «Mich hat zunächst die Erlebnisgastronomie sehr fasziniert. Später wollte ich dann wissen, was für Bedürfnisse Gäste unterwegs bei Nacht haben», sagt Pittet.

Unterschiedliche, junge Charaktere in der Küche

27 Jahre Gastronomie-Erfahrung hat sich Daniel Pittet so angeeignet. «Nach all diesen Jahren bringt mich nichts mehr so schnell ins Schwitzen», sagt der neue Küchenchef des «Kreuz». Da seien auch die vielfältigen Herausforderungen in der Küche nicht ausgeschlossen: Catering, Seminare, Hochzeiten «à la carte», Gourmet.

Doch ganz so einfach gestalte sich der Alltag im «Kreuz» nicht, wie Pittet weiter erzählt: Vom Brot bis zur Glace werde alles selber hergestellt. Diesen Anspruch hat er auch an sein noch junges Team. «Es sind unterschiedliche, junge Charaktere in der Küche. Aus diesen eine Einheit zu formen, war relativ schwierig zu Beginn.» Und er gibt zu: «Ich bin sicherlich auch nicht immer der Einfachste.» Vielleicht braucht es das ja, denn: Daniel Pittet möchte das bestehende Niveau der Küche und die 15 Gault-Millau-Punkte behalten und hat bereits weitere Ziele ins Visier gefasst. Die Auszeichnung des Goldenen Fisch oder die Teilnahme am Best of Swiss Gastro im nächsten Jahr. «Wir arbeiten daran. Aber zunächst muss die Basis stimmen.»

Als Gast mit dem Küchenchef kochen

Und an dieser arbeitet er täglich: Bereits nach drei Monaten ist sein Einfluss auf den Gasthof spürbar. Ein «Chefs Table» in der Mitte des Hauptsaals beispielsweise lädt Gäste ein, ihr Menü mit dem Küchenchef gemeinsam zu kochen. «Ich will den Gästen ein Wow-Erlebnis bieten.» Auch die Herangehensweise an seine Lehrlinge unterscheidet sich von der Herangehensweise der Vorgänger. «Louis war ein sehr strikter Ausbildner. Er hat sich für jeden Lehrling sehr viel Zeit genommen.» In seiner Küche müsse ein Lehrling sehr viel Interesse und Eigeninitiative zeigen.

Der Generationenwechsel ist also auch im «Kreuz» in Egerkingen angekommen. Die Gäste können sich nach wie vor einer ausgefallenen Gourmet- und einer urchigen gutbürgerlichen Küche erfreuen, wie Daniel Pittet verspricht. «Wir nutzen das Alte und führen es in die Moderne», sagen die Inhaber. «Unsere Produkte sind immer noch dieselben, aber sie werden anders präsentiert und serviert.»