
Neuer Vertrag beim FC Aarau? Markus Neumayr wartet ab
Kann sich Geschichte wiederholen? Im Fall von Markus Neumayr und einem Auswärtsspiel gegen Stade-Lausanne-Ouchy lautet die Antwort in mehrfacher Hinsicht«Ja»: Wie beim 2:0-Sieg des FC Aarau beim Aufsteiger am 2. November 2019 erzielt Neumayr auch beim Rückrundenstart das wegweisende 1:0. Mehr noch: Das Führungstor fällt erneut in der 57. Minute. Der einzige Unterschied zum November: Damals provozierte Neumayr mit einer Flanke das 2:0, dieses Mal besorgt er das identische Schlussresultat mit einem wunderbaren Schuss unter die Latte im Alleingang.
Auf der holprigen und seifigen Unterlage im Stade Colovray veredelt Neumayrs individuelle Klasse die solidarische Aarauer Teamleistung zu drei Punkten. Einmal mehr. Man kann vom Mann mit der exzentrischen Frisur und dem bisweilen lässigen Auftreten halten, was man will – seinen grossen sportlichen Wert für den FCA indes kann niemand anzweifeln: Im vergangenen Frühling war Neumayr nach seinem Transfer ins Brügglifeld das entscheidende Mosaiksteinchen für die Barragequalifikation. Und in der laufenden Saison ist er mit bis dato sechs Toren und sieben Vorlagen der zweitbeste Skorer der Liga.
Solche Statistiken finden Anerkennung: Trotz der enttäuschenden Vorrunde des FC Aarau wählte eine Fachjury Neumayr ins «Challenge League Dreamteam 2019», als einen von nur zwei Spielern aus der unteren Tabellenhälfte.
Vertragsverhandlungen bis auf weiteres verschoben
Kein Wunder, spielt Neumayr in den Planungen für die kommende Saison eine wichtige Rolle. Bereits im vergangenen Oktober trat Sportchef Sandro Burki mit dem Wunsch an seinen Regisseur heran, den auslaufenden Vertrag zu verlängern. Neumayr hat sein Interesse an einem Verbleib bekundet, konkrete Verhandlungen aber verschoben. Aus gutem Grund: Der 33-Jährige ist vor Jahresfrist mit einem klaren Ziel nach Aarau gekommen: dem Aufstieg in die Super League. Als dieser im Sommer in extremis verpasst wurde, hoffte Neumayr, auch in dieser Saison mit dem FCA an der Tabellenspitze mitzumischen. Der nicht aufgefangene Verlust von fünf Stammspielern und der Absturz ins hintere Challenge-League-Mittelfeld brachten ihn ins Grübeln. «Der Verlauf der Vorrunde war schwierig zu akzeptieren, die Ferien waren schwierig, ich habe mir viele Gedanken gemacht.»
Hat er gar einen Abgang ins Auge gefasst? «Nein, ich bin keiner, der in schwierigen Situation davonläuft. Doch im Sommer läuft mein Vertrag aus, der Nächste wird vielleicht der letzte meiner Karriere sein. An meinem Ziel, noch einmal in der Super League zu spielen, hat sich nichts geändert», sagt der ehemalige Captain des FC Vaduz und des FC Luzern.
Dann spricht er Klartext: «Wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen: Anspruch und Realität klaffen weit auseinander, wir sind in der Breite nicht mehr so gut besetzt wie in der vergangenen Saison. Dazu kamen im Herbst Verletzungen von Stammspielern, die wir nicht adäquat ersetzen konnten.»
Klubführung wartet Modus-Entscheid ab
Neumayr lässt durchblicken: Eine Vertragsverlängerung knüpft er an die Bedingung, dass Aarau in der kommenden Saison eine aufstiegsfähige Mannschaft stellt. Die Klubführung jedoch wartet den 13. März ab, an dem die 20 Profiklubs über die ab 2021 geplante Super-League-Vergrösserung auf zwölf Klubs abstimmen werden. Nur bei einem positiven Ausgang wird im Sommer der Aufstieg zum Ziel ausgerufen. Sonst will sich der designierte Klubpräsident Philipp Bonorand für die Rückkehr ins Oberhaus maximal drei Jahre Zeit lassen.
Drei Jahre? So lange will – und kann – Neumayr nicht warten. Er sagt: «Ich habe einerseits Verständnis für die zweigleisige Planung. Anderseits: Mit der Aussicht auf das neue Stadion muss der FC Aarau doch so schnell wie möglich in die Super League zurückkehren wollen, egal ob diese vergrössert wird oder nicht.»