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Oltner Neujahrsblätter auf Fotosuche: «Der Jahreslauf war schwierig zu bebildern»

«Man muss nicht jeden runden Geburtstag zum eigentlichen Jubiläum erklären.» Dieser alten Weisheit folgen die Macherinnen und Macher der Oltner Neujahrsblätter, die eigentlich längst keine Blätter mehr sind, sondern ein handliches Konstrukt über satte 112 Seiten. Eben ist die 80. Auflage fürs Jahr 2022 erschienen, ohne Geburtstagsbrimborium übrigens. Aber wie immer als ein Panoptikum, in welchem sich Zeitgeist und Historie auf sympathische Art vermengen. Liebhaber beiderlei Geschlechts, ob einheimisch oder auswärtig, können sich an den präsentierten Inhalten erfreuen, denn:

«Die Blätter finden auch im Ausland ihre Abnehmer.»

Das erklärte Iris Schelbert-Widmer, im zweiten Jahr als Leiterin der Redaktionskommission dabei, an der Pressekonferenz.

Und was nach ihrer Aussage ebenfalls zu den charakteristischen Merkmalen der Neujahrsblätter zählt: der individuelle Duktus der Beiträge, der trotz oder eben gerade wegen des sanften Lektorats erhalten bleibt.

Von links Thomas Müller, Roland Weiss (beide Dietschi Print & Design), Redaktionsmitglieder Sibylle Scherer, Max Affolter, Iris Schelbert-Widmer, Christof Schelbert (Gestaltung), Redaktionsmitglied Sibylle Wyss und Stadtpräsident Thomas Marbet.

Redaktion auf Fotosuche

Erstmals in der Geschichte der Publikation ist es der Redaktionskommission nur mit Mühe gelungen, den Jahreslauf dokumentierende Fotografien zu bekommen. «Selbst vom Riesenrad, welches über mehrere Wochen in der Stadt gastierte, waren Fotos nur schwer aufzutreiben», so die Redaktionsleiterin. Unschwer zu erkennen: Der traditionelle Jahreslauf war mitgeprägt von Corona. Auch die Neujahrsblätter bleiben vom hartnäckigen Virus nicht verschont.

11000 Exemplare verlassen jeweils Ende November die Druckpresse, um es in Worten aus der Vergangenheit auszudrücken. Dass sich der Rücklauf auf lediglich 200 bis 300 Exemplare beläuft, wertet die Leiterin als gutes Zeichen. «Aber natürlich wissen wir nicht, wie viele der verschickten Exemplare schliesslich im Altpapier landen», so Schelbert weiter.

Winterliches Säli Schlössli: Dieses Bild dient als Frontmotiv für die 80. Ausgabe der Oltner Neujahrsblätter.

Erstmals seit vielen Jahren wurde der Mindestpreis angehoben. Fortan bitten die Macher um den Mindestbeitrag von 15 Franken; bisher lag der bei 10. Und wer das zugesandte Exemplar nicht behalten mag, bringe dieses zurück ins Stadthaus, so eine Bitte aus der Redaktion.

Um der Leserschaft doch noch den Speck durchs Maul zu ziehen: Wer war der Oltner Gustav von Burg? Wer möchte mehr über Rosmarie Kull-Schlappner erfahren? Was konnten damalige Zeitgenossen in der lokalen Zeitung über die Konzentrationslager der Nazis lesen? Wer sammelt wildes Gemüse und ebensolche Kräuter? Wie liess es sich im Hammer leben und musizieren? Welche Schätze verstecken sich im Depot des Kunstmuseums? Ist Graffiti Vandalismus oder Kunst? Wie sauber war Sunlights saubere Werbung? Was versteht der Stadtpräsident von Olten unter «Ankommen in Olten»? Und was wissen wir über die Geräuschsoziologie der Stadt im 24-Stunden-Rhythmus?

Fragen über Fragen, die von den Neujahrsblättern 2022 im individuellen Duktus beantwortet werden.