
NoBillag: Stadt Luzern sieht 110 Stellen in der Medienbranche in Gefahr
Sollten im Falle eines Ja zur No-Billag-Initiative am 4. März danach Schweizer Radio und Fernsehen SRF, Tele1 und Radio 3fach wegfallen, befürchtet der Luzerner Stadtrat eine drastische Einschränkung von Berichterstattung und Darstellung der Medienvielfalt. Dies teilt er in einer Antwort auf eine Interpellation von Christov Rolla (Grüne Luzern) mit. Durch ihre Information über Stadt und Kanton Luzern sowie über die Region Zentralschweiz trügen sie auch zum «gegenseitigen Verständnis und zum Zusammenhalt innerhalb der Zentralschweiz bei», heisst es weiter. In der Antwort wird auch zur personellen Situation bei diesen Medienanbietern Stellung genommen. Im Regionalstudio Luzern von SRF würden «je nach Zählweise» 25 bis 30 Personen arbeiten. Bei Tele1 wären 35 Arbeitsplätze gefährdet, so nach Angaben des Regionalsenders, heisst es. 14,2 Vollzeitstellen aufgeteilt von 40 Jugendlichen und Erwachsenen seien es bei Radio 3fach.
Die Schweizer Journalistenschule MAZ, die in Luzern beheimatet ist, muss im Falle eines Ja zur «No Billag»-Initiative mit empfindlichen Einbussen rechnen. Diego Yanez, Direktor des MAZ, erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass rund 25 Prozent des Umsatzes von insgesamt jährlich sieben Millionen Franken wegfallen dürften. Einerseits ist das MAZ eine Stiftung und die SRG ein wichtiges Mitglied, leistet jährlich einen Beitrag von 250000 Franken – diese Summe würde bei einer Zerschlagung wegfallen. Noch schwerer wiegen würde, dass die SRG-Mitarbeiter und auch die Journalisten anderer, von den Billag-Gebühren abhängigen elektronischen Medien von privaten Anbietern als Kursbesucher wegfallen würden, so der MAZ-Direktor. «Bei der Führungsausbildung stammt ungefähr die Hälfte von der SRG», erklärt Yanez. «No Billag» würde das MAZ überleben, meint er, aber der elektronische Aus- und Weiterbildungsbereich würde fast vollständig wegbrechen. Konkret rechnet man beim MAZ mit dem Wegfall von dreieinhalb Vollzeitstellen bei der eigenen Belegschaft. Zusätzlich dürften etliche der 400 Dozentinnen und Dozenten nicht mehr oder nur noch im reduzierten Masse zum Handkuss kommen. Sollten Tele1, die SRF-Regionalberichterstattung oder Radio 3fach von der Luzerner Medienlandschaft verschwinden, das «könne man nicht wollen», so MAZ-Direktor Diego Yanez.
Joachim Freiberg, CEO der Tele1 AG und Radio Pilatus AG, spricht sich klar gegen die «No Billag»-Initiative aus. Klar, es seien Stellen gefährdet, denn rund 55 Prozent des Budgets würden wegbrechen. Er sagt aber auch: «Das ist nicht nur eine zahlenmässige, sondern auch strategische Frage.» Über den Betrieb von Tele1 befinde schlussendlich der Verwaltungsrat. Eine Diskussion um die Weiterexistenz sei deshalb ein Stück weit auch hypothetisch, spekulativ und unseriös in der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern.