Ob Mann oder Frau: Nervös werden beim STV Safenwil Ü35 Mixed alle

Wer sagt, dass Männer und Frauen nicht gemeinsam turnen können, der sollte sich ein Beispiel am STV Safenwil nehmen. Der Aargauer Turnverein bestritt gestern beim Eidgenössischen Turnfest (ETF) in Aarau den dreiteiligen Vereinswettkampf mit einer Ü35-Mixed-Gruppe und hatte dabei sichtlichen Spass. Hier ein lustiger Spruch und dort ein freundschaftliches Abklatschen zeugen davon, dass der knapp dreistündige Einsatz auf dem Wettkampfgelände in Aarau Rohr wie im Flug vorüberging.

«Uns lief es besser als erwartet, weil wir wegen des schlechten Wetters oft in der Halle trainieren mussten», sagte Leiterin Gaby Luternauer nach der dritten und letzten Disziplin in der Sparte Fit&Fun zum Auftritt ihrer Riege. Das Resultat sei aber ohnehin zweitrangig, wie die 55-jährige Safenwilerin betonte: «Wir sind nicht zum Gewinnen hier, sondern zum Mitmachen.»

Wie eine Clique
Vor drei Jahren fassten die Ü35-Turnerinnen des STV Safenwil den Entscheid, beim ETF in der Sparte Fit&Fun an den Start zu gehen. Auf dieses Ziel haben sie seither fleissig hingearbeitet und dabei ihre gleichaltrigen, männlichen Vereinskollegen angesteckt. «Sie haben auch den Plausch bekommen und angefragt, ob man gemeinsam in Aarau turnen könnte», erzählt Gaby Luternauer. An einem Turnstand wurde die gemeinsame Sache für das ETF beschlossen. «Wir sind wie eine Clique und haben es lustig unter uns. Einige kennen sich schon seit der Schulzeit», sagt Luternauer, die im Einkauf tätig ist.

Nicht nur in gesellschaftlicher Hinsicht scheinen sich die beiden Geschlechter perfekt zu ergänzen. Während die Männer im Springen leichte Vorteile besässen und in der Feinmotorik leichte Defizite aufweisen würden, seien die Frauen mit dem Kopf etwas besser bei der Sache. «Beim Fit&Fun ist es manchmal cleverer, nicht zu schnell zu rennen und mehr zu denken», sagt Gaby Luternauer. «Allerdings», fügt sie schmunzelnd hinzu, «werden auch wir Frauen nervös, wenn wir aus dem Rhythmus fallen».

Dass die Unterschiede in turnerischer Hinsicht gering sind, bestätigt Heini Schürmann. Der Safenwiler Ü35-Turner entkräftet sogar das Vorurteil, dass die Männer ambitionierter seien als die Frauen. «Die jungen Turnerinnen sind teilweise fast ehrgeiziger als wir Männer», meint er. Wie seine Mitturner kümmerte es ihn beim gestrigen Wettkampf wenig, dass eine Frau den Ton angab. Entsprechend wenig Mühe bekundete Gaby Luternauer damit, ihre Gruppe durch den Wettkampf zu führen. «Heute haben sie gehorcht, im Training war das nicht immer der Fall», verrät sie lachend.

Zweiter Einsatz mit den Aktiven
Seit Mitte März bereiteten sich die Ü35-Turnerinnen jeweils am Mittwochabend auf das ETF vor, zusätzlich coachte Luternauer am Dienstag die Männer. In den letzten sechs Wochen absolvierten sie die Trainings gemeinsam. «Ich denke, es hat allen Spass gemacht», sagt Luternauer. Ob die Safenwiler Ü35-Turnerinnen und -Turner auch in Zukunft gemeinsame Sache werden, ist noch offen. «Wir Frauen wollen die Turnstunde eigentlich dafür nutzen, um fit zu sein. Damit wir diesen Abend nicht für das Turnfest opfern, müssten wir wohl an mehreren Samstagen zusammen trainieren», so Luternauer.

Der Abschluss des Ü35-Wettkampfes bedeutete für die Safenwiler Mixed-Gruppe noch lange nicht das Ende ihres ETF-Besuches. Bereits am Nachmittag stand ein grosser Teil beim Vereinswettkampf der Safenwiler Aktivriege ein zweites Mal im Einsatz. Erst nach der Team-Aerobic-Vorführung kurz vor 20 Uhr folgte der gemütliche Teil des Turnfests. «Die vierte ist eine unserer Lieblingsdisziplinen. Diese bestreiten wir aber schön anständig», sagte Gaby Luternauer.