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Die SBB wollen den Bahnhof Olten Hammer für 100 Millionen Franken sanieren – das weckt Begehrlichkeiten in der Politik

Der Bahnhof Olten Hammer ist der kleine Bruder des grossen Bahnhofs Olten, rund ein paar Hundert Meter weiter westlich. Pro Stunde halten dort vier Regionalzüge: zwei in Richtung Solothurn, zwei in Richtung Olten. Pro Tag wird er unter der Woche von 530 Passagieren genutzt. Zum Vergleich: Am Bahnhof Olten sind täglich rund 80’000 Pendlerinnen und Pendler unterwegs.

Trotzdem soll der kleine Bruder nun für 98,3 Millionen Franken saniert werden. Die SBB suchen derzeit auf der elektronischen Beschaffungsplattform Simap für das Vorprojekt einen Generalplaner, der die Gesamtleitung für das anspruchsvolle Projekt übernimmt. Zwei Gründe gibts für die hohe Summe: Im Bahnhof Olten Hammer seien die Anlagen veraltet, der Substanzerhaltungsbedarf in den nächsten Jahren sei über alle Anlagengattungen hoch, heisst es im Beschrieb.

Zudem ist der Bahnhof laut den SBB wichtig für den Güterverkehr der Region. Zwischen Wangen bei Olten und Oensingen befänden sich mehrere Verteilzentren von nationaler Bedeutung für die Versorgung der Schweiz – zum Beispiel der Migros Verteilbetrieb Neuendorf oder das Paketzentrum in Härkingen. Der Güterbahnhof Olten Hammer erschliesse diese Logistikschwerpunkte und ermögliche das Zusammenstellen von Güterzügen, die von dort etwa in Richtung Osten zum Rangierbahnhof Limmattal fahren. «Der Bahnhof Hammer hat damit auch in der Zukunft eine bedeutende Rolle für die Verlagerung von Verkehren von der Strasse auf die Schiene», schreibt SBB-Sprecher Martin Meier.

Das neue Stellwerk kommt ganz rechts auf dem Bild, zu Beginn der Stationsstrasse zu stehen.

Gemäss den SBB handelt es sich um ein «Multiprojekt», um die Sanierung kostengünstiger und mit weniger Auswirkungen auf Anwohner- und Kundschaft ausführen zu können: Gleise, Weichen, Kabel und Fahrleitungen sollen erneuert werden; die Rampen, Treppen und das Perron werden verbreitert, um die Anforderungen an das Behindertengleichstellungsgesetz zu erfüllen und die Aufenthaltsqualität am Bahnhof zu erhöhen – die Rampe in Form einer Schnecke kommt weg; die bisherige Freiverladerampe, wo zum Beispiel Baustoffe von der Schiene auf die Strasse und umgekehrt verladen werden, wird saniert.

Zudem wird ein separates dreistöckiges Gebäude für das Stellwerk gebaut – etwas östlich vom Bahnhof gleich neben der Quartierstrasse Hausmattrain (siehe Plan). Wieso in der Nähe von Wohngebäuden? Auf Anfrage heisst es: Die Parzelle sei bereits Eigentum der SBB und biete sich aufgrund der ausreichenden Platzverhältnisse und guter Erschliessungsmöglichkeiten für einen Stellwerksneubau an. «Der Betrieb des Stellwerks ist nicht mit Lärmemissionen verbunden», versichert der SBB-Sprecher Martin Meier. Das bisherige Stellwerk in einem kleinen Gebäude gegenüber des Bahnhofs südlich der Rangiergleise wird ausser Betrieb genommen.


Stadtteilverbindung kann unabhängig von SBB-Projekt realisiert werden

Absprachebedarf gibt es mit der Stadt Olten. Diese möchte ja bekanntlich via einer ausgebauten Personenunterführung durch den Bahnhof Hammer inklusive Brücke über die ERO-Umfahrung das neue Quartier Olten SüdWest für den Langsamverkehr erschliessen. Vonseiten der SBB heisst es, dass der Bau unabhängig von der Sanierung möglich sei. «Im Idealfall könnten die Projekte zusammen realisiert werden wegen Synergienutzen», schreibt Sprecher Martin Meier. Die SBB wollen das Sanierungsprojekt nach Ausarbeitung des Vor- und Bauprojekts Stand heute ab 2027 umsetzen; alle Arbeiten wären drei Jahre später abgeschlossen.

Die Stadt Olten muss mit dem Bau der Stadtteilverbindung Hammer, wie das Projekt offiziell heisst, bis 2027 beginnen, damit die Agglomerationsgelder des Bundes in Höhe von drei Millionen Franken fliessen. Auch vonseiten der Stadt heisst es: «Wir streben an, dass die Arbeiten möglichst koordiniert ausgeführt oder zumindest aufeinander abgestimmt werden», sagt Stadtbaumeister Kurt Schneider. Doch möglich sei auch, dass Olten vor den SBB mit der baulichen Umsetzung beginnen muss, um die Frist einhalten zu können – sofern das Projekt Stadtteilverbindung alle politischen Hürden schafft.

S-Bahnlinie soll verlängert werden bis Olten Hammer

Mit dem Sanierungsprojekt werden auch alte Begehrlichkeiten der Stadt geweckt. In einer Medienmitteilung vom Januar 2018 fordert der Oltner Stadtrat, «die Durchbindung der S-Bahn Zofingen-Aarau und insbesondere auch die Verlängerung der S-Bahn-Verbindungen vom Bahnhof Olten bis Bahnhof Hammer zur Anbindung der Oltner Entwicklungsgebiete und Entlastung der Busverbindungen durch die Innenstadt». Als Fernziel wäre dieser Ausbau immer noch wünschenswert, sagt Stadtpräsident Thomas Marbet auf Anfrage.

Der Oltner Grüne-Nationalrat Felix Wettstein, der sich bereits seit Jahren für eine Aufwertung des Bahnhofs Olten Hammer für den Personenverkehr einsetzt, schreibt auf Anfrage: Die Haltestelle solle nicht nur für den Regio Olten-Solothurn respektive Olten-Langendorf genutzt werden, sondern zusätzlich als Regio-Express-Station für Züge, die weiter in östlicher Richtung fahren, namentlich nach Aarau-Brugg-Baden-Wettingen (heute Ankunft x.24 in Olten; Rückfahrt x.35), mittelfristig eventuell auch in Richtung Freiamt-Rotkreuz. «Die Aufwertung des Bahnhofes gelingt aber nur, wenn die Stadtteilverbindung samt direktem Perronzugang gebaut ist.»

Beim Kanton, der Besteller für die Angebote im Regionalverkehr ist, ist der Ausbau des Bahnhofs Hammer zwar schon mal als Idee vorhanden. Wenn es möglich sei, die Standzeiten zu nutzen, um einen weiteren Bahnhof zu bedienen, müsste man dies mit dem Aargau und den SBB sicher anschauen, sagt Leiter Kjell Kolden von der Abteilung öffentlicher Verkehr auf Anfrage. Aber ein konkretes Projekt dazu gebe es noch nicht. Daher sei bisher auch nicht klar, wie viel die Verlängerung der S-Bahnlinie zum Olten Hammer kosten würde.