
Offensivfurioso mit Pizza von Schneuwly: Aarau beendet Saison mit einem Sieg
Himmelhoch jauchzend ist anders. Aber Stephan Keller sieht sich selbst als kritischen Trainer, der auch nach einem 4:2-Sieg in Schaffhausen nicht in völligen Freudentaumel gerät. Er hat aber – vor allem offensiv – einen sehr guten Auftritt seiner Mannschaft beobachtet. «In der ersten Halbzeit hat mir das Gegenpressing sehr gut gefallen», sagt er.
Damit feiert Keller im siebten Spiel als Cheftrainer des FC Aarau seinen ersten Sieg. Zuvor standen ihm drei Unentschieden und drei Niederlagen zu Buche. Die Aarauer beenden die Saison damit auf dem enttäuschenden achten Rang. Neun Punkte vor dem FC Schaffhausen, einen hinter Aufsteiger Lausanne-Ouchy.
Dafür, dass das Spiel keine Auswirkungen mehr auf die Tabelle haben konnte, stiegen die Aarauer äusserst beherzt in die Zweikämpfe und erarbeiteten sich mehrere Chancen. Yvan Alounga hätte nach sieben Minuten bereits die Führung erzielen können, scheiterte aber aus bester Position. Bevor Kevin Spadanunda nach 26 Minuten traf, kamen die weitgehend harmlosen Schaffhauser zu ihrer besten Möglichkeit. Mit einer Dreifach-Parade vereitelte FCA-Goalie Nicholas Ammeter aber den Rückstand.
Offensiv bei den Leuten, defensiv ganz schwach
In Bezug auf die Aufstellung überraschte Stephan Keller nicht. Er vertraute dem gewohnten Personal, auch wenn er die Meisterschaft in der Challenge League – so wie sie nach der corona-bedingten Pause ausgetragen wurde – als «hypokritisch», also unehrlich, bezeichnet. Weil der Abstieg nicht mehr möglich war und gegen vorne der Zug ebenfalls abgefahren war, hätte er eigentlich auf elf junge Spieler setzen sollen und die auslaufenden Verträge nicht verlängern müssen, sagte Keller.
Offensiv weist der FC Aarau in dieser Saison die viertbeste Statistik aus. «Es muss nicht immer alles schnörkellos gespielt sein, aber wir haben vorne sicher Qualität», sagt der 41-Jähige. Viel wichtiger ist ihm aber die Analyse der Defensive. Das ist aufgrund der 80 Gegentreffer in dieser Saison wenig verwunderlich. Der FCA stellt mit Abstand die schlechteste Abwehr der Liga. Selbst das letztklassierte Chiasso hat zehn Gegentore weniger kassiert. Offensichtlich wurde die defensive Fehleranfälligkeit vor allem beim 2:2. Flavio Caserta, 16-jährig, warf den Ball unüberlegt ein, genau in die Füsse des schnellen Schaffhausers Del Toro und liess so am zuvor vermeintlich ungefährdeten Sieg noch einmal Zweifel aufkommen. Und genau hier will Keller den Hebel ansetzen – mit intensiver Analyse.
Zwei Einwechselspieler stellen den Sieg sicher
Der Aarauer Sieg hat zwei Gründe. Sie heissen Kevin Spadanuda und Donat Rrudhani. Sie kreierten die besten Aktionen und waren an allen Treffer beteiligt. Spadanuda schoss den ersten, Rrudhani den zweiten. Nach dem Ausgleich holte Rrudhani in der 70. Minute einen Elfmeter heraus, den Marco Schneuwly via Innenpfosten zur erneuten Führung verwertete. Und in der zweitletzten Spielminute war es wiederum Rrudhani, der den eingewechselten Hammerich lancierte und diesem zum 4:2 verhalf.
Speziell gefeiert wird der Sieg nicht. Keller sei nicht viel zufriedener als nach Niederlagen, bei denen er auch Positives feststelle. Der abtretende Marco Schneuwly hat der Mannschaft aber eine Runde Pizza offeriert, wovon sich der Trainer ebenfalls ein Stück genehmigen wird. «Aber dann wars das.»