
Ohne Druck ist der FC Aarau in Galaform – was ist noch möglich?
Was ist dieses 4:0, der höchste Saisonsieg, wert? Um 21.53 Uhr kommt die Antwort aus Thun: Der FC Aarau braucht in den verbleibenden zwei Spielen ein Wunder, um die Berner Oberländer nach deren 1:0-Sieg gegen Schaffhausen noch vom Barrageplatz zu verdrängen. Im Klartext: Thun muss zwei Mal verlieren, Aarau muss zwei Mal gewinnen und gleichzeitig das um vier Treffer schlechtere Torverhältnis wettmachen. Nach aktuellem Gefühlsstand eine «Mission Impossible», umso mehr, da die Thuner den Direktaufstieg anpeilen, jetzt, wo sie punktemässig mit Tabellenführer GC gleichzogen.
Wer weiss, rechnerisch ist die Barrage noch machbar. Wenn Aarau am Freitag in Thun gewinnen sollte, sind es vor dem finalen Spieltag «nur» noch drei Punkte Rückstand. Doch auf solche Rechenspiele sollte man in Aarau verzichten und sich vielmehr darauf besinnen, die Saison nach dem Totalumbruch im vergangenen Sommer auf dem dritten Rang zu beenden.Den Druck haben nun die Klubs vor dem FC Aarau.
Und es scheint, als könne die Mannschaft von Trainer Stephan Keller mit dieser Ausgangslage momentan noch besser umgehen als mit Siegzwang: Als sie am vergangenen Samstag mit der Chance nach Schaffhausen reiste, auf drei Punkte an Thun heranzukommen, stand am Ende eines biederen Auftritts gegen einen biederen Gegner eine 2:3-Niederlage. Drei Tage später, die Barrage ist schon vor dem Heimspiel gegen Kriens nur noch Wunschdenken, schickt sie die Gäste mit einer 4:0-Packung heim. Die zwei Partien mit ihren unterschiedlichen Ausgangslagen sind ein klares Indiz für die Feststellung: Noch ist der FC Aarau nicht reif genug für den Aufstieg.
Stojilkovic über Almeida: «Wir harmonieren ideal»
Es gilt nun, den Blick auf die nächste Saison zu richten und zu verhindern, dass nach der Entwicklung der einzelnen Spieler in der Sommerpause ein Ausverkauf stattfindet. Etliche haben sich in den vergangenen Monaten in die Notizblöcke der Sportchefs von höherklassigen Klubs gespielt, das gilt mit Sicherheit auch für die Stürmer Filip Stojilkovic und Mickael Almeida. Beide haben am Dienstag gegen Kriens ihre Klasse demonstriert.Almeida bereitete zwei Tore vor, das erste mit einem Kopfball und das zweite mit einem brillanten Absatztrick, obwohl ihn Trainer Keller in der Halbzeitpause noch explizit darauf hinwies, solche Kunststücke zu unterlassen.
Beide Male ist der Abnehmer von Almeidas Vorlagen Stojilkovic. Der Leihspieler des FC Sion legt später noch ein drittes Tor drauf – es ist der erste lupenreine Hattrick seiner Profikarriere. Almeida, erst im Februar leihweise von Chiasso übernommen, steht nun bei sechs Toren und vier Assists. Stojilkovic bei 14 Toren und vier Assists. Zusammen bringen sie es also auf 28 Torbeteiligungen, insgesamt hat der FC Aarau bislang 63 Mal getroffen. Stojilkovic sagt nach dem 4:0 gegen Kriens: «Wir harmonieren ideal.»
Nur am vierten Tor sind Almeida und Stojilkovic nicht beteiligt, es trifft kurz vor Schluss Marco Aratore, von dem nach seiner Rückkehr aus Russland eigentlich eine ähnlich prägende Rolle wie die der Aarauer Superstürmer erhofft wurde. Aber was in dieser Saison noch nicht ist, das soll in der nächsten werden: Das gilt nicht nur für Aratore, das gilt für den gesamten FC Aarau.
Egal, was in den verbleibenden zwei Partien gegen Thun und Lausanne noch passiert: Die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, die dürfen sie im Brügglifeld haben.