Oltens doppelter Sieg zum Saisonauftakt

Die Erleichterung der EHCO- Klubverantwortlichen – sie war bis auf den hintersten Sitzplatz spürbar, als gestern Abend um 19.45 Uhr der Schiedsrichter den Puck einwarf und damit die Swiss-League-Saison 20/21 offiziell eröffnete – notabene an jenem Tag, an dem die deutsche Liga DEL ihren Saisonstart auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Nun, am Nachmittag hatte der EHC Olten mit einem Online-Hinweis noch einmal in klaren Worten auf die geltenden Schutzmassnahmen hingewiesen – und auch während des Spiels mehrfach darauf aufmerksam gemacht, mal als Video mit CEO Reber und Captain Philipp Rytz, mal als Durchsage. Am späteren Nachmittag kam der sonst reibungslose Saisonauftakt noch einmal arg ins Stottern, nachdem der Eishockeyverband zwei Corona-Fälle in der Swiss League publik gemacht hatte, einen beim EHC Kloten, einen beim EHC Winterthur. «Wir haben ein sehr diszipliniertes Verhalten der Zuschauer festgestellt, darauf lässt sich aufbauen», bilanzierte Patrick Reber, stets im Bewusstsein, dass die Saison auf sehr dünnem Eis lanciert wurde.

Simon Rytz’ Paraden im Minutentakt

Unsicher, das war auch der Ausgang des Spiels gegen La Chaux-de-Fonds – und das bis ins Penaltyschiessen, das Garry Nunn mit dem 8. EHCO-Versuch und Torhüter Simon Rytz mit der anschliessenden Parade zugunsten des EHC Olten entschieden hatten. Bereits geschlagene 44 Minuten dauerte es bis zum ersten Tor der Saison im Kleinholz. Diego Schwarzenbach hatte die Scheibe noch ins Tor gestochert. Es war eines dieser dreckigen, hart erkämpften Tore, die der EHC Olten in dieser Saison mit einem Stilwechsel zum physischeren Spiel erzwingen soll. Mit dem Tor nahm die Partie so richtig Fahrt auf, die Oltner erarbeiteten sich mehr Chancen: Erst scheiterte Silvan Wyss am Pfosten, danach konnte Dion Knelsen einen Abpraller nicht im Tor unterkriegen. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Neuenburger erzielten sechs Minuten vor Spielende den Ausgleich. Doch viel mehr sich über ausgelassene Möglichkeiten zu ärgern, mussten sich die Oltner bei Torhüter Simon Rytz bedanken, dass die Partie nicht schon längst entschieden war. So zeichnete er sich im Minutentakt mit teilweise verrückten Paraden aus und wurde letztlich verdient zum Oltner Mann des Spiels gekürt.

Der EHC Olten warf insbesondere in den ersten 20 Minuten viele Fragen auf: Unkontrollierter Spielaufbau, fehlende Zuteilung in der Defensive, ideenlose Offensivvorstösse. Ist es bloss Nervosität? Ist es Unvermögen? Oder stützt sich der EHC Olten auf die Saisonprognosen, wonach La Chaux-de-Fonds ein Preplayoffs-Kandidat sein soll? Trainer Fredrik Söderström suchte Gründe: «Ich denke, dass wir einfach zu viel wollten und nach so langer Zeit ohne Ernstkampf den Fans etwas bieten wollten. Und dann unsere eigentliche Arbeit nicht erledigten. Aber ich bin stolz auf das Team, das sie nach dem Ausgleich weitergearbeitet haben. Wir nehmen die zwei Punkte mit.»

Diego Schwarzenbach, der das erste EHCO-Tor der Saison schoss, meinte abschliessend: «Es war schwierig. Das war ein Geknorze, keine zusammenhängende Aktionen. Das müssen wir unbedingt verbessern.»

Bereits morgen Sonntag folgt im Cup beim SC Langenthal die erste Chance. Doch vorerst darf man sich beim EHC Olten über einen doppelten Sieg freuen: Den Sieg über den Saisonstart zu Coronazeiten. Und über den nervenaufreibenden Sieg nach Penaltys auf dem Eis.

Der SCL überzeugt von Beginn weg

Neun Minuten mussten die Langenthaler auf das erste Tor der Saison warten. Dann wurde Luca Christen von Dario Kummer freigespielt und tunnelte Torhüter Marco Mathis zum 1:0. Die Wartezeit von 513 Sekunden war aber nicht etwa von Langeweile geprägt, der SCL gefiel schon in den ersten Momenten. Agil, reaktionsschnell und technisch stark präsentierten sich die Oberaargauer. Auch die erste Linie mit Neuling Eero Elo sowie Dario Kummer und Stefan Tschannen harmonierte bestens. Kurz vor der ersten Pause lenkte schliesslich Robin Nyffeler einen Schuss zum 2:0 ab.

Winterthur kam dann überraschend zum ersten Tor, als die Gastgeber in Unterzahl ausnahmsweise desorientiert waren und Zack Torquato den freien Raum nutzte. Nur 43 Sekunden später stellte Captain Tschannen den alten Abstand wieder her. In Minute 35 reagierte Giancarlo Chanton nach einem Schuss von Luca Christen blitzschnell und schoss sein erstes Swiss-League-Tor.

Obwohl Winterthur durch Brice Riley noch vor der zweiten Pause auf 2:4 verkürzte, geriet der SCL nicht in Bedrängnis. In der 53. Minute traf auch Bach Nielsen erstmals, er lenkte einen Chanton-Schuss ab. Nach einem genialen Pass von Elo erhöhte Küng noch auf 6:2. «Ich bin froh, sind die Tore schon im ersten Spiel gefallen», sagte Christen, «sechs Treffer beim Auftakt sind ein gutes Zeichen.»