
Patrick Rebers Appell an die Solidarität
Seit Mittwoch ist klar: Grossanlässe mit mehr als 1000 Zuschauern gehören schon wieder der Vergangenheit an, nur noch Geisterspiele sind möglich. Jetzt geht es für die Profiklubs in den höchsten Eishockey- und Fussballligen ums nackte Überleben. EHCO-Olten-Geschäftsführer Patrick Reber nimmt Stellung zu den drängendsten Fragen rund um die unmittelbare Zukunft des Swiss-Ligisten.
Patrick Reber, wie haben Sie in der Nacht nach dem bundesrätlichen Entscheid geschlafen?
Nicht speziell anders als in den letzten Wochen. Die letzten Monate waren durchgehend stark geprägt von neuen Massnahmen und Entscheidungen. Wir haben die Entwicklungen in den letzten Wochen und Monaten aufmerksam mitverfolgt, daher hat uns die bundesrätliche Entscheidung nicht überrascht.
Der Entscheid ist nicht nur für den EHC Olten einschneidend. Wie gefährdet ist die Existenz des EHCO?
Der Entscheid ist für alle Sport- und Kulturveranstalter einschneidend. Unsere Existenz ist stark gefährdet, da wir unsere budgetierten Einnahmen im Bereich Zuschauer, Gastronomie und Marketing nicht erreichen können.
Haben Sie vonseiten der Spieler und der Angestellten, deren Jobs ja auch in Gefahr sind, bereits Reaktionen erhalten?
Die Situation beschäftigt uns alle sehr und alle machen sich Gedanken über die Zukunft. Die Spieler und Angestellten verfolgen die Entwicklung der Pandemie und die entsprechenden notwendigen Massnahmen laufend mit ernster Besorgnis mit.
Wie können der CEO und der der VR in so einer Situation beruhigend eingreifen?
Indem wir die Situation laufend neu analysieren und uns ein Bild davon machen, was die Massnahmen für uns bedeuten und trotz allem versuchen, Ruhe und Übersicht zu bewahren. Parallel dazu unternehmen wir alles, damit der Spielbetrieb vorläufig weitergeführt werden kann.
Klar scheint: Ohne staatliche Subventionen kommen die Sportorganisationen nicht über die Runden. Welche finanziellen Unterstützungsmassnahmen braucht es konkret, um ein Überleben zu sichern?
Mit den massiven Mindereinnahmen werden wir das Überleben nicht sicherstellen können. Wir haben die Hoffnung, dass aufgrund der behördlichen Verordnungen staatliche Soforthilfen in Form von a-fonds-perdu-Beiträgen und Kurzarbeitsentschädigungen an die Veranstalter fliessen werden
Nun wird darüber beraten, ob und wie die Swiss League Saison weitergehen soll. Welche Position nimmt der EHC Olten ein?
Wir vertreten heute die Meinung, dass man den Spielbetrieb bis auf Weiteres aufrechterhalten sollte. Die Situation wird zusammen mit der Ligaführung und den anderen Clubs laufend überprüft.
Gibt es überhaupt eine Alternative zum Weiterspielen?
Im Moment sehen wir keine Alternative. Wir wollen unseren Sport gerade auch in dieser Zeit unter den gegebenen Umständen weiterleben können.
Fast 1200 Saisonabonnenten dürfen vermutlich auf längere Zeit nicht mehr ins Stadion. Welche Perspektiven können Sie diesen Fans geben?
Es gibt den Plan, dass MySports zusätzliche Swiss-League-Spiele übertragen wird. Die Heimspiele, die nicht vom unserem TV-Partner produziert und übertragen werden, werden wir für unsere Abo-Besitzer und Sponsoren selber produzieren und auf unseren eigenen Streaming-Plattformen zeigen.
Befürchten Sie Regressansprüche?
Es braucht momentan von allen Seiten sehr viel Verständnis. Wir hoffen auf breite Unterstützung und grosse Solidarität, damit wir letztlich nicht mit Regressansprüchen konfrontiert werden.
Ein anderes Problem betrifft das Thema Gesundheit. Sechs Swiss-League-Teams sind oder waren bereits in Quarantäne – darunter auch der EHCO, es hagelte Spielabsagen. So ist ein regulärer Meisterschaftsbetrieb kaum mehr möglich. Welche Lösungen sehen Sie hier?
Spielplangestalter Willi Vögtlin hat einen ausgezeichneten Job gemacht und alle verschobenen Spiele neu ansetzen können. Wir gehen daher davon aus, dass alle Spiele durchgeführt werden können.
Muss man die Spieler noch mehr isolieren, ihnen noch rigorosere Schutzmassnahmen befehlen – auch im privaten Bereich?
Ich glaube nicht. Wir haben unserem Team sehr strenge Schutzmassnahmen mit auf den Weg gegeben und sind der Meinung, dass die Massnahmen gut eingehalten worden sind. Einen einhundertprozentigen Schutz gibt es in der aktuellen Zeit mit der massiven Zunahme der Fallzahlen halt einfach nicht.
Wie geht es Ihnen persönlich?
Mir geht es sehr gut, ich habe keine Symptome, bin auch nicht in Quarantäne. Ich habe wie die anderen Mitarbeitenden auf der Geschäftsstelle meine Kontakte reduziert. Als zusätzliche Schutzmassnahme haben wir ausserdem unsere Geschäftsstelle vorübergehend für eine Woche geschlossen.