Petar Aleksandrov über Patrick Rahmen: «Er war wie ein Vater»

Wer ist dieser Patrick Rahmen? Wie tickt der Mann, der im Juni den FC Aarau als Cheftrainer übernimmt und den tief gesunkenen Traditionsklub aufrichten soll? Einer, der es wissen muss, ist Petar Aleksandrov. Der Mann mit dem Stirnband, der Aarau 1993 zum Meistertitel schoss, arbeitete vor drei Jahren mit Rahmen zusammen: Aleksandrov war Rahmens Assistent, als der beim FC Biel seine bislang einzige Cheftrainer-Stelle im Profifussball hatte.

Es ist die Zeit, als im Seeland ein gewisser Carlo Häfeli anheuert, vom Europacup faselt und sich wenige Monate später als Hochstapler herausstellt, den Verein mit voller Wucht an die Wand fährt. Aleksandrov erinnert sich: «Häfeli hat im Sommer 2015 praktisch die komplette Mannschaft ausgetauscht. Bis im Winter wurden 21 neue Spieler verpflichtet, jeden Tag stand ein unbekanntes Gesicht in der Kabine. Patrick hat es dank seiner Empathie geschafft, die Neuen schnell zu integrieren. Im Team herrschte immer eine gute Stimmung, was gemessen an der damaligen Situation im Klub ein Wunder war.»

Streng und nachsichtig
Zur Erinnerung: Häfeli stoppte im Herbst die Lohnzahlungen, die Spieler hatten je länger je mehr Existenzängste. Rahmen schaffte es, den Fokus der Spieler auf den Fussball zu richten. Mit begeisterndem Offensivfussball stürmte Biel zwischenzeitlich auf Rang 2 und war bis zum 15. Spieltag die torgefährlichste Mannschaft der Challenge League. «Patrick spürte, wie er die einzelnen Spieler führen musste, wann er streng und wann er nachsichtig sein musste. Gerade für die Jungen war Patrick in dieser schwierigen Zeit wie ein Vater. Für ihn spricht auch, dass viele Spieler von damals heute feste Grössen in der Super League sind», sagt Aleksandrov. 

Aber auch um seinen Trainerstab hat sich Rahmen gekümmert: «An einem Wochenende flogen wir alle nach Hamburg und besuchten ein Spiel des HSV, alles auf Einladung von Patrick. Es war beeindruckend, wie herzlich er auf der HSV-Geschäftsstelle begrüsst wurde und wie ihn alle achteten, obwohl er schon über ein halbes Jahr weg war», erzählt Aleksandrov.

«Der FCA kann von ihm profitieren» 
Im Februar 2016, die Situation ist längst aussichtslos, tritt Rahmen in Biel zurück und nimmt kurz darauf das Angebot des FC Luzern an, unter Markus Babbel Assistenztrainer mit grossen Kompetenzen zu sein. Anfang 2018 wird das Duo entlassen, nun nimmt Rahmen in einem zumindest finanziell stabileren Verein als in Biel einen neuen Anlauf als Chefcoach.

Passt Patrick Rahmen also zum FC Aarau? Petar Aleksandrov, der beide Seiten bestens kennt: «Ja. Er kann sich gut den Gegebenheiten anpassen, ist kein Träumer. Aber er hat er klare Vorstellungen. Der FC Aarau kann auch von ihm profitieren: Er ist national und international gut vernetzt, er kann Sportchef Sandro Burki einige Türen öffnen. Als ich in der «Aargauer Zeitung» gelesen habe, dass Patrick zum FCA kommt, hat mich das gefreut. Ich appelliere aber gleichzeitig an alle Fans, nicht zu hohe Erwartungen zu haben. Dem FC Aarau geht es schlecht, es muss erst wieder etwas Stabiles aufgebaut werden.»

Patrick Rahmen und Petar Aleksandrov, das hat in Biel gut gepasst. Findet das Duo in Aarau wieder zusammen? «Ich liebe den FC Aarau, nochmals für ihn zu arbeiten, wäre toll.» Schon vor einem Jahr war Aleksandrov als Assistent im Gespräch. Schafft er auch dieses Mal den Sprung in den FCA-Trainerstaff nicht, bleibt ein Comeback im Brügglifeld wohl für immer Wunschdenken.