
Petar Misic war schon fast ein Urgestein des FC Aarau
Abgesehen von den Eigengewächsen Olivier Jäckle, Marco Thaler, Miguel Peralta, Mats Hammerich und Raoul Giger ist Petar Misic der dienstälteste Spieler im FCA-Profikader. Besser gesagt: war der dienstälteste Spieler. Denn seit Dienstag ist Misic in Aarau Vergangenheit: Der 26-jährige Kroate verlässt das Brügglifeld und wechselt nach Bosnien, zum FK Tuzla City. Ein Blitzabgang: Am Montagabend ist Misic mit dem Wunsch, den FCA zu verlassen, an Sportchef Sandro Burki herangetreten – 24 Stunden später war die Sache durch.
Als Misic im Sommer 2017 vom kroatischen Klub Cibalia Vinkovci zum FC Aarau wechselte, war vieles anders im Verein: Sandro Burki amtete noch als Spieler, der Sportchef, der Misic verpflichtet hat, hiess Raimondo Ponte. Kurz davor stellte der FCA mit Marinko Jurendic einen neuen Trainer ein, als sein Assistent wurde ein gewisser Stephan Keller vorgestellt, der mittlerweile Jurendics Nach-Nachfolger ist. Das Duo schien mit Misic ein Juwel erhalten zu haben: In Kroatien wurde er einst mit dem walisischen Superstar Gareth Bale verglichen und kein geringerer als die kroatische Trainerlegende Miroslav Blazevic (u.a. Trainer von GC, Sion und der Schweizer Nationalmannschaft) empfahl Ponte den damals 23-jährigen Misic.
Schwere Verletzung führte zu mentaler Blockade
Gleich bei seinem ersten Startelf-Einsatz erzielte Misic ein sehenswertes Freistosstor in Winterthur – die Vorschusslorbeeren schienen sich zu bestätigen. Umso mehr, als dass er im nächsten Spiel gegen Schaffhausen das nächste Tor folgen liess. Doch dann: Heimspiel gegen Vaduz, ein normaler Zweikampf in Strafraumnähe, Misic bleibt liegen. Schon die Tatsache, dass er mit der Bahre vom Platz getragen wird, verheisst nichts Gutes. Kurz darauf der Schock: Kreuzband- und Meniskusriss, neun Monate Zwangspause.
Die frühe schwere Verletzung nach dem Wechsel ins Ausland war rückblickend ein Rückschlag, von dem sich der sensible Kroate nie mehr so richtig erholt hat. Zum Leistungsträger, der das Interesse höherklassiger Vereine weckt, wurde er nach der Genesung nicht – obwohl er das sportliche Potenzial dafür gehabt hätte. Doch mental war Misic blockiert und schaffte es auch im Alter von 26 Jahren nicht über den Status des Edeljokers, der negative Ausdruck dafür lautet Mitläufer.
Trotzdem – er hatte in seinen 91 Einsätzen für Aarau gute und wichtige Momente: So erzielte er im Barrage-Frühling 2019 das Siegtor beim 1:0-Auswärtssieg in Chiasso, der zweitletzte Schritt in Richtung der Duelle gegen Xamax. Im Hinspiel in Neuenburg war Misic Torschütze des zwischenzeitlichen 3:0, am Ende gewann Aarau 4:0. Sein letzter von insgesamt 14 Treffern im FCA-Dress gelang ihm am 15. Dezember 2020 beim 3:1 in Kriens.
FCA hat Misic-Nachfolger auf dem Radar
Nun also der Abschied, kein überraschender, schon im vergangenen Sommer war von einem Wechsel die Rede. Sein neuer Klub ist der FK Tuzla City aus der gleichnamigen Industriestadt im Norden Bosniens. Im Gegensatz zum FCA, bei dem sein Vertrag im kommenden Sommer ausgelaufen und eher nicht verlängert worden wäre, konnte ihm Tuzla in Form eines Vertrags bis 2023 eine Perspektive bieten. Und Petar Misic ist nun wieder näher an der Heimat Kroatien, wonach er sich gesehnt haben dürfte.
Den Ersatz für Misic hat der FC Aarau bereits auf dem Radar: Es handelt sich um Milot Avdyli, einen 18-jährigen Kosovaren, der seit Anfang vergangener Woche mittrainiert. Ob er per sofort oder erst im Sommer verpflichtet wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen.