Peter Gehler: «Die Gastronomie ist im Lebensnerv getroffen»

Den heutigen Tag hatte sich Peter Gehler, Präsident des Verbandes Wirtschaft Region Zofingen (WRZ), rot im Kalender angestrichen. Auf dem Programm stand der «Tag der regionalen Wirtschaft». Der Anlass, an dem sich Wirtschaftsvertreter und Unternehmer zum Austausch treffen, hat Tradition. Die Corona-Krise hat dies verhindert. Im Interview sagt der WRZ-Präsident, wie es weitergeht.

Peter Gehler, fällt der «Tag der regionalen Wirtschaft» dieses Jahr aus?

Wir haben ihn auf Ende Juni verschoben und entscheiden heute im Vorstand über das weitere Vorgehen. Wir hoffen, er kann stattfinden. Ansonsten müssen wir den geschäftlichen Teil schriftlich durchführen.

In welchen Bereichen leidet die regionale Wirtschaft besonders unter der Krise?

Bis auf wenige Betriebe sind fast alle davon betroffen. Von der Gastronomie brauchen wir gar nicht zu reden, diese ist im Lebensnerv getroffen.

Gibt es Betriebe, die möglicherweise gar nicht mehr öffnen?

Grosse Firmen werden nicht untergehen, sie werden ein Jahr mit schlechten Zahlen haben. Wenn sie Kredite aufgenommen haben, werden sie diese aber nicht innerhalb von Monaten los, das ist eine Frage von Jahren. In der Gastronomie und auch im Detailhandel wissen wir nicht, wer wieder öffnet und wer nicht – weil die Betriebe ihr Geschäft schlicht nicht mehr stemmen können.

Wie zuversichtlich sind Sie für eine Erholung?

Die Bundesbehörden gehen sehr langsam und schrittweise vor, den Wirtschaftsverbänden ist dies ein zu zögerliches Vorgehen. Ich wünsche mir auch ein schnelleres Vorgehen. Jede Woche, die der Lockdown länger geht, kostet unendliche Summen. Die Gefahr, dass durchaus wettbewerbsfähige Firmen schliessen müssen, wächst. Es hätte funktioniert, wenn man den Detailhandel am Montag geöffnet hätte. Betriebe in der Gastro- und Tourismusbranche sollten nun zügig wieder öffnen können – unter Einhaltung der Hygienemassnahmen, die sind wirklich wichtig. Falls sich die Situation wieder ändert, müsste es möglich sein, regional spezifische Massnahmen zu ergreifen. Die Situation in Genf ist nicht die gleiche wie in Appenzell Innerrhoden. Und ich habe Vertrauen in die Menschen, dass sie sich auch weiterhin an die Hygienemassnahmen halten.

Appelliert der WRZ an Besitzer von Geschäftsliegenschaften, auf Mieten teilweise zu verzichten?

Es gibt nicht eine Regel für alle. Es gibt Firmen, die haben ihre Umsätze. Andere können ihr Geschäft gar nicht betreiben. Das sind völlig andere Voraussetzungen. Deshalb ist es so wichtig, das Gespräch zu suchen, um Lösungen zu finden. Es braucht Lösungen. Das Beharren auf einem Standpunkt in dieser Frage ist nicht das, was jetzt angesagt ist. Es braucht Kompromisse.

Wie wichtig sind Tests für die regionale Wirtschaft?

Bei der Siegfried AG (Gehler ist Kommunikationschef der Siegfried AG, die Red.) haben wir damit sehr gute Erfahrung gemacht. Man hat schnell Klarheit; Tests geben dem Unternehmen und den Mitarbeitenden Sicherheit. In Zofingen haben wir bis jetzt ungefähr zwei Dutzend Tests durchführen lassen.

Welche Hilfe bietet der WRZ seinen Mitgliedern in der Krise?

Gerade jetzt ist es wichtig, nicht den Anschluss zu verpassen. Der Lockdown hat die Wirtschaft gezwungen, digitale Anwendungen zu wählen, um ihre Waren und Dienstleistungen verkaufen zu können. Aber auch, um interne Geschäftsprozesse aufrechtzuerhalten. Das wird nach der Normalisierung nicht einfach verschwinden. Im Gegenteil: Vieles wird bleiben. Ich denke an Online-Shops, verbunden mit Hauslieferungen und auch an Webinare und andere Instrumente zur Informationsvermittlung. Wir entwickeln mit der regionalen Wirtschaftsförderung und der ZT Medien AG Angebote, die Firmen im digitalen Bereich unterstützen sollen.