Pianistin Johanna Kulke in St. Urban: Ein Zückerchen zum Jubiläum

Sowohl für die Musikanten der Musikgesellschaft St. Urban als auch für das Publikum war es wohl der ganz besondere musikalische Leckerbissen. Die Rede ist von der talentierten Pianistin und Geigerin Johanna Kulke, die mit ihrem Gastauftritt am 90-Jahr-Jubiläumskonzert der St. Urbaner auf dem Piano für Entzücken sorgte. Ihr grosses Talent konnte die aus Roggwil stammende Pianistin ein erstes Mal beim Stück «Fantasia Romantica» unter Beweis stellen. Auf dem Bösendorfer Flügel setzte Kulke der sonst schon sehr imposanten Leistung der Musikanten der Musikgesellschaft St. Urban ihre Krone auf. Mit ihrer filigranen Spielweise, der ausgereiften Technik und ihrer ausdrucksstarken Interpretation zog sie den Zuhörer förmlich in ihren Bann. Spätestens als Johanna Kulke im zweiten Konzertteil die Titelmelodie von Forrest Gump zum Besten gab, driftete wohl so manch einer in Träumereien ab. Die Kombination zwischen Orchester und Klavier sorgte für einige Gänsehautmomente.

Eröffnet wurden die Jubiläumskonzerte am Samstag vom Wiggertaler Jugend-Blasorchester und am Sonntag vom Kids-Ensemble, ehe die Arrivierten die Bühne den altehrwürdigen Prunksaal, im typisch barocken Stil, betraten und Richard Strauss› «Festmusik der Stadt Wien» interpretierten. Mit viel Prunk und markanten Fanfaren eröffnete die MG St. Urban ihr Jubiläumskonzert feierlich. Der anschliessende Szenenwechsel, weg vom Symphoniker Strauss, hin zur keltischen Musik gelang den konzentriert auftretenden Musikanten mustergültig. Mit dem «Celtic Fire» drangen impulsive Melodien, gepaart mit tänzerischen Rhythmen ins alte Kloster hinein. Mit «Fantasia Romantica» folgte alsbald ein erster Höhepunkt. Das Stück lebte von seinem majestätischen Beginn und seinem Wechsel in ein zweites, äusserst bezauberndes Thema, in dem Johanna Kulke am Piano ihre ganze Klasse unter Beweis stellen konnte.

Sie können auch Musicals
Mit «The Second Waltz» – einem russisch angehauchten Walzer – und mit «Golden Jubilee» sorgte die MG St. Urban für einen stimmungsvollen und sehr überzeugenden Abschluss eines ersten hochklassigen Sets. Der zweite Konzertteil war dann gespickt mit unterhaltenden Stücken aus Film und Musical; pompös eröffnet mit dem weltberühmten «Florentiner Marsch» von Julius Fucik. Ein etwas krasser Stil- und Stimmungsbruch folgte mit dem nächsten Stück, der «Forrest Gump Suite». Jener von Filmmusik-Meister Alan Silvestri komponierte Soundtrack glänzte vor allem durch die besinnlichen, verträumten Passagen. Pianistin Kulke ging dabei so richtig auf: Ausdrucksstark, feinfühlig und mit einer hohen Präzision sorgte sie für verzaubernde Klänge.

Die Musikanten unter der Leitung von Pius Setz verstanden es mustergültig, ihre Gastsolistin zu begleiten. Eine wahrlich reife, ja fast schon meisterhafte Leistung. Mit einem Medley aus dem Musical «Mary Poppins» zeigte die MG St. Urban, dass sie auch Musicals kann. Mit viel Spielwitz, einer Prise Verspieltheit und noch immer hoch konzentriert begeisterten und entzückten die Musikanten das Publikum. Zum Schluss des Konzertes folgten mit «Malagueña» lateinische Klänge, welche nochmals für Begeisterung sorgten.