
Plastikgestank statt Kaffeeduft
Nein, früher war nicht alles besser, aber doch einiges anders. Jedenfalls mag ich mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern, geschweige denn meine Grosseltern, so viel entsorgt haben wie wir. War etwas kaputt, ging es damit zum Fachmann in die Reparatur oder man versuchte sich selber im Flicken. Heute raten sie in den Geschäften gleich, ein neues Gerät zu kaufen. Dies, weil es absurderweise nicht nur weniger als die Reparatur kostet, sondern etwas Neues erst noch eine Garantie drauf hat.
Dass mein Mann unsere Kaffeemaschine gegen eine neue eintauschen musste, widerstrebt mir immer noch. Sie ist zwar feuerrot, doch nicht mehr so platzsparend wie ihre Vorgängerin. Schuld daran ist der integrierte Milchaufschäumer, den wir noch nie gebraucht haben. Ungenutzt lief auch die Garantiefrist ab und ich hoffe nun, dass dieses Exemplar mir länger die Treue hält. Ansonst müsste ich den nigelnagelneuen Milchaufschäumer vor dem Container retten. Doch wozu? Ohne Basisstation ist er wert- und funktionslos.
Das ist doch die reine Verschwendung. Obwohl der Welt die Ressourcen ausgehen, werfen wir sie einfach weg. Und weil wir das so gut machen, gehören wir nach den Dänen und den Amerikanern zu den Abfallweltmeistern. Jedes Jahr produziert jeder Schweizer 729 Kilo Siedlungsabfall. Dies ist gemäss dem Bundesamt für Umwelt mehr als doppelt so viel wie noch vor 20 Jahren.
Ich versuche mein Gewissen zu beruhigen, indem ich alles akribisch trenne. Damit trage ich dazu bei, dass mein Müll quer durch Europa und sonst wohin gekarrt wird. Altglas geht zur Verarbeitung in die Slowakei, nach Tschechien oder in die Ukraine. Weil in der Schweiz keine Schmelzwerke mehr existieren, wird Aluminium exportiert. Kunststoffe werden unter anderem nach Indien oder China verkauft.
Apropos China – von dort kam auch unsere typisch italienische Espressokanne. Ich habe sie gesehen und war Feuer und Flamme für das stylische Teil. Beim Kauf hatte ich aber einige Nebensächlichkeiten übersehen. Zum Beispiel, dass nur noch die Produktidee aus Bella Italia stammt und dass ich mich für die elektrische Variante à la Wasserkocher mit Stromkabel entschieden hatte. An und für sich ja sinnvoll, denn so braucht es nur eine Steckdose anstelle der Herdplatte. Doch die erste Benutzung war gleichzeitig auch die allerletzte. Mein Mann hatte die neue Kanne vorsichtig ausgepackt und den Kaffee wie gewohnt auf der Herdplatte zubereitet. Anstelle feinen Kaffeeduftes erfüllte ein fürchterlicher Plastikgestank unser Heim. Tja, früher war nicht alles besser, aber manches einfacher.