
Playoffs, die Lust auf mehr machen
Wie immer, wenn die Playoffs nach Wochen voller Spannung, Adrenalin und aufregenden Eishockey-Abenden zu Ende gehen, dann ist da erst mal eine gewisse Leere vorhanden. Im Fall des EHC Olten die Enttäuschung darüber, im Final, mit dem Meistertitel in Sichtweite, gescheitert zu sein. Denn: Wer einmal so weit gekommen ist wie die Oltner, der will natürlich das höchste Ziel erreichen. Und darum ist es auch gut, wenn jetzt das Gefühl der Unzufriedenheit dominiert.
Aber mit ein paar Tagen Abstand muss man zur Einsicht kommen, dass diese Saison letztlich eine sehr erfolgreiche war. Vor allem, wenn man bedenkt, wo dieser Klub noch zu Beginn der Playoffs gestanden ist. Auch wenn es nach den bisweilen rauschenden Eishockey-Festen im März wie eine entfernte Erinnerung scheint, so war dieser Klub sportlich und auch moralisch am Boden. Anfang Februar, als die überfällige Entlassung von Headcoach Bengt-Ake Gustafsson endlich über die Bühne ging. Aber auch noch Anfang März, als die allererste Playoff-Partie gegen Thurgau verloren ging.
Aus der negativen Dynamik zum positiven Flow
Damals waren die Zweifel der Spieler, die schlechte Stimmung im Umfeld und die Enttäuschung der Fans greifbar. Jetzt, ein paar Wochen später, darf man sich den Kopf darüber zerbrechen, ob im Final noch mehr möglich gewesen wäre. Welch eine unglaubliche Wandlung! Eine Wandlung, die auch wieder einmal eindrücklich zeigt, wie schnelllebig der Spitzensport sein kann. Wie rasant sich die negative Dynamik in einen positiven Flow verwandeln kann.
Analysiert man also den gesamten Verlauf der gestern Abend zu Ende gegangenen Saison 2017/2018, dann muss man die ganze Palette der Emotionen berücksichtigen. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Die Voraussetzungen waren mit den 15 neuen Spielern, die im letzten Sommer zum EHCO gestossen waren, schwierig. Dann kamen die zahllosen Verletzungen dazu, welche die Mannschaft zwar auf bewundernswerte Art und Weise wegsteckte. Die aber letztlich auch das Bild für negative Tendenzen trübten. Erst, als die Mannschaft langsam, aber sicher wieder komplett war, merkte man, dass sie punkto Taktik und punkto Rollenverteilung völlig im Elend war.
Bartolone, der grosse Gewinner
Womit wir zum grossen Gewinner dieser Playoffs kommen: Chris Bartolone. Er hatte die schwierige und undankbare Aufgabe, aus einem Haufen talentierter, aber völlig verunsicherter und desorientierter Spieler eine Einheit zu schweissen. Wie er das innert weniger Wochen hingebracht hat, verdient allergrössten Respekt. Bartolone, der auch schon unter Gustafssons Vorgänger Maurizio Mansi gearbeitet hatte, hatte ein überragendes Gespür dafür, was dieses Team braucht, um wieder erfolgreiches Eishockey zu spielen. Er schaffte das, was nur wirklich gute Trainer schaffen: Dass jeder Spieler seine Rolle akzeptiert, dass alle am selben Strick ziehen, dass sich alle für ein gemeinsames Ziel zerreissen.
Der Vertrag des Italo-Amerikaners läuft aus. Aber die Sportverantwortlichen des EHC Olten sollten die Suche nach einem neuen Trainer gar nicht erst beginnen: Sie haben einen hervorragend qualifizierten Mann bereits in ihren Reihen. Chris Bartolone hat seine schwierige Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Es gibt keinen Grund, nicht mit diesem Mann hinter der Bande in die neue Saison zu starten.
Das Gerüst der Mannschaft steht
Womit wir zum Personal auf dem Eis kommen: 18 Spieler haben noch einen weiterlaufenden Vertrag für die neue Saison. Das Gerüst der Mannschaft steht also schon. Fest stehen die Zuzüge von Diego Schwarzenbach und von Daniel Eigenmann. Den grössten Spielraum hat man zweifellos bei den Ausländern. Dort muss den Oltnern endlich mal wieder ein veritabler Glücksgriff gelingen. Spieler, die in einer engen Finalserie den Unterschied machen können. Denn eines ist klar: Diese Playoffs haben Lust auf mehr gemacht.