
Plötzlich ist alles fertig: SC Langenthal hadert nach Halbfinal-Aus
Der Nachgeschmack, den die Saison des SC Langenthal hinterlässt, ist bitter. Nach fünf Spielen im Playoff-Halbfinal gegen einen keineswegs übermächtigen EHC Olten ist für die Oberaargauer die NLB-Saison bereits zu Ende. «Ich glaube nicht, dass Olten übermässig gut war. Aber wir haben ihnen immer wieder das Zepter gegeben und sie stark gemacht», sagt ein enttäuschter SCL-Geschäftsführer Gian Kämpf. «Versagt» habe man zweifellos, insbesondere bei der Chancenverwertung und mit den Special Teams. Und: Obwohl von Beginn weg die Probleme offensichtlich waren, konnten die Verantwortlichen das Ruder nicht mehr herumreissen.
Fehlte der entscheidende Biss, weil der NLB-Meistertitel im letzten Jahr die Mannschaft gesättigt hat? Oder war es schlicht und einfach Pech und Unvermögen? «Es fühlte sich an, als würden wir seit Januar an einem Karren ziehen, der immer mehr den Berg hinaufgeht», erklärte Gian Kämpf. Mental habe womöglich die Energie gefehlt. Vielleicht war das gegen die noch titellosen Oltner tatsächlich entscheidend.
Jeffrey Füglister stimmt Gian Kämpf zu. «Immer anrennen und nicht treffen ist schwierig. Wenn man dann 2:0 führt und prompt den Ausgleich kassiert, dann ist das hart», sagt er. Wieso der SC Langenthal nach starken 30 Minuten im fünften Spiel am vergangenen Freitag mit Eishockeyspielen zu früh aufgehört habe, könne er sich aber nicht erklären.
Cleverer hätte man spielen müssen, sagt Füglister – etwas, das offensichtlich mehrmals nicht gelungen ist. «Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde ist plötzlich alles fertig. Das tut mir im Herzen weh», sagt der Stürmer, der nächste Saison für den EHC Kloten angreifen wird. Seine Ära in Langenthal werde er trotzdem in guten Gedanken behalten. «Den Gewinn des Meistertitels werde ich nie vergessen. Das war wunderbar», so Füglister. Nur zu gerne hätte er ihn verteidigt, aber «wir haben alles ins Spiel geworfen und es gelang trotzdem nicht».
Blick in den Spiegel
Ein wenig Kopfschütteln bringt die Art und Weise des Scheiterns mit sich. Im ersten Drittel des letzten Spieles deutete der SCL an, was möglich gewesen wäre. Auch wenn Olten für Kampf und Leidenschaft ein Lob verdient hat, hätte Langenthal über die Serie hinweg zumindest aus dem massiven Chancenplus mehr herausholen müssen. Gezeichnet war auch Trainer Per Hånberg. «Es tut mir leid, dass ich meine Jungs nicht zum Siegen gecoacht habe», erklärt er mit gedämpfter Stimme.
Er wolle in den nächsten Tagen in den Spiegel schauen und sich fragen, was er besser hätte machen können. Hånberg ist aber überzeugt, zumindest vieles versucht zu haben. «Wir haben das Powerplay angepasst, die Linien geändert und viel über das Toreschiessen gesprochen und trainiert», verrät der Schwede. Wieso es dennoch nicht gelang, eine Trendwende herbeizuführen, könne er noch nicht begründen.
Titelhunger geweckt
Momentan fühlt sich Per Hånberg leer und enttäuscht. «Ich habe mein Bestes getan, aber es war nicht gut genug», sagt der 51-Jährige. Er habe gesehen, dass es das Beste sei, nie aufzugeben. Das will er in die nächste Saison mitnehmen. «Ich will meine Jungs glücklich sehen. Das ist meine Passion. Deshalb ist es mein Ziel, dass wir in einem Jahr Gold um den Hals tragen.»
Mit dem Ausscheiden gegen Olten scheint immerhin beim Trainer der Titelhunger geweckt. Vorerst aber bleibt in Langenthal eines: Enttäuschung über verfrühte, unerwünschte Ferien.