
Poolbillard: Alles andere als ein Kneipenspiel – MIT VIDEO
Wer an Billard denkt, denkt in erster Linie an eine rauchverhangene und schwach beleuchtete Spelunke im Nirgendwo. Oder es werden Erinnerungen wach an jenen ramponierten Tisch in der Hotelanlage am Mittelmeer. Genau diesen Stempel wollen die Verantwortlichen des Medela Sports Team aus Zofingen loswerden. «Bei Billard meinen die Leute, es handle sich um ein Kneipenspiel. Wir verfolgen das Ziel, den Sport publik zu machen und nach aussen zu tragen», erklärt René Schellschmidt.
Aus diesem Grund entschlossen sich der Technische Leiter Poolbillard und seine Vereinskollegen, im Rahmen der Schweizer Liga-B-Meisterschaft die Runde der letzten 32 sowie die Achtel- und Viertelfinals im «Heimlokal» in der Bleiche in Zofingen durchzuführen. Tags darauf gingen die Liga-A-Viertelfinals in der Schweizer Snooker-Meisterschaft mit Marvin Losi, Mitglied des Medela Sports Team und Silbermedaillengewinner der vergangenen Saison, am selben Ort über die Bühne. «Unser Klub ist eine Topadresse in der Schweiz. Wir sind in Zofingen aber nicht so stark bekannt, das wollen wir ändern», sagt Schellschmidt.
Quintett mit Heimvorteil
Wer den Weg in die Bleiche auf sich nahm, wurde nicht enttäuscht. An sieben Tischen stellten die 32 Spieler in der Kategorie 9-Ball ihre Fähigkeiten mit dem Queue unter Beweis. Im Teilnehmerfeld waren mit Marwan Pallani (Trimbach), Marco Risuscitazione (Solothurn), Dejan Petrovic (Glattbrugg), Matthew Penman (Genf) und Präsident Burim Ljumanoski (Egerkingen) fünf Spieler des Gastgebers vertreten, die nebst den gesellschaftlichen auch die sportlichen Klub-Ziele verfolgten. Das Quintett strebte den Einzug in die Halbfinals an, welche gemeinsam mit dem Final vom 22. bis 26. Juni in Düdingen ausgetragen werden.
«Wir hoffen, dass sich unsere Spieler durchsetzen und für den Finalevent qualifizieren können», formulierte René Schellschmidt die Vorgabe der Klubleitung, die die Akteure mehr oder weniger souverän umzusetzen wussten. Matthew Penman, die Nummer drei der Schweiz, schaffte als Einziger den Sprung in die Runde der letzten Vier, während Marco Risuscitazione im Viertelfinal an Yannis Bätscher hängen blieb.
Taktikwechsel mit Folgen
Penmans Erfolg hing allerdings an einem seidenen Faden: Im Achtelfinal lag er gegen Burim Ljumanoski mit 0:5 zurück, ehe Penman die Aufholjagd startete und seinen Klubkollegen hauchdünn mit 7:6 überflügeln konnte. Ljumanoski, der sich später im Verlierertableau Alessandro Calo klar mit 1:7 geschlagen geben musste, nahm die Enttäuschung gelassen hin. «Ich habe bis zum 5:0 hervorragend gespielt und keinen Ball verschenkt. Dann hat Matthew seine Taktik geändert», sagte der Präsident des Medela Sports Team. Im Duell mit Calo «war die Luft draussen.»
Trotz des verpassten Halbfinal-Tickets blickt Burim Ljumanoski zufrieden auf das Wochenende zurück. Einerseits, weil ihm die Konkurrenz seinen Platz in den Top sechs der nationalen Rangliste – und damit den Aufstieg in die Liga A – bereits vor dem Heim-Wettkampf wegen des grossen Vorsprungs kaum mehr streitig machen konnte. Zum anderen, weil der Anlass reibungslos über die Bühne ging. «Wir hatten als Veranstalter alles im Griff», so Ljumanoski.