Post Murgenthal schliesst – neu im Denner?
Am 9. Juni 2017 gab die Post bekannt, dass sie 32 ihrer damals 88 Standorte im Kanton überprüft. Für elf weitere war die Schliessung da bereits beschlossene Sache, alle anderen erhielten eine Betriebsgarantie bis Ende 2020. Auf der Liste der 32 gefährdeten Aargauer Poststellen fungierten auch fünf aus der Region: Brittnau, Kölliken, Murgenthal, Safenwil und Strengelbach.
In Brittnau zog die Post im Frühling 2019 in den Coop um. Auch in Safenwil und Strengelbach konnte mit VOI-Shops eine Partnerlösung gefunden werden. In Kölliken ergab die Überprüfung, dass sich die Lage stabilisiert hat – die Post blieb Post. Nur in Murgenthal ist – offiziell zumindest – noch nicht ganz klar, was mit der Poststelle geschieht. Eine definitive Antwort soll nun am 17. September folgen. Per Flyer lud der gelbe Riese die Bevölkerung zu einem Infoanlass ein. Es seien neue Lösungen für das Postangebot in Murgenthal geprüft worden, steht auf der Einladung.
Dass alles beim Alten bleibt, scheint ausser Frage zu sein
Besonders die Umschreibung «neue Lösungen» lässt aufhorchen. Es entsteht der Eindruck, als ob der Fortbestand der Poststelle von Anfang an ausser Frage gewesen sei, die Schliessung derselben also unumgänglich. Zudem: Weshalb sonst sollte ein Infoanlass durchgeführt werden? Wohl kaum um zu verkünden, dass alles beim Alten bleibt. Entsprechend angespannt ist die Stimmung im Dorf. Ein Wegfall der Post würde einen weiteren Abbau von Dienstleistungen bedeuten. Angespannt ist die Stimmung auch auf der betroffenen Poststelle selbst. Ein unabhängiger Augenschein vor Ort, rund zwei Wochen vor dem Versand des Flyers, zeigte nichtsahnende Mitarbeiter. Man wisse nichts und befürchte, die Nachrichten aus der Presse zu erfahren.
Auf Nachfrage gibt die Gemeinde keine weiteren Auskünfte, als auf dem Flyer stehen. «Der Entscheid, der am 17. September kommuniziert wird, ist ein rein unternehmerischer Entscheid der Schweizerischen Post», sagt Gemeindeschreiber Rolf Wernli. Die Gemeinde sei lediglich angehört worden, aber nicht weiter in den Entscheidungsprozess involviert gewesen. «Deshalb ist es auch an der Post zu informieren. Wir als Gemeinde dürfen da nicht vorgreifen», fügt er an.
Welche Möglichkeiten gibt es also? Die Post könnte den Laden einfach dicht machen. Wer ein Paket aufgeben will, müsste dazu in ein Nachbardorf fahren. Ohne Auto wäre der Gang von der flächenmässig viertgrössten Aargauer Gemeinde auf die Post in Rothrist mit dem öV schnell eine zweistündige Reise. Dass die Post in Murgenthal aber einfach schliesst, ist extrem unwahrscheinlich, da alle anderen Gemeinden in der Region – ausgenommen Wiliberg – in irgendeiner Form über eine eigene Post verfügen.
VOI und Volg werden wohl keinen Laden eröffnen
Schliessungen gab es in Murgenthal bereits bei den Banken. Die NAB schloss vor Jahren, lediglich ein Bancomat ist noch in Betrieb. Die Raiffeisenbank der Gruppe Aare-Langete hat seit längerem nur noch von 9 bis 11.30 Uhr geöffnet. Nach mehreren Überfällen steht an der Tür gross angeschrieben: «no cash». Wer am Nachmittag auf die Bank will, muss nach Fulenbach. Die Raiffeisenbank derselben Gruppe auf der anderen Seite der Aare hat nur von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Dass die Post eine «Raiffeisen-Lösung» mit zwei sich ergänzenden Poststellen anstrebt, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Alle anderen Poststellen der Nachbarsgemeinden, auch über die Kantonsgrenzen hinaus, wurden bereits mit einem Partner zusammengeführt – und übernahmen dessen Öffnungszeiten – oder
stehen zumindest bis Ende Jahr nicht zur Diskussion.
Bleibt also noch die externe Partnerlösung. Doch wer käme dafür in Frage? In der Region sind hauptsächlich Volg oder VOI-Shops Partner der Post. Beide könnten theoretisch die Räumlichkeiten der Post übernehmen und einen kleinen Laden eröffnen. Dass aber Volg in einem Dorf, in dem Coop, Denner und Migros bereits präsent sind, einen Laden eröffnet, ist sehr unwahrscheinlich. Kommt hinzu, dass die Parkplatzsituation rund um das Postgebäude nicht gerade zum Einkaufen anregt.
Wird das Muster der Post bei der Wahl der Partnerunternehmen berücksichtigt, bleiben die bestehenden Retailer als möglicher Partner im Rennen – besonders prädestiniert scheint die Denner-Filiale als neuer Standort für Post-Dienstleistungen zu sein. Auf Nachfrage dementierte lediglich die Migros eine mögliche Partnerschaft in Murgenthal, die beiden anderen Detailhändler äusserten sich nicht dazu. Auch die Post wollte den Flyer nicht weiter kommentieren und verwies auf den Infoanlass. Gemäss Informationen des Zofinger Tagblatts aus dem Umfeld der Post deutet aber tatsächlich alles auf den Denner als neuen Standort hin – definitive Informationen dazu wird es aber erst am 17. September geben.