Powerman-OK-Präsident Stefan Ruf: «Sportlicher Stellenwert muss bleiben»

Stefan Ruf, was bleibt Ihnen vom 31. Powerman Zofingen in Erinnerung?

Ich sage jetzt nicht das Regenwetter (lacht). Immerhin schien ja aber für das Aufräumen am Montag die Sonne. Doch ernsthaft: Ich habe in der Nacht auf Montag vier Stunden der Liveübertragung nachgeschaut, die war für mich ein Highlight und spektakulär.

Und aus sportlicher Sicht?

Das WM-Rennen der Männer war das spannendste in der Geschichte des Powerman Zofingen. Die Herren lieferten sich ein packendes Ausscheidungsrennen. Wie der Belgier Diego Van Looy sein Ding durchzog bis zum WM-Titel, war Weltklasse. Und ich ziehe den Hut, wie clever der Zweitplatzierte Jens-Michael Gossauer fuhr und rannte. Der dreifache Triumph der Schweizerinnen liess mich auch jubeln.

Wenn an einer WM drei Schweizerinnen das Podest bilden, spricht das aber nicht unbedingt für ein gut besetztes Feld.

Ja, es war enttäuschend, dass bei den Frauen nicht mehr Nationen am Start waren. Man darf aber die Leistung der Schweizerinnen nicht schmälern, zumal die Schlusszeiten top waren. Ein Aufsteller war, wie Nina Zoller unterwegs zum WM-Titel oft den Zuschauern zuwinkte und strahlte.

Wobei es so wenige Menschen am Streckenrand hatte wie selten, oder erlebten Sie das anders?

Das war zum einen wetterbedingt. Wer will im Regen stehen, wenn es einen solch guten Livestream ins Wohnzimmer gibt? Ich bin da auf die Quote gespannt. Und dann ist es so, dass der Sport alleine nicht reicht, Menschenmassen an den Streckenrand zu bringen. Es braucht mehr Show, um Publikum zu generieren. Das ist aber eine Gratwanderung. Das Langdistanz-Duathlon-Rennen war eine WM der Internationalen Triathlon Union (ITU). ITU-Anlässe kommen eher klinisch daher, da passen Sieger, die mit Ballonen einlaufen oder Cheerleader nicht allen.

Was bringt dem Powerman die Zusammenarbeit mit der ITU?

Die Frage ist berechtigt, es gibt da Vor- und Nachteile. Es ist uns bewusst, dass die ITU auf Triathlons über die Olympische Distanz setzt, auf eine kürzere Renndauer als die des Powerman Zofingen. Wie wir als Langdistanz-Anlass noch hineinpassen, ist ein Diskussionspunkt für die Zukunft. Auch dürfen wir nicht mehr nur darauf hoffen, dass die Landesverbände Athleten für die WM bei uns selektionieren, sondern müssen direkt an sie herangehen. Wie wir es bei Diego Van Looy gemacht haben. Die Toptriathleten starteten zudem am Sonntag «lieber» an der Ironman-WM in Nizza.

Bleibt das Langdistanz-Rennen aber Zofingens Schwerpunkt?

Die Härte und die Länge des Rennens sind charakteristisch für Zofingen. Meine Vision ist, beides zu verbinden. Der sportliche Stellenwert muss bleiben mit mehr Weltklasseathleten. Daneben sollen Side-Events für Stimmung sorgen. Die Powerkids-Rennen müssen vielleicht spielerischer werden. Der Charity-Lauf könnte mit Sponsorenläufen von Vereinen kombiniert werden. Es bleibt uns wichtig, den Menschen aus der Region die Möglichkeit zu geben, sich zu bewegen und Teil des Grossevents zu sein.

Wobei die Teilnehmerzahlen auch bei den «Nebenrennen» stagnierten oder rückläufig waren.

Wir waren etwa auf demselben Level wie im Vorjahr und mit den Startgeldern im budgetierten Rahmen. Erfahrungsgemäss melden sich ein Viertel aller Shortdistanz-Teilnehmer je nach Wetterprognose spontan an. Das hielt sich heuer logischerweise in Grenzen.

Regen und Kälte forderten die Athleten, gab es mehr Arbeit für die Sanität?

Das Wetter machte den Powerman Zofingen für alle anspruchsvoller, als wenn es sonnig gewesen wäre. Beim Lesen des Medical-Berichts stellte ich aber erstaunlicherweise fest, dass 2019 so wenig wie noch nie passiert ist. Es gab Schürfungen, keine Knochenbrüche. Allerdings registrierten wir viele Aufgaben wegen Unterkühlung.

Blicken wir nach vorne. Für den Powerman Zofingen 2020 ist vieles aufgegleist, erneut vergeben die ITU und die Internationale Powerman Association die Langdistanz WM-Titel. Was folgt danach?

Es ist alles möglich, eine WM 2021 im selben Setting oder etwas Neues. Strategische Meetings laufen. Bis Ende Jahr wollen wir wissen, mit welchen Rennserien oder Formaten wir künftig Partnerschaften eingehen. Es wird spannend.