Promis wollen Circus Knie boykottieren – und erhalten Unterstützung von Karin Bertschi

Eben erst hat der Circus Knie seine Zelte für die Jubiläumssaison auf dem Sechseläuteplatz in Zürich aufgeschlagen, schon weht den Veranstaltern ein rauer Wind entgegen: Schweizer Prominente kritisieren den landesweit grössten Zirkus für seine Tiernummern. 

«Es ist Zeit, den Tier-Shows in Zirkussen auf Nimmerwiedersehen zu sagen», fordert Moderatorin Gülsha Adilji in ihrer Instagram-Story. Tamy Glauser, Model und Freundin von Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht, geht noch weiter: «Kauft keine Tickets», ruft sie ihre knapp 17’000 Instagram-Follower auf. Und: «Befreit diese armen Seelen.»

Glausers Boykott-Aufruf findet auch Zustimmung unter Aargauer SVP-Politikerinnen: So schreibt SVP-Grossrätin und Recycling-Unternehmerin Karin Bertschi auf Twitter: «Sehe ich auch so. Tiere gehören nicht in Manege mit Trommelwirbel und Scheinwerferlicht.» 

Auf Nachfrage bekräftigt Bertschi: «Tiere gehören in eine natürliche Umgebung – nicht in den Zirkus.» Bertschi stört sich nicht nur daran, dass «Nummern eingeübt werden, die der Natur des Tieres widersprechen», sondern auch, dass die Tiere «wie Zirkusäfflein dekoriert und nach abgelegter Show wieder an den nächsten Standort gekarrt werden».

Knie verzichtet auf Wildtiernummern

Die Kritik am Circus Knie mag überraschen – wurde doch ausgerechnet der Nationalzirkus in der Vergangenheit von Tierschützern gelobt und steht in aktiver Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tierschutz (STS). So sagt auch Samuel Furrer von der Fachstelle Wildtiere beim STS gegenüber «Nau»: «Der Circus Knie hat eine Vorbildfunktion. Fredy Knie Junior hat schon an Weiterbildungs-Veranstaltungen von uns teilgenommen und seine Dressur-Methoden vorgestellt.» Die Parteien würden sich austauschen und Hinweise aufnehmen.

2004 verbannte der Circus Knie Löwen aus der Manege, seit 2016 verzichten die Veranstalter auch auf Nummern mit Elefanten. Heute arbeitet der Zirkus nur mit Haus- oder Nutztieren, die sich gemäss Furrer seit Jahrtausenden an die Nähe des Menschen gewohnt hätten.

Gerade in der Pferdehaltung verhalte sich die Knie-Familie vorbildlich. «An den Spielorten stehen Weiden zur Verfügung, ihnen wird Programm geboten und der Umgang mit den Tieren ist sehr professionell.»

 

Doch Bertschi geht es um mehr als die Haltung der Tiere: «Wir haben auch Rösser; das sind Fluchttiere. Heisst für mein Verständnis: Wenn es tätscht und chlöpft, liegt es in der Natur des Tieres, davonzuspringen.» Diese natürliche Reaktion werde den Tieren im Zirkus «so weit wie möglich» abtrainiert. Sie sieht die Schweizer Zirkusse in der Pflicht, komplett auf Nummern mit Wild- und Fluchttieren zu verzichten. «Es ist falsch, wenn der Mensch sich ständig einmischt und alles beeinflussen will zu Attraktions- und Unterhaltungszwecken – und dies zum Leid des Tieres.» 

«Auch ein Säuli hat Anrecht auf ein würdiges Leben»

Deshalb vermeide sie auch Zirkusse, die Tiere ins Scheinwerferlicht der Manege rücken. «Das letzte Mal im Zirkus mit Tiernummern war ich mit meiner Schwester in Reinach, als wir beide noch zur Schule gingen. Als Kind findet man das schön und lustig, wenn man ein grosses Elefäntli sieht. Erst später realisiert man, was das für die Tiere bedeutet.»

Auch fernab des Zirkus‘ fordert Bertschi eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Wohl von Tieren. «Wie Schweine zum Teil heutzutage gehalten werden, ist nicht mehr zeitgemäss.» Bertschi spricht die riesigen Mastanlagen an, in denen die Tiere zu Tausenden eingepfercht auf ihren Tod warten. «Ich bin nicht Vegetarierin, aber ich will wissen, dass ein Tier ein schönes Leben hatte, bevor es auf meinem Teller landet. Auch ein Säuli hat ein Anrecht auf ein würdiges Leben.»

Unterstützung erhält Bertschi von SVP-Kollegin Martina Bircher, die ihren Beitrag auf Twitter mit einem Herzchen versieht.