
Regen, Hagel, verlorene Rinder und die plötzlichen Erinnerungen an den 8. Juli 2017 – MIT GALERIE UND VIDEO
«Wir hatten Glück: Unsere Erdbeerparzelle ist vom Hagel verschont geblieben», sagt Andreas Eggen. Sein Selbstpflück-Feld bei der Erzo in Oftringen war mit Regennetzen geschützt, zu Überschwemmungen kam es trotz Starkregen nicht. Ganz anders sieht es auf dem Hof in Küngoldingen aus. «Hätten wir keine Hagelnetze, wären der Ausfall in der Apfelanlage wohl bei 100 Prozent.» Rund einen halben Meter hoch war der Hagelkörnerberg, den Eggens aus dem Schutznetz leerten.
Viel Emotionen im Uerkental
In Bottenwil und Uerkheim musste die Feuerwehr an 15 Orte ausrücken. «Das Wasser löste viele Emotionen aus und Erinnerungen an den 8. Juli kamen hoch», sagt Thomas Räss, Kommandant der Feuerwehr Uerkental. Am stärksten betroffen war in den beiden Gemeinden ein Bauernhof, der geflutet wurde. Menschen und Tiere kamen aber nicht zu Schaden. «Die Uerke war zwar hoch, blieb aber in ihrem Bett», sagt Räss weiter. Die 26 Feuerwehrleute waren bis 01.00 Uhr im Einsatz.
Ebenfalls stark gehagelt hat es in Safenwil und Walterswil. «Auf der Walterswilerstrasse in Richtung Oftringen hatte es zeitweise 20 Zentimeter hoch Hagelkörner», erzählt Martin Schürch, Kommandant der Feuerwehr Walterswil. Er stand von 20 bis 24 Uhr mit neun Personen der Kommandogruppe und drei Fahrzeugen im Einsatz. Die Walterswilerstrasse und die Rothackerstrasse in Richtung Däniken mussten gesperrt und geräumt werden. Bei letzterer wurde viel Dreck auf die Strasse gespült, der erst mit Traktoren entfernt und anschliessend mit Wasser aus dem Tanklöschfahrzeug gereinigt werden musste. In Safenwil waren auch lange nach dem Gewitter noch Hagelkörner auf der Strasse.
Zwar hat es auch in Kölliken gehagelt, doch war dort der Fokus mehr auf fünf Objekte gerichtet, deren Keller ausgepumpt werden musste. «Weil es stark regnete, konnte die Kanalisation nicht alles Wasser schlucken und es kam zu Rückstaus», sagt Kommandant Thomas Huber. Der Dorfbach war nicht über die Ufer getreten. Daher hat das Gewitter vom Donnerstag deutlich weniger Überschwemmungen verursacht als dasjenige vom 8. Juli des letzten Jahres. Die Feuerwehr Kölliken stand am Donnerstagabend mit rund 20 Personen von 20 bis 23 Uhr im Einsatz.
Ausgebüxte Rinder
Ebenfalls überschwemmte Keller und Strassen werden aus Vordemwald, Strengelbach und Brittnau gemeldet. In Vordemwald überschwemmte das Regenwasser eine Strasse, weil es an den Hängen nicht überall im Boden versickern konnte. Die Feuerwehr nutzte Sandsäcke, um die Häuser vor dem Wasser zu schützen. «Wir konnten es stoppen, bevor es Keller überfluten konnte», sagt Roman Nöthiger, Kommandant der Feuerwehr Vordemwald. Zwei Stunden lang stand die Feuerwehr Strengelbach im Einsatz. «Es liefen nur vereinzelt Keller voll», sagt Kommandant Marcel Kunz. An zwei Orten flutete das Wasser auch die Strasse. «Nach einer halben Stunde lief es aber von selbst wieder ab.»
In Brittnau machten die Feuerwehrleute während ihres Einsatzes einen kuriosen Fund: Sie entdeckten zwei Rinder, die sich verlaufen hatten. «Wir konnten jemanden finden, der sie hütet, bis wir den Besitzer ausfindig gemacht haben», berichtet Boris Tellenbach, Kommandant der Feuerwehr Brittnau. Ausserdem war die Feuerwehr mit dem Leerpumpen von vier Kellern, dem über die Ufer getretenen Wilibach und einem kleinen Erdrutsch beschäftigt: Auf der Verbindungsstrasse in Richtung Pfaffnau hatte das Wasser Teile eines Feldes auf die Strasse gespült.
Auch die Autobahn A1 war überflutet
«Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen», sagt Fernando Volken, Kommandant der Feuerwehr Oftringen. Er stand mit seinen Feuerwehrleuten bei elf Objekten im Einsatz. Dabei handelte es sich um überflutete Keller und Waschküchen. Betroffen waren das Gebiet Döbeligut, die Wiessbergstrasse, die Säliblickstrasse und die obere Hauptstrasse. Die Feuerwehr Aarburg hatte es mit einem überfluteten Keller und einer überfluteten Tiefgarage zu tun. Ausserdem stand die Bahnhofsunterführung unter Wasser. Stellenweise staute sich Schmutzwasser. «Es floss aber schnell selbst wieder ab», berichtet Martin Ryser, Kommandant der Feuerwehr Aarburg.
Ebenfalls überschwemmt war die A1 bei Oftringen, wie die Kantonspolizei Aargau per Twitter mitteilte. Die Überschwemmung habe kurzzeitig zu Verkehrsbehinderungen geführt. Total hat die Polizei 14 Feuerwehren gezählt, die an über 50 Schadenplätzen vor allem in der Region Zofingen im Einsatz standen.
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