
Regionalsport und Corona-Virus: Massnahmen statt Verbote und Panik
Fussball: SC Zofingen
Während der Meisterschaftsbetrieb in der 1. Liga an diesem Wochenende erneut ruht, präsentiert sich die Situation in den unteren Ligen weniger dramatisch. Gestern hat der Schweizerische Fussballverband alle Regionalverbände und Vereine informiert, dass der Wettspielbetrieb bis auf weiteres wieder aufgenommen werden kann. Die Vereine sind jedoch für die Durchführung und die Risikoabwägung bei der zuständigen kantonalen Behörde verantwortlich und müssen für Spiele mit mehr als 150 Personen eine Bewilligung einholen. Mit diesem Entscheid hat Flavio Catricalà, Trainer des SC Zofingen, Mühe. «Ich verstehe, dass man Grenzen ziehen muss. Hier ist aber die Verhältnismässigkeit nicht gegeben. Alleine im Fussball führt das jede Woche zu einer massiven Anzahl an Bewilligungen», sagt Catricalà, der mit seinem Klub am Samstag, 14. März in Grenchen in die 2.-Liga-inter-Rückrunde startet. Die Fussballspiele fänden unter freiem Himmel und nicht in der Halle statt, und im Alltag käme es zu deutlich mehr Begegnungen. «Ausserdem werden die Klubs aus den unteren Ligen bestraft, denn sie leben von den Einnahmen am Matchtag», sagt Catricalà. Seine Mannschaft, die nach wie vor trainiert, habe gelassen auf die Epidemie reagiert. «Wenn einer sich nicht fit fühlt, bleibt er zuhause – wie das normalerweise auch der Fall wäre. Jeder ist alt genug», betont er.
Rollhockey: RHC Vordemwald
Auch der Schweizerische Rollhockeyverband hat gestern beschlossen, die Meisterschaft vorläufig und unter Auflagen fortzusetzen. So verzichten die Teams auf den Handshake vor dem Anpfiff. «Im Vergleich zu anderen Sportarten sind die Auswirkungen des Virus im Rollhockey geringer», erklärt Patrick Mühlheim, Ausbildungsverantwortlicher beim Verband und Frauen-Trainer des RHC Vordemwald. Bei der Präsidentenkonferenz von morgen Samstag werden dann mit allen Klubs verschiedene Szenarien für die kommenden Wochen besprochen. Auch in Vordemwald läuft der Betrieb normal weiter. «Wir halten uns an die Richtlinien des Bundes, bewahren Ruhe und überlassen es den Junioren, ob sie ins Training kommen wollen oder nicht», sagt Mühlheim.
OL: OLK Wiggertal
Am Mittwoch traf sich das Organisationskomitee des Nationalen Orientierungslaufes in Rothrist vom Sonntag, 15. März, um den Stand der Vorbereitungen und speziell die Ausgangslage bezüglich Corona-Virus zu besprechen. «Da die Teilnehmerzahl unter der vom Bund festgelegten Höchstzahl liegt, haben wir vom Kanton Aargau die Bewilligung zur Durchführung des Anlasses erhalten», sagt OK-Mitglied Daniel Bär vom OLK Wiggertal. Am Lauftag können aufgrund der aktuellen Situation keine Nachmeldungen mehr akzeptiert werden. Die Organisatoren werden den speziellen Hygieneempfehlungen des Bundes und des Kantons folgen und Helfer und Teilnehmer entsprechend anweisen.
Handball: TV Dagmersellen
Im Bereich der Handball-Meisterschaft gibt es je nach Kanton verschiedene Handhabungen. Als Peter Staub, Präsident des TV Dagmersellen Handball, das Telefon entgegennimmt, sitzt er gerade am Formular, das er einreichen muss, um eine Bewilligung für das 1.-Liga-Handball-Spiel des TV Dagmersellen gegen West HBC vom Samstag zu erhalten. «Wir haben darüber gesprochen», sagt Peter Staub, «aber wir waren uns einig, dass wir die Partie durchführen wollen. Wir werden die vom Kanton empfohlenen Vorsichtsmassnahmen einhalten.» Die Junioren des Klubs wurden auf spezielle Hygienemassnahmen hingewiesen, beim Rest zählt der gesunde Menschenverstand. «Die Menschen wurden und werden ja tagtäglich in den Medien darauf sensibilisiert», erklärt Peter Staub.
Tennis: TC Zofingen
Sandra Laubi, Geschäftsführerin des Tenniscenter Zofingen, blickt den Aargauischen Hallen-Meisterschaften der Senioren trotz Epidemie gelassen entgegen. «Im Tennis stehen die Spieler mit genügend Abstand auf dem Platz, und bei uns wären maximal nur 16 Leute gleichzeitig im Einsatz. Zudem informieren wir die Spieler, auf den Handshake zu verzichten», sagt Laubi, die für die Titelkämpfe vom 13. bis 15. März die Turnierleitung innehat. Je nach Entwicklung müsse aber der Spielerabend am ersten Turniertag abgesagt werden. «Wir haben alle Teilnehmenden informiert, dass sie bei Grippesymptomen oder dem Aufenthalt in einem Risikogebiet in den letzten zwei Wochen nicht bei uns starten dürfen», sagt Laubi. Gerne hätte sie neben den Infoplakaten auch Desinfektionsmittel bereitgestellt, «es gab aber keine mehr zu kaufen.»
Volleyball: Swiss Volley Aargau
Das Telefon lief in den letzten Tagen heiss bei Regula Rügge, Leiterin Geschäftsstelle Indoor. «Es ist eine Verunsicherung zu spüren bei den Vereinen», sagt Regula Rügge, «aber wir tun alles, was möglich ist, damit die regionale Meisterschaft wie gewohnt weiterlaufen kann.» Aufs Abklatschen bei Begrüssung und Verabschiedung verzichten die Teams, Partien mussten bisher keine abgesagt werden. Einige Vereine brauchten für ihre Heimrunden das Okay vom Kanton, Regula Rügge ist kein negativer Entscheid bekannt. Für die Aargauer-Cup-Halbfinals am Sonntag in Seon liege die Bewilligung des Kantons vor. «Auch Zuschauer haben Zutritt, sofern sie keine Krankheitssymptome haben», betont Regula Rügge. Offen ist, in welcher Form die zweitägige Finalissima Ende März in Zofingen zur Austragung kommt. «Wir arbeiten an einer Lösung und hoffen, dass sich die Corona-Lage bis dahin entspannt.»
Schiessen: SM in Bern
Die Schützen atmeten auf, als der Verband Swiss Shooting bekannt gab, die Schweizer Meisterschaften 10m in Bern nicht abzusagen. Auch aus der Region sind noch bis Sonntag Schützen dabei, etwa die Pfaffnauerin Nicole Häusler. «Die Organisatoren tun mit Desinfektionsspendern, Plakaten und strikten Zutrittsregelungen alles, um uns Teilnehmenden und sich zu schützen», sagt die wegen Multipler Sklerose im Rollstuhl schiessende Luzernerin. Publikum ist an der SM ausgeschlossen, was Häusler «schade, aber wohl vernünftig» findet. Von einigen Kategorien gibt es einen Livestream. Die SM ist für Häusler eine Station auf dem Weg an die Paralympics in Tokio diesen Sommer: «Ob die stattfinden, ist auch offen. Wir Sportler leben derzeit total in der Schwebe.»