Regula Rytz hat kaum Chancen bei Bundesrats-Wahlen – und die Grünen tragen dazu bei

Regula Rytz hat sich also zu einer Kandidatur für den Bundesrat durchgerungen. Die Parteipräsidentin will den Grünen erstmals einen Sitz in der Landesregierung sichern. Die Kandidatur ist nachvollziehbar. Die Grünen haben vor einem Monat einen beispiellosen Wahlsieg errungen. Und Rytz ist das Symbol dieser «grünen Welle», auch wenn sie mit ihrer Ständeratskandidatur im Kanton Bern gescheitert ist. Wenn die Wahl eines Öko-Bundesrates aber wirklich so dringlich ist, wie es Rytz darstellt, dann dürfte sie eine Wahl auf Kosten von Karin Keller-Sutter nicht ausschliessen. Ein Angriff einzig auf den zweiten FDP-Sitz ist inkonsequent.

Ignazio Cassis muss sich aber keine allzu grossen Sorgen machen. Ohne die Hilfe der CVP ist die grüne Kampfkandidatur zum Scheitern verurteilt. Und in der Mittepartei hält sich die Bereitschaft, einen amtierenden Bundesrat aus dem Amt zu kegeln, in sehr engen Grenzen. Die ohnehin schon kleinen Erfolgschancen hat die Wahlsiegerin in den Wochen seit den Eidgenössischen Wahlen gleich selber noch gemindert. Berauscht und vor allem überfordert vom Wahltriumph haben die Grünen wertvolle Zeit verstreichen lassen.

 

Gewiss: Rytz hat in der Stadt Bern Exekutiverfahrung gesammelt, führt die Grünen seit mehr als sieben Jahren. Die verbleibenden drei Wochen bis zu den Bundesratswahlen sind aber äusserst knapp bemessen, um die Kandidatin gründlich zu durchleuchten. Dass Rytz ihre Kandidatur ankündigt, bevor die grüne Fraktion überhaupt ihre Strategie festgelegt hat, vervollständigt das chaotische Bild. Falls nicht noch ein Wunder geschieht, wird der grüne Angriff am 11. Dezember scheitern.