
«Restaurants öffnen, Taskforce auflösen»: Name des Aargauer Ärztepräsidenten landete ohne Einwilligung auf Forderungskatalog
In einem offenen Brief kritisieren 112 Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz die Strategie des Bundesrates als «zu schmalspurig». Ausserdem befürchten sie «erhebliche Nachteile» für die junge Generation. Sie verlangen unter anderem, Restaurants und Läden wieder zu öffnen.
Das Online-Fachportal «Medinside» berichtete diese Woche über die Vorschläge und veröffentlichte auch den offenen Brief der Gruppierung, die sich «Ärzte mit Blick aufs Ganze» nennt. Die Ärztinnen und Ärzte machen dem Bundesrat Vorschläge, wie er seine Massnahmen optimieren könnte, und bitten ihn, diese ernsthaft zu prüfen.
Cafés, Restaurants, Läden und Universitäten wieder öffnen
Neun der 88 Ärztinnen und Ärzte, die namentlich unterschrieben haben, kommen aus dem Kanton Aargau. Einer von ihnen ist Jürg Lareida. Lareida hat nicht nur eine Praxis in Aarau, er präsidiert auch den Aargauischen Ärzteverband, ist also der höchste Aargauer Arzt.
Steht er also hinter den Forderungen? Befürwortet er, Cafés, Restaurants, Läden und Hochschulen und Universitäten wieder zu öffnen? Will er die wissenschaftliche Taskforce des Bundesrates auflösen und durch eine neue, breiter abgestützte ersetzen? «Nein», sagt Lareda entschieden. «Ich stehe nicht hinter den Forderungen.» Seine Unterschrift sei ohne seine Einwilligung auf dieses Schreiben gesetzt worden.
Er äusserte seine Bedenken zum offenen Brief
Lareida führt aus, er habe schon Anfang Februar seine Bedenken geäussert, ob das Schreiben in die richtige Richtung stösst. Es gebe Punkte, hinter denen könne er nicht stehen, weil sie nicht wissenschaftlich fundiert seien. Trotzdem ist auch der oberste Aargauer Arzt nicht einfach zufrieden damit, wie der Bundesrat in der Pandemie handelt. Lareida stört die Konzeptlosigkeit. Er sagt: «Die Politik ist geprägt durch kurzfristige Entscheidungen und Hoffnungen, die sich nicht erfüllen.»
Er begrüsst es deshalb sehr, dass Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati in seiner Stellungnahme zu den Lockerungsvorschlägen angeregt hatte, dass auch ein Worst-Case-Szenario vorbereitet werde.
Lareida wünscht sich klare Kommunikation
Für Lareida ist klar, dass die Massnahmen gelockert werden müssen. Aber der Bundesrat müsse auch klar sagen, was Sache ist. «Öffnen geht nur dann, wenn wir verhindern, dass sich zu viele Haushalte treffen», sagt Lareida. Die Situation im Moment sei «extrem vulnerabel». Wenn die Bevölkerung die Massnahmen oder vorsichtigen Öffnungsschritte nicht mittrage, könne es rasch kippen. «Deshalb ist es jetzt so entscheidend, dass der Bund klar kommuniziert und nicht einfach alle zwei Wochen einen neuen Kurs verkündet», sagt Lareida.