Roger Flückiger hilft und «chrampft» aus Leidenschaft

«Faustball ist wie ein Virus. Hast du ihn, wirst du ihn nicht mehr los.» Im Gespräch mit Roger Flückiger spürt man: Hier spricht einer, der diesen Sport über alles liebt. «Faustball ist eine Leidenschaft», sagt der bald 55-Jährige, der als 16-Jähriger in Vordemwald mit jenem Hobby begann, das schon sein Vater ausübte. Fragt man Roger Flückiger, langjähriger Nationalliga-Spieler und heute «Genussfaustballer», nach dem grössten sportlichen Erfolg, sagt er: «Medaillen oder Pokale gibt es kaum zu erwähnen, meine grösste Freude ist, dass auch meine Söhne Dario und Luca Faustball spielen – um Klassen besser als ich.»

Luca gehörte zum Kreis der Anwärter auf einen Platz im Schweizer Nationalkader für die Weltmeisterschaften vom 11. bis 17. August in Winterthur. Letztlich gaben die Nationaltrainer Oliver Lang und Hanspeter Brigger anderen Spielern den Vorzug. So ist Roger Flückiger derjenige der Familie, der bei der WM am nächsten dran ist. Der Standortleiter Gebäudetechnik ist in Winterthur im Ressort Bau für die Wasser- und Abwasserleitungen zuständig. «Ich wurde angefragt und konnte nicht Nein sagen. Im Faustball ist man wie eine Familie und hilft einander.»

So investiert der heute in der Ostschweiz lebende Roger Flückiger zwei Wochen Ferien und viele zusätzliche Vorbereitungsstunden in den Grossevent – ehrenamtlich. «Sich in einem Verein oder für einen solchen Event zu engagieren, ist eine gute Lebensschule.» Er ist froh, dass er auch dies seinen Kindern weitergeben konnte. Luca, Dario und Jenny «opfern» einen Grossteil ihrer Freizeit für den STV Vordemwald, sprich für diverse Ämter.

Ein Schaufenster für die bescheidenen Sportler

Roger Flückiger ist seit Jahren fast jedes Wochenende «faustballerisch» unterwegs, schaut sich die Spiele seiner Söhne oder andere Partien an. «Mich fasziniert auch die Bescheidenheit der Faustballer. Hier wechselt keiner den Verein, um mehr zu verdienen.» Ohnehin sei im Faustball zum Glück weniger Geld im Spiel als in anderen Disziplinen. Umso wichtiger sei es, ein Schaufenster wie eine WM zu haben, die TV-Präsenz generiert und Junge für den Sport begeistern kann. Wie 1999, als die WM in Elgg, Vordemwald, Diepoldsau und Olten stattfand. Roger Flückiger war auch da als Helfer im Einsatz. Seit Mittwoch nun schaut er in Winterthur, dass überall, wo nötig Wasser, fliesst und Abwasser abfliesst. «Der Gesamtauf- und -abbau ist eine Herkulesaufgabe, die behördlichen Auflagen etwa sind seit 1999 viel strenger geworden. Es ist ‹e Chrampf›.»

Bester Lohn für die vielen Helfer, die in 4000 Schichten insgesamt 20 000 Stunden leisten, wäre, wenn die Schweiz den Titel gewinnt. «Das wird schwierig», schätzt Roger Flückiger, «Deutschland dürfte schwer zu schlagen sein.»