Sandro Burki: «Ich will die Blockade lösen»

Sandro Burki, Sportchef werden ist nicht schwer, Sportchef sein dagegen sehr . . .

Sandro Burki: . . . gut gesagt! Grundsätzlich ist das so. Wer Sportchef werden will, braucht keine Ausbildung. In meinem Fall ging alles schnell, quasi von heute auf morgen. Es war geplant, dass ich erst im Sommer 2018 Sportchef des FC Aarau werde. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Im August des vergangenen Jahres fragten mich die Verantwortlichen, ob ich bereit sei. Ich war bereit und sagte zu.

Bereuen Sie es, das Amt des FCA-Sportchefs übernommen zu haben?

Nein. Keine Sekunde! Warum auch? Es ist eine schöne und spannende Aufgabe. Und es ist reizvoll, auf die nächste Saison hin eine Mannschaft zusammenzustellen. Es gibt allerdings auch eine andere, eine negative Seite: Es tut weh, Spielern wie Alessandro Ciarrocchi zu sagen, dass sie keinen Vertrag mehr bekommen. Das geht nicht spurlos an mir vorbei. Als Sportchef kenne ich keine Sentimentalitäten.

Spüren Sie nach der schlechten Saison des FC Aarau den Druck, der auf Ihren Schultern lastet?

Für mich ist es ein positiver Druck. Ausserdem habe ich während meiner aktiven Karriere gelernt, mit Druck umzugehen.

Das klingt alles schön und gut: Aber ist es wirklich so einfach wie Sie sagen?

Einfach ist es mit Sicherheit nicht. Das Fussballgeschäft ist speziell und unberechenbar. Man darf nie aufgeben und muss bereit sein, neue Anläufe zu nehmen. Man muss auf alles gefasst sein. Flexibilität ist wichtig. Ich bin bereit, für den FC Aarau hart zu arbeiten und alles zu geben. Mein Ziel als Sportchef ist klar: Ich möchte in der nächsten Saison eine Mannschaft sehen, die in der Lage ist, dominant aufzutreten. Die Mannschaft soll unseren Fans und den Zuschauern Freude bereiten.

Sie sind erst 32 Jahre alt, also noch unerfahren: Sind Sie sich Ihrer Verantwortung tatsächlich bewusst?

Natürlich. Auf jeden Fall. Ich weiss genau, dass ich eine grosse Verantwortung habe. Und das im doppelten Sinn: In der nächsten Saison geht es nicht nur um die sportliche Zukunft des FC Aarau, sondern auch um das neue Stadion. Ich bin bereit dafür zu kämpfen.

Wo ist die grösste Baustelle des FC Aarau?

Die grösste Baustelle ist nach wie vor im Torfeld Süd. Trotz den vielen Verzögerungen glaube ich aber nach wie vor an den Bau eines Stadions. Ich spüre im Umfeld des FC Aarau eine positive Stimmung. Und ich spüre, dass alle Parteien am gleichen Strick ziehen. Die Sammelaktion von «meinstadion.ch» in den vergangenen Monaten hat das in aller Deutlichkeit gezeigt. Bis im Juni kommen nach Aussage von Michael Hunziker zwei Millionen Franken zusammen. Das ist einfach fantastisch und ein klarer Beweis für die grosse Solidarität der Leute zum FC Aarau.

Wie weit sind Sie mit der Kaderbildung für die nächste Saison?

Die Kaderbildung ist im Gang. Momentan gibt es viele Sitzungen und Gespräche. Bis Mitte Juni sind die Zuzüge von zwei Innenverteidigern, einem zentralen Mittelfeldspieler und einem oder zwei Stürmern geplant. Ich gehe davon aus, dass sicherlich vier neue Spieler zum FC Aarau kommen.

Warum haben Sie den Vertrag mit Damir Mehidic verlängert?

Damir Mehidic ist ein spezieller Typ. Er hat einen starken linken Fuss und kämpferische Qualitäten. Ich glaube, dass er sich noch steigern kann. Er hat seine Leistungsgrenze längst nicht erreicht.

Warum halten Sie an Olivier Jäckle fest?

Im Fall von Olivier Jäckle scheiden sich die Geister. Oli ist ein hervorragender Fussballer. Er ist mit dem FC Aarau 2013 aufgestiegen und hatte eine gute Saison in der Super League. Ich glaube an sein Können. Eines muss ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit sagen: Ich habe den Vertrag mit Jäckle nicht verlängert, weil er ein Kollege oder Freund von mir ist. Ich sage es gerne noch einmal: Ich kenne als Sportchef keine Sentimentalitäten.

Was ist mit Marco Thaler? Bleibt er oder geht er?

Marco Thaler kann nach dem Kreuzbandriss im rechten Knie leider erst im September wieder trainieren. Wir sind dauernd im Gespräch. Er hat ein Vertragsangebot erhalten und soll weiterhin für den FC Aarau spielen.

Zu den Torhütern: Ist Steven Deana tatsächlich die Nummer eins in der neuen Saison?

Steven Deana war in der vergangenen Saison die Nummer eins. Er hat sicherlich auch in der neuen Saison gute Karten. Aber er muss um diese Nummer eins kämpfen und sich in den Trainings und in den Spielen immer wieder von Neuem beweisen. Ohne Konkurrenzkampf geht es auch bei den Torhütern nicht.

Wer ist die Nummer zwei?

Das ist momentan völlig offen. Es ist möglich, dass Lars Hunn auf die neue Saison ausgeliehen wird. Für ihn geht es darum, Spielpraxis zu sammeln.

Kommen wir zu Alessandro Ciarrocchi, Juan Pablo Garat, Arxhend Cani, Pascal Thrier und Gilles Yapi: Warum haben sie keine Verträge bekommen?

Es gibt verschiedene Gründe. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es nach der schlechten Saison einen Umbruch braucht. Ich will innerhalb der Mannschaft die Blockade lösen und eine Bewegung auslösen. Ich möchte frischen Wind und frisches Blut. Es braucht mehr Leben und mehr positive Impulse.

Gab es Grenzfälle?

Ciarrocchi war ein Grenzfall. Da war ich auf der Kippe. Er ist ein guter Typ und hat einen super Charakter.

Wie soll der FC Aarau in der Saison 2018/19 auftreten? Welche Art von Fussball wollen Sie sehen?

Ich will kämpferische und leidenschaftliche Spieler sehen. Spieler mit Herzblut! Die Mannschaft muss in Zukunft in der Lage sein, dominant aufzutreten und die Gegner unter Druck zu setzen. Ich will ein Team, das in der Lage ist, unsere Fans und möglichst viele Zuschauer ins Stadion zu locken.

Muss der FC Aarau böser werden?

Nein. Aber der FC Aarau muss eine Einheit sein. Der Zusammenhalt muss stimmen. Ich will, dass die Spieler füreinander da sind. Ich will, dass sie sich gegen Niederlagen auflehnen. Und zwar nicht halbherzig, sondern mit aller Kraft!

Was ist Ihr Ziel für die nächste Saison?

Das erste Ziel ist, dass wir eine gute und schlagkräftige Mannschaft haben. Ab dem 12. Juni geht es vor allem um den Findungsprozess zwischen Trainern und Spielern.

Wollen Sie mit dem FC Aarau in die Top 3?

Bei der Zielsetzung bin ich vorsichtig und werde an dieser Stelle keine Prognose abgeben. Man darf nie vergessen, woher wir kommen. Nach dem Abstieg in die Challenge League 2015 wurden wir in der Saison 2015/16 Vierter, in der Saison 2016/17 Fünfter und in dieser Saison Sechster. Der FC Aarau schaffte in den vergangenen drei Jahren einerseits nie einen Platz in den Top 3, andererseits war der Rückstand auf die Spitze immer sehr deutlich. Ich möchte, dass die Mannschaft in der nächsten Saison einen konstruktiven und kreativen Fussball spielen wird.