Sandro Burkis Auffahrts-Dilemma

Pflicht oder Kür? Dieser Frage muss sich Sandro Burki mit Blick auf den Auffahrtsdonnerstag am 10. Mai stellen. Der Sportchef des FC Aarau ist einerseits ein gewissenhafter Mensch, andererseits frönt er gerne dem Genuss und ist immer für einen Spass zu haben. Wie wird Burki sich entscheiden?

Der Reihe nach: Am 16. August 2017 ändert sich Burkis Leben schlagartig. Präsident Alfred Schmid und Vizepräsident Roger Geissberger bitten Burki, per sofort die Spielerkarriere zu beenden und den entlassenen Raimondo Ponte als Sportchef abzulösen. Burki überlegt, jedoch nur kurz und sagt zu.

Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile. Auch in Burkis Wohnort Würenlos, genauer gesagt beim dortigen Fussballklub, wo sie mit Freuden von Burkis Karriereende erfahren. Denn dies bedeutet: Der 32-Jährige kann endlich sein Versprechen einlösen, nach der Profikarriere dem Senioren-Team des SV Würenlos beizutreten, wo einige seiner Kumpels spielen. So kommt es zum Kuriosum, dass sein eigener vom FC Aarau zu Würenlos der erste Transfer ist, den Burki als Sportchef abwickelt.

Der langjährige FCA-Regisseur täte jedem Team der Senioren30+-Meisterklasse gut. Doch in der Praxis haben die Würenloser noch nicht viel von ihrem prominenten Neuzugang. «Der Job des Sportchefs absorbiert mich sehr. Und dann habe ich ja auch noch eine Familie. In diesem Jahr habe ich meines Wissens nur zwei Trainings und zwei Spiele absolviert», so Burki. Er springe dann ein, wenn es der Terminplan zulasse und die Situation es erfordere: So gestern Abend, als Würenlos mit Burki beim Tabellenführer Rothrist um wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg spielte (siehe Bild; Endresultat n. Red.). Oder im Cup-Viertelfinal Ende März in Othmarsingen: Burki spielte von Anfang und ebnete mit seinem Tor zum 1:0 den Weg zum 2:0-Sieg.

Womit wir beim Dilemma «Pflicht oder Kür» wären: In Abwesenheit von Burki gewann Würenlos auch den Halbfinal und trifft am Aargauer Cupfinaltag am Auffahrtsdonnerstag in Frick auf den FC Mellingen. Der Cupsieg mit den Würenlos-Senioren als Trostpflaster für eine enttäuschende Saison mit dem FC Aarau? Das hat seinen Reiz für Burki. Dumm nur, dass am selben Tag der FC Aarau in Rapperswil-Jona spielen muss.

Also Sandro Burki, wie entscheiden Sie sich im Auffahrts-Dilemma: Pflicht am oberen Zürichsee oder Kür in Frick?

Burki zögert keine Sekunde und antwortet: «Der FC Aarau hat immer Priorität. Deshalb kommt der Cupfinal für mich nicht infrage.» Daran ändert auch nichts, dass der Senioren-Cupfinal um 13 Uhr angepfiffen wird, das FCA-Spiel erst um 16 Uhr und Burki frisch geduscht und pünktlich zur zweiten Halbzeit in Rapperswil-Jona auftauchen könnte. «Ich bin Angestellter des FC Aarau. Es wäre kein gutes Zeichen, wenn der Sportchef nicht bei seiner Mannschaft wäre.» Verständlich. Aber sagen wir so: Angesichts dessen, dass in der Rückrunde die FCA-Spiele wegen des feststehenden Abstiegs des FC Wohlen sportlich wertlos sind, würde kaum jemand Burki die Teilnahme am Cupfinal krummnehmen.

Die SFL hatte kein Gehör

Statt der Möglichkeit nachzutrauern, diese Saison doch noch einen Titel zu gewinnen, teilt Burki einen kleinen Seitenhieb in Richtung Swiss Football League aus: «Der Aargauische Fussballverband (AFV) hat ja darum gebeten, die beiden Aargauer Klubs nicht am Donnerstag, sondern am Mittwoch antreten zu lassen. So hätte man die beiden Profiklubs des Kantons in den Cupfinal-Tag der Amateure einbinden können.» Die Liga setzte die Bitte des AFV nicht um: Nicht nur der FCA, auch der FC Wohlen trägt seine Partie des 33. Spieltags gegen Servette an Auffahrt aus.

Immerhin: Gemeinsam mit dem neuen FCA-Cheftrainer Patrick Rahmen schaut Burki auf Einladung des AFV am offiziellen Cupfinal-Apéro um 11.30 Uhr vorbei, ehe die beiden von Frick nach Rapperswil-Jona fahren. Lachend hält Burki fest: «Leider kann ich am Spiel nicht dabei sein. Aber wenn Würenlos den Cupfinal gewinnt, werde ich pünktlich an der Siegesfeier am Abend auftauchen.»