Schmerzhafter Schnitt, starkes Zeichen

Die Signale an der letzten Generalversammlung der EHC Olten AG im August des vergangenen Jahres waren eindeutig: Die finanzielle Lage des Unternehmens ist angespannt. Nur dank finanzieller Zuschüsse von zugewandten Personen konnte der Bilanzverlust auf unter eine Million Franken gesenkt werden. Kurz: Der Patient EHC Olten war in finanzieller Hinsicht ein Sanierungsfall.

Mit dem Szenario des finanziellen Reinemachens beschäftigte sich der Verwaltungsrat der EHCO AG unter der Führung von Präsident Marc Thommen in den vergangenen Wochen und Monaten entsprechend intensiv. Und dies erst noch unter massiv erschwerten Bedingungen. Die Coronakrise hat vor allem in der Welt des Profisports bekanntlich tiefe Spuren hinterlassen. Und lässt vorderhand auch keine zuverlässige Planung zu.

Generalversammlung ohne anwesende Aktionäre

Auch die aktuelle Generalversammlung der EHC Olten AG leidet unter der Lage. Entsprechend hat der VR am 11. Juli beschlossen, die Versammlung gemäss der Covid-19-Verordnung des Bundesrats durchzuführen. Das heisst, die GV wird ohne anwesende Aktionäre durchgeführt. Diese können ihre Rechte allein über einen unabhängigen Stimmrechtsvertreter – Treuhandexperte Felix Wyss aus Olten – ausüben.

Dabei stehen gerade in diesem Jahr gewichtige Traktanden auf der Tagesordnung. Zwei Anträge des Verwaltungsrats stechen dabei hervor. Der VR beantragt, dass das aktuelle Aktienkapital von 1,4 Millionen Franken zur Beseitigung des Bilanzverlusts auf null abgeschrieben wird. Durch diesen Schritt verlieren sämtliche Aktien ihren Wert und sind anschliessend ungültig. Die bisherigen Aktienbesitzer verlieren damit auch ab der GV 2021 ihr Stimmrecht.

In einem zweiten, wichtigen Schritt wird das Aktienkapital durch die Ausgabe von über 14000 neuen Namensaktien im Wert von 85 Franken pro Stück wieder auf knapp 1,2 Millionen Franken erhöht. Diese Aktien wurden bereits von Mitgliedern des Verwaltungsrats und nahe stehenden Personen gezeichnet. Die bisherigen Aktionäre haben überdies die Möglichkeit, ihre bisherigen Inhaberaktien bis am 30. September zum Preis von 85 Franken in Namensaktien umzutauschen. 

Die EHCO AG ist damit wieder liquide und die Sanierung abgeschlossen. Womit auch der Erteilung der Spiellizenz, die die Organisation vom Eishockey- Verband SIHF bis jetzt nur unter Auflagen erhielt, nichts mehr im Wege stehen sollte – sofern die angedachten Manöver an der GV durchgewunken werden.

Zusätzlich beantragt der Verwaltungsrat eine Aktienkapitalerhöhung um weitere 300000 Franken, welche bis August 2022 abgeschlossen werden soll. In diesem Paket haben sämtliche Interessierten die Möglichkeit, eine Aktie für 85 Franken zu erwerben. Sollten auch diese maximal knapp 3600 Einheiten veräussert werden, dann stünde der EHC Olten AG ein Aktienkapital von ziemlich genau 1,5 Millionen Franken zur Verfügung, was der Gesellschaft mehr Flexibilität verleihen würde. Zur Erinnerung: Der SIHF verlangt, dass die Aktienkapitalquote mindestens 15 Prozent des Budgets beträgt. Beim EHCO wären das etwa 900000 Franken.

Unter dem Strich plant der EHC Olten einen markanten administrativen Hosenlupf, der angesichts der schlechten finanziellen Lage aber unvermeidlich ist. Die Alternative wäre ein Konkurs, welcher aber beispielsweise zur Folge hätte, dass die sportliche Existenz in der Swiss League der Vergangenheit angehören würde. 

«Wir sind uns bewusst, dass dieses Vorgehen für die bestehenden Aktionäre schmerzhaft ist», gibt Marc Thommen zu, merkt aber im selben Atemzug, dass «wir mit der Beschaffung von 1,2 Millionen Franken frischem Aktienkapital ein starkes Zeichen als Commitment für den EHCO setzen können.» Thommen hofft auf das Verständnis und die Kooperation der «enteigneten» Aktionäre. «Es ist für uns die einzige Möglichkeit, einerseits die Bilanz nachhaltig zu sanieren und für die Zukunft gerüstet zu sein.»

Immerhin liest sich das Geschäftsergebnis des vergangenen Betriebsjahres nicht so schlecht wie befürchtet. Die EHCO AG weist einen Verlust von 457000 Franken aus. Wobei dort 200000 Franken Abschreibungen und 150000 Rückstellungen einkalkuliert sind. Ohne diese beiden «weichen Faktoren» hätte sich das Defizit um die 100000 Franken bewegt.