
Schönes Frühlingswetter rührt Pollenallergiker zu Tränen
Tipps für den Alltag mit Pollenallergie:
>Draussen einen Hut tragen und eine Sonnenbrille, die auf den Seiten geschlossen ist.
>Das Schlafzimmer möglichst pollenfrei halten und vor dem Schlafengehen nicht mehr lüften.
> Kleider in einem anderen Raum ausziehen.
> Vor dem Zubettgehen die Haare draussen ausbürsten oder waschen.
> Frotteetuch aufs Kopfkissen legen.
> Ein Pollenfilter vor dem Fenster verhindert, dass die Allergene beim Lüften ins Zimmer gelangen.
> Wäsche sollte nicht an der frischen Luft getrocknet werden.
Die Sonne scheint und die ersten grünen Knospen spriessen an den Bäumen. Der Frühling ist endlich da – geniessen können das schöne Wetter aber nicht alle: Rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden unter einer Pollenallergie. Die Betroffenen kämpfen jetzt mit laufender Nase, gereizten Augen und Niesanfällen. «Es kann auch zu Juckreiz in den Ohren oder im Rachenbereich kommen», sagt Sereina de Zordo, Beraterin bei aha Allergiezentrum Schweiz in Bern.
Histamin hemmen
Beschwerden bereiten seit Januar die Pollen von Esche und Hasel; Erle und Birke folgen jetzt. «Kunden fragen jetzt vermehrt nach Allergie-Medikamenten, aber es gibt noch keinen grossen Ansturm», sagt Sarah Merz, Betriebsleiterin der Pfauen-Apotheke in Zofingen. Über den Ladentisch seien bislang vor allem antiallergische Präparate in Tablettenform gegangen. Die sogenannten Antihistaminika hemmen die Wirkung des Botenstoffs Histamin im Körper, der für die allergischen Symptome verantwortlich ist. «Beliebt sind aber auch homöopathische Augentropfen», so die Betriebsleiterin.
Auch in der Drogerie Unterstadt in Zofingen rennen die Allergiker noch nicht die Türen ein. «Wenn das Wetter aber so schön bleibt wie angekündigt, wird sich das in den nächsten zehn Tagen ändern», ist Monika Sager, Inhaberin der Drogerie, überzeugt. Im Gegensatz zur Apotheke verkauft die Drogerie keine Antihistaminika, sondern pflanzliche Spagyrik-Sprays, die in den Mund gespritzt werden, oder homöopathische Mittel in Form von Globuli oder Tabletten. Diese Mittel werden dann mit Augentropfen oder Nasensprays kombiniert, die die Nasenschleimhäute abschwellen lassen.
Die Birke dürfte Allergikern dieses Jahr besonders Probleme bereiten. Sie hat verschiedene Wachstumszyklen und konzentriert sich entweder auf die Produktion von Blüten mit Pollen oder Blättern. «2018 erwarten wir ein Pollenjahr», so Sereina de Zordo. Pollenkörner enthalten Proteine, die der Körper als fremd einstuft, obwohl sie eigentlich harmlos sind. Er startet eine Abwehrreaktion und produziert Antikörper, die wiederum die allergischen Symptome auslösen. Immer mehr Menschen leiden darunter. «Daten der letzten 100 Jahre zeigen, dass Pollenallergien zunehmen.» Schuld daran seien unterschiedliche Faktoren, erklärt Sereina de Zordo. Dazu gehören Veränderungen des Klimas und unseres Lebensstils, sowie die Verbreitung von Luftschadstoffen. Neben den heimischen Bäumen und Gräsern reagieren viele Menschen zunehmend auch auf andere Pflanzen. Berüchtigt ist hierbei vor allem das Unkraut Ambrosia oder die Purpurerle, die schon im Dezember blühen kann.
«Bei der Behandlung der Beschwerden gibt es drei Pfeiler», sagt die Allergieberaterin. Zuerst gilt es, den Kontakt mit Pollen zu vermeiden (Tipps dazu siehe Box). Dann müssen die Symptome mit Medikamenten behandelt werden. Verwendung finden hier vor allem Antihistaminika in Form von Tabletten, Sprays oder Tropfen. In manchen Fällen verschreiben Ärzte auch Kortisonpräparate. Die dritte Stufe der Allergiebehandlung ist eine Desensibiliserung. Dabei bekommt der Patient das Allergen in kleinen Dosen über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren verabreicht. Ziel ist es, dass sich der Körper wieder an den Stoff gewöhnt und ihn nicht länger abwehrt. Wer eine Pollenallergie nicht behandelt, riskiert einen «Etagenwechsel»: Die Beschwerden können von den oberen auf die unteren Atemwege übergreifen und Asthma auslösen.
Caroline Kienberger/Lilly-Anne Brugger