Schon wieder Maierhofer-Festspiele beim FC Aarau

In der Pause liegt der FC Aarau 0:1 zurück. Doch Präsident Alfred Schmid sagt ohne mit der Wimper zu zucken: «Den Match drehen wir noch!» Im Wissen, dass Aarau in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft war. Und im Wissen, dass Stefan Maierhofer auf dem Platz steht.

36 Jahre alt ist der Österreicher, der FC Aarau ist sein 23. Verein. Aber war er schon mal so gut? Die zweite Halbzeit im Lipo-Park ist sieben Minuten alt, da trifft Maierhofer schon wieder. Der Kopfball zum 1:1 ist sein sechstes Tor im fünften Spiel hintereinander. Was für eine Serie!

Doch aufgepasst, es kommt noch besser! Nach 62 Minuten zeigt Schiedsrichter Jancevski nach Goncalves’ Zupfer am Trikot von Marco Schneuwly auf den Punkt. Der Penalty für Aarau ist streng, aber vertretbar. Eine Minute zuvor hat Jancevski auf der Gegenseite eine ähnliche Situation laufen lassen. Die zwei Szenen sind Abbild des Wettkampfglücks, das den Aarauern zu Saisonbeginn fehlte und das sie sich in den vergangenen Wochen erarbeitet haben.

Stefan Maierhofer bringen die wütenden Protesten des Heimteams nicht aus der Ruhe. Seelenruhig läuft er an, schickt den Goalie in die falsche Ecke und trifft. Saisontor Nummer sieben für den 2,02-Meter-Mann!

«Die Reaktion war top»

Als der eingewechselte Mickael Almeida in der 87. Minute nach starker Vorarbeit von Nicolas Bürgy zum 3:1 trifft, steht fest: Aarau gewinnt zum vierten Mal in Serie. Das Spiel in Schaffhausen galt nach den drei Erfolgen zuvor gegen Wil, Chiasso und Rapperswil-Jona als Reifeprüfung: Die Munotstädter blieben in den ersten sieben Heimspielen dieser Saison auf Kunstrasen unbesiegt (4 Siege, 3 Remis). Und der FC Aarau hatte bei seinen bisherigen drei Auftritten im 2017 eröffneten Lipo-Park nichts zu melden: 0:4, 1:4 und 1:3 lautete die ernüchternde Bilanz.

Vor dem Anpfiff appelliert Trainer Patrick Rahmen an den Stolz seiner Spieler: Nicht schon wieder eine Demütigung in Schaffhausen! Nach wenigen Minuten zeigt sich: Die Mannschaft hat verstanden. In der 7. Minute trifft Marco Schneuwly herrlich zum 1:0. Zum vermeintlichen 1:0! Denn aus dem ersten Treffer des Fribourgers für den FCA wird nichts, weil der Linienrichter eine Abseitsstellung anzeigt. Fehlentscheid. Und dies am Tag, an dem die Bosse der 20 Schweizer Profiklubs die Einführung des Videobeweises ab der kommenden Saison beschlossen haben. FCA-Präsident Schmid hat in Bern ein «Ja» in die Urne gelegt: «Ich bin für Gerechtigkeit.»

Zurück nach Schaffhausen: Nach dem nicht gegebenen Führungstreffer verliert Aarau etwas den Faden. Was sich abzeichnet, trifft in der 25. Minute ein: der Gegentreffer zum 0:1. Bürgy steht für einmal kreuzfalsch, schon läuft ein Schaffhauser alleine in den FCA-Strafraum und legt Torschütze Danilo del Toro den Ball pfannenfertig auf.

Das neckische Detail

Dafür, dass es nach der ersten Halbzeit «nur» 0:1 steht, können sich die Aarauer bei ihrem Goalie bedanken: Der Reflex von Djordje Nikolic in der 44. Minute gegen Mevljas Schuss aus kurzer Distanz ist schlicht Weltklasse. Hätte Alfred Schmid in der Pause auch bei einem Spielstand von 0:2 an die Wende geglaubt?

Fakt ist: Mit welchem Selbstverständnis, mit welcher Ruhe und mit welcher Cleverness der FC Aarau nach dem Seitenwechsel auftritt, ist beeindruckend. Auch für Patrick Rahmen: «Die Reaktion war top. Im Sommer hätte uns ein 0:1 aus dem Konzept gebracht. Nun haben wir einen Lauf und viel Selbstvertrauen. Ein Rückschlag wirft uns nicht mehr einfach aus der Bahn.»

Dirigiert vom perfekt harmonierenden Mittelfeld-Duo Olivier Jäckle und Elsad Zverotic rollt ein sauberer Angriff nach dem anderen auf das Tor der Schaffhauser. Vor Jäckle und Zverotic das routinierte Sturmduo Maierhofer und Schneuwly, hinten Goalie Nikolic und die Innenverteidiger Bürgy und Giuseppe Leo: Rahmen hat endlich eine stabile Achse gefunden, um die herum die jungen Spieler wie Misic, Tasar und der bärenstarke Obexer aufblühen.

Neckisches Detail am Rande: Nach dem 3:1 in Schaffhausen hat der FC Aarau zum ersten Mal in dieser Saison mehr Punkte als Spiele – 16:15. Wo geht die Reise in dieser Saison noch hin?