Schutz vor Hochwasser: Mit 12,6 Millionen die Wigger zähmen

Bedeutende Gebiete der Gemeinden am Unterlauf der Wigger sind ungenügend gegen Hochwasser geschützt. Entsprechend massiv fielen die Schäden der grossen Hochwasser in den Jahren 2005 und 2007 aus. Die kantonalen Behörden haben reagiert und für den Wigger-Abschnitt im Aargau ein Hochwasserschutzprojekt ausgearbeitet. 2008 bis 2010 wurde das Flüsschen auf dem Gemeindegebiet Brittnau für rund 4,3 Millionen Franken saniert. Demgegenüber ist der Unterlauf der Wigger – von der Zofinger Stadtgrenze bis hinunter zur Aeschwuhr – weitgehend schutzlos künftigen Hochwassern ausgesetzt. Betroffen ist eine Fläche von mehr als 30 Hektaren mit über 180 Gebäuden – Wohnhäusern, aber auch zahlreiche Gewerbe- und Industrieunternehmen.

Nicht mehr lange. Der Zofinger FDP-Grossrat Herbert H. Scholl hat mit parlamentarischen Vorstössen so lange Druck gemacht, bis der Grosse Rat im November 2017 über das pfannenfertige Projekt entscheiden konnte. Dieser bewilligte den benötigten Bruttokredit von 12,6 Millionen Franken mit 117 zu 0 Stimmen und beschloss eine Aufteilung der Kosten – der Bund und die Aargauische Gebäudeversicherung beteiligen sich mit 40 respektive 5 Prozent. Der Kanton Aargau übernimmt 2,9 Millionen. Der Kostenteiler zwischen den Gemeinden wurde aufgrund der Schutzdefizitfläche respektive Anstosslänge bemessen und beträgt insgesamt 2,7 Millionen Franken. 88 Prozent davon muss Zofingen übernehmen, Strengelbach 12 Prozent.

Im Projekt ist vorgesehen, dass das Ufer der Wigger erhöht und wo möglich verbreitert wird. Weiter soll die Sohle des Flusses abgesenkt werden. Dadurch erhält der Fluss wenigstens abschnittsweise wieder die Möglichkeit, seinen Lauf und die Ufer selbst zu gestalten, was in der Folge zu einer verbesserten Struktur- und Strömungsvielfalt mit neuen Lebensräumen für Fische und andere Wasserlebewesen führt.

Im mehr als 50-seitigen Projektbeschrieb wurde aufwandseitig an alles gedacht – auch an die Lebensdauer und die Folgekosten. Erstere ist auf 80 Jahre ausgelegt und 442 000 Franken sind pro Jahr für Betrieb und Unterhalt des renaturierten Wasserlaufs nötig.

Wann die Bagger auffahren, ist offen. Die öffentliche Projektauflage ist zwar beendet – aber laut Werner Ryter, Chef Tiefbau und Planung der Stadt Zofingen, liegen beim kantonalen Baudepartement zehn Einwendungen. Nun stehen entsprechende Verhandlungen an. Sind diese abgeschlossen und es gibt keinen Zug durch die Gerichtsinstanzen, diktiert die Natur den Baubeginn. So sind im Bauprogramm die Laichzeiten der Bachforellen (November bis April) und für die Rodungsarbeiten die Brutzeit der Vögel (März bis September) unter einen Hut zu bringen.