
Schweiz oder Serbien? Die Skopljak-Brüder stecken im WM-Zwiespalt
Bei der Weltmeisterschaft in Russland ist sowohl der Schweiz als auch Serbien der Auftakt ins Turnier geglückt. Während die Eidgenossen dem Titelfavoriten Brasilien ein 1:1 abtrotzten, bezwang Serbien den Aussenseiter Costa Rica dank eines Freistosstores von Aleksandar Kolarov mit 1:0. Somit hat das heutige Direktduell (20 Uhr) am zweiten Spieltag der Gruppe E in Kaliningrad wegweisenden Charakter: Wer gewinnt, kommt dem Einzug in die Achtelfinals schon ziemlich nahe.
Für Zelimir und Dejan Skopljak ist es aber nicht die spannende Ausgangslage an sich, die das Spiel für sie besonders interessant macht. Die beiden Brüder sind in der Schweiz aufgewachsen, haben aber serbische Wurzeln und tun sich entsprechend schwer damit, welcher Nation sie die Daumen drücken sollen. «Die Schweiz hat mir alles gegeben, hier leben meine Kollegen», sagt Dejan Skopljak. Weil die Mehrheit die Schweiz als Favorit sehe, werde er wahrscheinlich eher mit Serbien mitfiebern. Der 23-jährige Zofinger betont aber: «Ich kann nur gewinnen.»
Ähnlich ist die Situation beim vier Jahre älteren Zelimir. Er hofft, dass beide Teams den Sprung in die K.-o.-Phase schaffen. «Ich bin vom Wesen her eher Schweizer, emotional aber Serbe», verrät der Oftringer und ergänzt: «Wer besser spielt, soll gewinnen.»
Serbisch geprägter Alltag
Den Zwiespalt haben Zelimir und Dejan Skopljak ihren Eltern zu «verdanken». Sie stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und flohen wegen des Bosnienkrieges anfang der 1990er-Jahre in die Schweiz. Obwohl ihre Kinder in einer neuen Umgebung aufgewachsen sind, ist das Leben nach wie vor von der alten Heimat geprägt. «Ob Essen, Fernsehkanäle oder die Sprache, vieles in unserem Alltag ist serbisch. Wir verbringen auch unsere Ferien in Serbien», erklärt Dejan Skopljak.
Das Spiel werden die Skopljak-Brüder an unterschiedlichen Orten verfolgen. Während sich Dejan mit seinen Kollegen im You-Public-Viewing in Oftringen trifft, freut sich Zelimir auf einen ruhigen Abend zuhause mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn. Beide erwarten aufgrund der Ausgangslage ein enges Spiel und keinen offenen Schlagabtausch wie bei Deutschlands Niederlage gegen Mexiko. «Der Schweiz wird ein Punkt in Kombination mit einem Sieg gegen Costa Rica für die Achtelfinals wohl reichen, und Serbien darf nicht verlieren», sagt Zelimir Skopljak. Er könne sich deshalb ein Unentschieden gut vorstellen, «weil beide Teams keine Risiken eingehen werden.»
Zusammenhalt als Stärke
Als Serbiens grosse Stärke stuft Zelimir Skopljak die individuelle Klasse ein. Vor allem in der Offensive sei die Mannschaft von Trainer Mladen Krstajic mit Spielern bestückt, die den Unterschied ausmachen können. «Dusan Tadic beispielsweise hat die Fähigkeit, einen oder zwei Gegenspieler mit einer Aktion stehen zu lassen», weiss Zelimir Skopljak. Derweil betrachtet Dejan Skopljak den Zusammenhalt als wichtigstes Element in Serbiens Landesauswahl. «Wir hatten nie eine grosse Mannschaft, es sind keine Stars dabei. Deshalb führt der Erfolg über den Teamspirit», sagt er.
Dasselbe hat sich Dejan Skopljak bei seinem Klub, dem FC Rothrist, in der 2. Liga inter erhofft. Nach einer schwachen Vorrunde haben sich die Rothrister im Frühling zurück- und bis zum Schluss um den Ligaerhalt gekämpft, jedoch ohne Erfolg. «Der Abstieg tat weh, inzwischen habe ich es aber verkraftet», sagt der Mittelfeldmotor.
Total anders verlief die Saison für Zelimir Skopljak, der mit dem FC Oftringen in die 2. Liga aufgestiegen ist. «Wegen Beruf und Schule bin ich erst im Winter eingestiegen», sagt er, «aber die junge Mannschaft ist stark und besitzt genug Qualität. Das hat man in der Rückrunde gesehen.»
Alle Spiele und die Tabelle der «Schweizer» WM-Gruppe E finden Sie hier.