
Schweiz top, USA flop: Deshalb loben uns amerikanische Expats im Umgang mit der Coronakrise
Die Schweiz und die USA gelten als Schwester-Demokratien. Doch wenn es um die Handhabung der Corona-Krise geht, scheinen die beiden Länder alles andere als verwandt zu sein. Zu diesem Fazit kommen zumindest die amerikanischen Expats hierzulande, die sich politisch der Demokratischen Partei zuordnen.
Obwohl in der Schweiz die Schulen wieder geöffnet werden und viele Leute über die weitere Ausbreitung des Virus beunruhigt seien, sei die Situation hier weitgehend unter Kontrolle, schreibt die Organisation «Democrats Abroad Switzerland» in einem Communiqué. «Derweil sind die die USA nach wie vor ein Land im Chaos, mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und Infektionsraten, die immer noch höher sind als in den schlimmsten Tagen des Frühjahrs.» Auch die Zahl der Todesopfer gehöre weltweit zu den düstersten.
Amerikaner im Ausland würden oft gefragt, weshalb die USA die Situation nicht in den Griff bekämen, und ob die Todeszahl von über 200’000 vermeidbar gewesen wäre. An dieser Stelle verweist die Partei auf die Schweiz, die auf den ersten Blick viel mit den USA gemeinsam habe. Beide seien wohlhabende Länder mit starken Finanzinstitutionen und einer föderalistischen Struktur. «Hier enden jedoch die Gemeinsamkeiten», schreiben die hier lebenden US-Demokraten.
Der bedeutendste Unterschied zwischen den beiden Ländern könne teilweise erklären, warum die Lage in den USA so schlimm sei, vermuten die Expats: das Vorhandensein oder Fehlen eines starken Sozialsystems. Ohne Krankenversicherungen für alle, Arbeitslosen- und Unterkunftshilfe fehle den US-Bürgern ein Sicherheitsnetz, wie es die Schweiz habe.
Spätestens nun wird im Communiqué klar, worum es den Absendern beim Lob für die Schweiz wirklich geht: Wahlkampf. Denn das Lob für die Schweiz ist gleichzeitig Kritik an der aktuellen US-Regierung unter Präsident Donald Trump.
«Diese Zahl ist verheerend»
Im «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» komme erschwerend hinzu, dass viele Bürger wegen der hohen Verschuldung durch die teuren Bildungskosten oft nicht mal Ersparnisse für einen Monat hätten. Mehr als 38 Millionen Menschen in den USA würden in Armut leben. «Diese Zahl, die selbst in normalen Zeiten beunruhigend ist, ist inmitten einer globalen Pandemie und Wirtschaftskrise verheerend», schreiben die US-Expats.
Deshalb sei das Fazit klar: Jeder müsse wählen gehen, so auch die rund 9 Millionen Amerikaner, die im Ausland leben. 20’000 davon haben sich in der Schweiz niedergelassen. Laut «Democrats Abroad» wählten im Frühling bei den Partei-Vorwahlen 46,3 Prozent ihrer Mitglieder Bernie Sanders. Der inzwischen erkürte Präsidentschaftskandidat Joe Biden bracht es auf 30,9 Prozent.