
Schwierige Mitarbeitersuche für KMUs aus der Region: Fachkräfte als rares Gut
69 Prozent der befragten Aargauer KMU wünschen sich, dass mehr junge Menschen als heute eine Berufslehre wählen und sich dann gegebenenfalls via Fachhochschule oder höhere Fachschule weiterbilden.
Fachkräftemangel ist eine der meistgehörten Klagen aus Gewerbekreisen. Wie stark ist der Aargau und insbesondere die Region Zofingen betroffen? Dieser Frage geht die Neue Aargauer Bank (NAB) in einer Regionalstudie nach. Laut dieser Untersuchung, die auf Befragungen basiert, haben in der Region 60 Prozent der Unternehmen Mühe, Fachleute zu finden – gut ein Viertel ist akut vom Fachkräftemangel betroffen. Wie kommt es zu dieser schlechten Verfügbarkeit von Qualifizierten? Sara Carnazzi Weber, Verfasserin der Studie, hat die Hauptursachen ausgemacht. So liegt das Bildungsniveau in der Region unter dem Landesmittel und der Aargau insgesamt fällt bei den Hochschulabschlüssen zurück – auch die Maturitätsquote liegt deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Was allerdings den Bereich der Berufslehre (ohne Maturität) anbetrifft, ist der Bezirk mit 44 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung überdurchschnittlich gut.
Qualifizierte pendeln
Eine weitere Ursache für den Mangel: Viele gut qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Bezirk Zofingen arbeiten in anderen Kantonen. Ein hochinteressantes Nullsummenspiel sind die Pendlerströme zwischen den Regionen Zofingen–Aarau und Olten–Gäu. 9000 Personen pendeln tagtäglich aus dem Solothurnischen in den Aargau zur Arbeit und dieselbe Zahl in die andere Richtung. Qualifizierte Zupendler in die Region Zofingen (Stichwort Postfinance) nutzen offensichtlich die guten Bahnangebote.
Sara Carnazzi Weber warnt die KMU vor dem demografischen Wandel: «In den nächsten fünf Jahren werden im Aargau rund 40000 Personen das gesetzliche Pensionierungsalter erreichen.» Die Beschäftigung von Mitarbeitenden im Rentenalter sei eine Möglichkeit, Gegensteuer zu geben. Weiteres Potenzial liege bei den Nichterwerbstätigen. «Zurzeit sind rund 15 Prozent der Leute im erwerbsfähigen Alter – Arbeitssuchende ausgeklammert – nicht in den Arbeitsmarkt integriert. In der Mehrheit handelt es sich dabei um Frauen – Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie tun Not.
In engem Kontakt mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) steht Bernhard Frei. Er ist Regionalleiter Zofingen der NAB und sagt: «Die Mitarbeitenden und ihre Qualifikationen sind für die KMU der wichtigste Faktor für ihren Erfolg.» Die aktuelle Entwicklung mache ihm Sorgen: «Alle Akteure in unserer Region – ich denke an Unternehmen, Bildungsinstitutionen, Berufsberatung – sind gefordert, Leute zu motivieren, sich für eine Karriere in vom Fachkräftemangel betroffenen Bereichen zu entscheiden.»
Was Frei auch feststellt: Der Fachkräftemangel im Bereich Bau und Industrie ist ausgeprägter als bei Dienstleistungsbetrieben. «Momentan werden überproportional viele Arbeitskräfte für Berufe in Technik und Produktion in Industrie und Gewerbe gesucht: Ein Drittel der offenen Stellen im Kanton stammen aus diesen Bereichen.»