
So geht Geldverlochen
Autos bedeuten mir gar nichts. Unsere aktuelle Karosse, ein rund 15-jähriger Renault Mégane Kombi, hab ich vor knapp drei Jahren einem Arbeitskollegen abgekauft – für 3500 Franken. Das Auto war in tadellosem Zustand. Die Beulen und Kratzer hab ich alle selbst gemacht, als ich noch im Besitz eines Führerscheins war. Bald nach dem Kauf war ein Service fällig. Ich folgte dem Rat des Kollegen und brachte den Wagen zum offiziellen Dealer. Tags darauf holte ich ihn wieder ab: «Alles bestens», sagte der Garagist, «wir mussten nichts machen.» Ich freute mich, bis ich die Zahl unter der Rechnung sah: 780 Franken. Nicht gerade wenig für «nichts machen müssen.» Was der Ölwechsel in derselben Garage ein Jahr später gekostet hat, verrate ich der eigenen Gesundheit zuliebe nicht. Als knapp zwei Jahre später das Aufgebot zum «Vorführen» kam, beschlossen meine Frau und ich, den Wagen im Dorf, in dem wir wohnen, aufmöbeln zu lassen. «Nur das Nötigste machen», lautete die kurze, aber klare Anweisung an den Garagisten, der alles flickt, was man ihm bringt. Nach drei Tagen rief der Mann an, um mitzuteilen, er müsse die «Federn» – vielleicht sagte er auch «Stossdämpfer» – ersetzen. Da ich nichts von Autos verstehe, hielt ich mich ruhig, obwohl ich ehrlich gesagt nie das Gefühl gehabt hatte, die Federung sei in irgendeiner Weise problematisch. Dann erhielten wir den Wagen zurück – mit zwei Brandlöchern im Innenraum und einem Kofferraum, der sich nicht mehr richtig öffnen liess – aber immerhin vorgeführt. Kostenpunkt: 2200 Franken.
Über den Jahreswechsel fuhren wir ins Tessin in ein Häuschen hoch über dem Lago Maggiore. Als meine Frau den Mégane das erste Mal die Haarnadelkurven des ultrasteilen Hügels raufquälte, war ich richtig froh, keinen Führerschein mehr zu besitzen. Dann fiel mir ein eigenartiges Geräusch auf und bald verspürte ich eine Art Übelkeit, die normalerweise eher in Booten bei starkem Wellengang als in Autos auftritt. In jeder Kurve ächzten und stöhnten die «neuen» Federn lauter, als ich fluchen konnte. Ich habe keine Ahnung, aus welcher Alteisensammlung diese Dinger stammen, aber ich bin ziemlich sicher: In diesen Wagen gehören die nicht! Mein Entschluss steht seither fest: Nie mehr werde ich auch nur einen Rappen investieren in einen Gebrauchtwagen. Autos scheint es ja ähnlich zu ergehen wie Menschen, wenn man sie in Kliniken bringt: Der offensichtlichste Schaden wird zwar operiert, aber gleichzeitig holt sich der Patient drei neue Käfer, an denen er dann langsam zugrunde geht.