
So schnell wirft Sprinter Joel Schüpbach nichts aus der Bahn
Es gibt Menschen, die jagen ein Leben lang erfolglos ihren Träumen nach. Andere machen früh Nägel mit Köpfen, so wie Joel Schüpbach von der Leichtathletikriege des Satus Oberentfelden. Nach dem Abschluss seiner Schreinerlehre hat der Schöftler im vergangenen Sommer voll auf die Karte «Sport» gesetzt und sich damit einen langersehnten Wunsch erfüllt. «Vor dem Beginn meiner Ausbildung habe ich mich für die U18-Europameisterschaften qualifiziert, mir aber zwei Wochen vor dem Wettkampf einen Muskelfaserriss zugezogen», sagt Schüpbach.
Anstatt Trübsal zu blasen, trieb ihn das Ziel, unbedingt an einem Grossanlass zu starten, in den folgenden Jahren an. «Auf der Baustelle habe ich gesehen, wie andere tagsüber trainieren, während ich das erst am Abend machen konnte. Dabei reifte in mir die Idee, das nach Lehrzeit auch zu versuchen», erzählt er.
Auf neuen Wegen in Richtung Bergen reisen
Der Traum, den der bald 22-jährige Sprintspezialist über 100 und 200 m momentan lebt, steht im puren Kontrast zur turbulenten Saison 2020. Nachdem Joel Schüpbach einen im Winter erlittenen Bänderriss im Fussgelenk auskuriert hatte, folgte mit einer Darmentzündung im Sommer der nächste Rückschlag. Für den Schweizer U23-Meister über 100 m von 2019 war die erhoffte Aufnahme ins Leichtathletik-Nationalkader somit vorerst vom Tisch. Das Verpasste will Schüpbach in diesem Jahr nachholen. «Nach der gelungenen Hallensaison fühle ich mich gut. Jetzt bin ich gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt, denn als Spitzensportler betrete ich Neuland», sagt er.
Bis zum Auftakt der Freiluftsaison im Mai steht der Feinschliff im Fokus, statt Wiederholungen trainiert Schüpbach aktuell mit mehr Gewichten, um die Maximalkraft auszureizen. Nach einer kurzen Ruhephase folgt Mitte April ein zweiwöchiges Trainingslager in Belek (Tür), wo er mit der Schweizer U23-Staffel an seiner Explosivität und Technik arbeiten will. «Swiss Athletics lässt mich in dieser Saison mit der Staffel trainieren, damit ich eine Chance erhalte, um mich zu verbessern», erklärt er.
Als Saisonziel nennt Joel Schüpbach die Qualifikation für die U23-Europameisterschaften, die vom 8. bis 11. Juli in Bergen (No) stattfinden. Die Limiten – 10,45 Sekunden über 100 m und 21,10 Sekunden über 200 m – liegen rund drei Zehntel unter seinen persönlichen Bestwerten. Trotzdem stuft er das Unterfangen als realistisch ein. «Diese Zeiten habe ich vor zwei Jahren aufgestellt. Damals waren die Umstände komplett anders, ich hatte wegen der Arbeit viel weniger Erholung als heute», sagt Schüpbach.
Ein Vereinswechsel steht für ihn nicht zur Debatte
Unabhängig davon, ob es mit dem Nationalkader-Status tatsächlich klappt, wird Joel Schüpbach dem Satus Oberentfelden treu bleiben. «Ich bin in diesem Verein gross geworden, meine besten Kollegen sind hier und geben mir Halt», erklärt er. Ausserdem gebe sich sein Trainer Dominik Blatter enorme Mühe und setze sich immer für ihn ein. Schüpbach weist auf den talentierten Zehnkämpfer Simon Ehammer vom TV Teufen hin: Der Schweizer Leichtathlet des Jahres 2020 fühlt sich in seinem gewohnten Umfeld ebenfalls sehr wohl und begründet seinen Verbleib damit, dass Erfolg auch dann möglich ist, wenn man in einem Turnverein eingebettet sei. «Für mich ist das die richtige Einstellung», sagt Schüpbach.
Mit seinem Werdegang hat der Aargauer gezeigt, dass er bisher alles richtig gemacht hat. In diesem Stil soll es in den kommenden Monaten weitergehen. «Wenn es mir jetzt läuft, kann ich den Sprung auf eine höhere Stufe schaffen und halbwegs von der Leichtathletik leben. Davon träume ich», sagt Joel Schüpbach. Zuzutrauen ist ihm dieser Schritt allemal, denn Erfahrung im Umsetzen seiner Ziele hat er bekanntlich genug.
Endlich keine Schmerzen mehr
Vor zwei Jahren sorgte Lukas Kauflin bei den Schweizer Hallen-Meisterschaften der Aktiven in St. Gallen für Furore: Der damals 18-jährige Strengelbacher düpierte über 800 m alle Favoriten und schnappte sich überraschend die Goldmedaille. Für Kauflin war es der Auftakt in eine erfolgreiche Saison, die er bei den nationalen U20-Meisterschaften mit einem weiteren Titel über dieselbe Distanz abschliessen konnte. Danach wurde es ruhig um das Mitglied des TV Zofingen Leichtathletik, was nicht nur an der Corona-Zwangspause lag. Eine Knochenhautentzündung am Schienbein machte ihm bis letzten Juni zu schaffen, hinzu gesellten sich kleinere Probleme wie ein übertretener Fuss oder Schmerzen an der Achillessehne. Mittlerweile sind alle Verletzungen auskuriert und auch die Motivation ist nach anfänglichen Schwierigkeiten zurückgekehrt. «Ich bin gesund, gehe die Sache aber vorsichtig an», sagt Lukas Kauflin. Um seinen Körper nicht zu überlasten, absolvierte er zuletzt neben den vier Lauftrainings einige Einheiten auf dem Velo oder sammelte viele Kilometer in den Langlauf-Loipen. Im April will der Webentwickler die Intensität steigern und längere Läufe auf der Rundbahn bestreiten, um ein Wettkampfgefühl zu erhalten. «Ich brauche noch zwei bis drei Wochen, bis ich in Form bin», betont er. Die ersten Wettkämpfe sind für Mitte Mai geplant, je nach epidemiologischer Lage in der Schweiz oder im Ausland. Als Höhepunkt strebt Kauflin die Teilnahme bei den U23-Europameisterschaften im Juli in Bergen (No) an. Weiter in die Zukunft blicken will er noch nicht. «Die letzten eineinhalb Jahre sind nicht super gelaufen. Ich möchte zuerst wissen, wo ich stehe und schaue dann weiter», sagt Kauflin.